Hagen. Platz hinter dem Schülerpult: Michael Pütz (Christian-Rohlfs-Gymnasium) und Michael König (Hildegardis-Schule) werden pensioniert.

Vor 50 Jahren haben sie sich in einem Basketballspiel gegenüber gestanden. Michael Pütz (65) ging seinerzeit für den Hasper SV auf Korbjagd, Michael König (66) für den SSV Hagen. Das Ergebnis: „92:48 für den SSV“, gibt Pütz zähneknirschend zu.

Nicht nur die Leidenschaft für Basketball haben die beiden Pädagogen aus Hagen gemeinsam. Sie ergriffen den gleichen Beruf, studierten Pädagogik, wurden Lehrer und stiegen zu anerkannten Schulleiern auf. König am Hildegardis-, Pütz am Christian-Rohlfs-Gymnasium. Und beide sagen: „An einer anderen Schule wäre ich nicht Schulleiter geworden.“

Das hat mit ihrer Herkunft zu tun. Michael Pütz ist eingefleischter Hasper, er baute am damaligen Ernst-Meister-Gymnasium, das ursprünglich nur von Jungen besucht wurde, das Abitur und wurde stark von seinem Sportlehrer Uwe Paul beeinflusst. „Nachdem ich den kennengelernt hatte, wusste ich, dass ich auch Lehrer werden wollte.“ Paul brachte seinen Schülern im Hochsprung den damals noch verbreiteten Straddle, bei dem sich der Springer bäuchlings über die Latte wälzte, als auch den seinerzeit neumodischen Fosbury-Flop bei, bei dem der Springer die Latte rückwärts überquert.

Straddle statt Flop

Während des Sportstudiums sei er der einzige Student mit Straddle-Technik gewesen und habe bei den damaligen Prüfern einen Stein im Brett gehabt, erinnert sich Pütz. Mit einer 2 im Examen reichte es damals, als es noch Lehrer gab wie Sand am Meer, dennoch nicht für einen Arbeitsplatz. Pütz blieb ein Jahr lang arbeitslos und organisierte religiöse Schulwochen für das Erzbistum Paderborn, ehe er doch eine Stelle an der Gesamtschule in Iserlohn ergattern konnte: „Von einer Gesamtschule wusste ich nur, wie sie geschrieben wird.“ Er blieb 20 Jahre und hat sich bis heute den Respekt vor dieser Schulform, die vor 50 Jahren in NRW ihre Arbeit aufnahm, bewahrt: „Es ist bewundernswert, wie die Schüler dort zum Abitur geführt werden.“

Der Berufsweg beider Pädagogen ist eng mit ihrer jeweiligen Schule verknüpft.
Der Berufsweg beider Pädagogen ist eng mit ihrer jeweiligen Schule verknüpft. © Alex Talash | Alex Talash

Trotzdem: Als sich die Gelegenheit bot, an das quasi vor seiner Haustür gelegene Christian-Rohlfs-Gymnasium zu wechseln, ließ er sich nicht lange bitten. Und als sich vor 16 Jahren die Gelegenheit ergab, dort zum Schulleiter aufzusteigen, war das eine unerwartete Chance: „Ich wäre nicht woandershin gewechselt, nur um Schulleiter zu werden. Aber in Haspe konnte ich etwas bewirken. Ich wollte aus dem CRG ein Gymnasium für die Hasper machen. Und das ist mir, glaube ich, gelungen.“ Inzwischen würden 90 Prozent der Schüler aus Haspe das CRG besuchen, Pütz hat es fest als Stadtteilgymnasium im Hagener Westen verankert: „Der zweisprachige Schwerpunkt Deutsch-Englisch ist der Renner, seit vier Jahren bilden wir durchweg zwei bilinguale Eingangsklassen.“

Überraschende Ernennung

Doch im Sommer ist Schluss, Pütz wird in den Ruhestand versetzt. Und das erwartet auch Michael König an der Hildegardis-Schule, der an der katholischen Penne in Hagen erst vor fünf Jahren überraschend zum Schulleiter ernannt worden war. Wie Pütz hätte er ein solches Amt wohl nie an einer anderen Schule angetreten. „Ich bin ja schon mein ganzes Berufsleben an der Hilde beschäftigt, war nie woanders Lehrer.“

Bis heute sehe er sich denn auch in erster Linie als Lehrer und erst dann als Leiter der Schule, so König. Eine entsprechende Perspektive habe er ja auch eigentlich gar nicht besessen, erst durch die besondere Situation vor fünf Jahren ergab sich auf einmal die Chance, an „seiner“ Hilde noch einmal in einer ganz anderen Verantwortung tätig zu werden: „Und nach dem ersten Erstaunen der Kollegen hat das eigentlich gut funktioniert. Und dann kam ja auch schon die Pandemie und hat alles andere überlagert.“

Christlich-katholischer Charakter

Den konfessionellen Charakter seines Gymnasiums sieht König eher als Vorteil denn als Bürde. Als Mitglieder der Schulgemeinschaft brächten sie von vornherein eine bestimmte Haltung mit, die die Atmosphäre an der Lehranstalt entscheidend beeinflusse: „Das betrifft den Umgang der Schüler miteinander, wie sie den Lehrern begegnen, aber auch wie die Eltern sich verhalten.“

Um die Schulentwicklung in Hagen machen sich Michael Pütz und Michael König Sorgen.
Um die Schulentwicklung in Hagen machen sich Michael Pütz und Michael König Sorgen. © Alex Talash | Alex Talash

König wurde in Münster geboren, kam aber mit eineinhalb Jahren nach Hagen, weil sein Vater eine Stelle als Lehrer am Albrecht-Dürer-Gymnasium angenommen hatte: „Dort habe ich später auch mein Abi gemacht. Wenn Sie so wollen, komme ich aus einer Bildungs- bzw. Lehrerfamilie.“ Seine Schwester ist Grundschulrektorin, seine Mutter Bibliothekarin.

Schon lange ist Michael König 2. Vorsitzender im Theaterförderverein Hagen - eine Tätigkeit, die er nach seiner Pensionierung fortsetzen will: „Ich möchte gesellschaftlich engagiert bleiben.“ Auch Michael Pütz wird als Vorsitzender der „Corbacher 20“, eines Vereins, der sich der Sozialarbeit in Haspe widmet, weitermachen. Zudem bleibt er als Vertreter der katholischen Kirche sachkundiger Bürger im Schulausschuss der Stadt Hagen.

Die zukünftige Entwicklung der Schullandschaft betrachten die beiden scheidenden Pädagogen mit gemischten Gefühlen. Hagen sei, aus welchen Gründen auch immer, nun mal ein Hotspot der Zuwanderung, so Pütz: „Und das zu händeln, ist kaum noch leistbar. Und ehrlich gesagt: Ich weiß nicht, wie dieses Problem zu lösen ist.“