Hagen. Daliborka Colic hat ihr großes Grundstück in Hohenlimburg in ein Refugium für Straßenhunde aus Bosnien umgewandelt.

Daliborka Colic (48) hat ihre ganz eigene Auffassung von Menschen und Tieren: „Tiere sind bessere Wesen als Menschen“, sagt sie: „Menschen sind egoistisch. Sie streiten, bekriegen sich und lügen, einer nutzt den anderen aus. Du gibst einem den kleinen Finger, und er reißt dir den Arm ab.“ Tiere seien ganz anders: „Tiere sind dankbar“, sagt Daliborka Colic: „Dankbar für ein bisschen Liebe. Dankbar für ein bisschen Essen.“

Am Alten Henkhauser Weg in Hohenlimburg hat die Unternehmerin, die sich vor 17 Jahren mit einer Zeitarbeitsfirma selbstständig gemacht hat, ein Refugium für in Not geratene Hunde eingerichtet. Auf ihrem 11.500 Quadratmeter großen Grundstück befinden sich Boxen und Zwinger für Vierbeiner, die sie aus Bosnien-Herzegowina nach Deutschland hart bringen lassen, um sie vor dem sicheren Tod zu bewahren, wie sie sagt: „Die Situation in Bosnien ist ganz schlimm. In den Tierheimen sterben Hunde oft den Hungertod, oder sie werden, nachdem sie eingefangen wurden, sofort getötet.“

70 Hunde pro Monat

Mit ihrem Verein SOS Vergessene Pfoten holt Daliborka Colic ihren eigenen Angaben zufolge rund 70 Hunde pro Monat nach Deutschland. Die Hälfte von ihnen wird zunächst auf ihrem Grundstück in Hohenlimburg untergebracht, um dann so schnell wie möglich weiter vermittelt zu werden. Die andere Hälfte, vornehmlich ältere Hunde, die nicht so leicht ein neues Zuhause finden, übergibt sie Tierheimen, mit denen sie seit Jahren zusammenarbeitet. „Das Tierheim in Hagen gehört nicht dazu; die Leute, die da arbeiten, sind mir zu schwierig.“

Daliborka Colic und ihre Helferin Jolanta Jarko mit Arima, einem Hütehund der Rasse Sarplaninac.
Daliborka Colic und ihre Helferin Jolanta Jarko mit Arima, einem Hütehund der Rasse Sarplaninac. © WP | Michael Kleinrensing

Daliborka Colic erzählt, sie habe im Laufe der Jahre ein Vermögen in den Tierschutz gesteckt. In Sarajewo geboren, kam sie mit zwei Jahren nach Deutschland: „Ich stamme aus ganz armen Verhältnissen.“ Mit 14 habe sie ihr erstes Geld als Zimmermädchen in einem Hotel verdient, später in der Gastronomie und anderen Branchen gearbeitet und sei schließlich in der Personaldienstleistung gelandet, wo sie ihre eigene Fima gründete: „Seitdem ich 14 bin, arbeite ich an sieben Tage die Woche.“

Ein Leben für die Hunderettung

Sie hat ihre eigene Weltsicht und hält damit nicht hinterm Berg: „Ich muss mich nicht verstecken.“ Sie lebe nicht vom, sondern für den Tierschutz, sagt sie, sie finanziere die Rettung der verwahrlosten Straßenhunde aus dem bosnischen Gradiska mit ihrem Privatvermögen, bezahle die Transportwagen, die Fahrer, die Tierärzte, die Gebühren. Der Verein fördert Kastrationsaktionen in Bosnien, kümmert sich um die Versorgung von Hunden in Tierheimen und die Ernährung der unzähligen Straßenhunde: „Unser Verein hat um die 7500 Kastrationen durchführen lassen. Dennoch ist das Elend nicht annähernd in den Griff zu bekommen.“

Seit 14 Jahren betreibt SOS Vergessene Pfoten zudem ein eigenes Tierheim in Gradiska, um heruntergekommene Hunde aufzupäppeln und tierärztlich versorgen zu lassen, ehe sie - natürlich auch kastriert - nach Deutschland vermittelt werden. Insgesamt seien so knapp 10.000 Vierbeiner glücklich gerettet worden. „Ich kenne niemanden, der soviel privates Geld in den Tierschutz steckt wie Frau Colic“, sagt der Dortmunder Rechtsanwalt Peer Fiesel, Präsident des Landestierschutzverbandes von Nordrhein-Westfalen.

Grundstück für Öffentlichkeit zugänglich

Regelmäßig samstags, so auch am kommenden Samstag von 14 bis 17 Uhr, lässt Daliborka Colic das elektrische Tor an der Auffahrt zu ihrem Grundstück öffnen und lädt die Öffentlichkeit dazu ein, sich die gerade anwesenden Hunde anzuschauen und sich über die Arbeit ihres Vereins zu informieren. „Alle, die sich für uns interessieren, können kommen“, sagt sie. Das Gelände wirkt ordentlich und aufgeräumt, trotz der potenziell schmutzigen Arbeit, die mit der Unterbringung von Hunden verbunden ist. Aber man solle sich in ihrem Äußeren nicht täuschen, sagt die Hausherrin: „Auch wenn ich mich gern schick mache, kann ich sehr wohl einen Zwinger reinigen und alles andere tun, was mit der Haltung von Tieren verbunden ist.“

Dann wird sie wieder nachdenklich: „Ich habe keine Kinder. Die Hunde sind meine Kinder. Und wir können sowieso nichts mit ins Grab nehmen. Dann will ich mit meinem Geld wenigstens für ein bisschen Gerechtigkeit im Leben sorgen.“