Hagen. Der leidenschaftliche Protest der Bürger für die kleinen Friedhöfe in der Stadt trägt Früchte. Die Anlagen bleiben erhalten. Die Hintergründe.
Die Debatte um Schließungen von Friedhöfen in dieser Stadt - und vor allem in Hohenlimburg - ist vom Tisch. Hier standen bekanntlich Holthausen, Berchum und die Anlage im angrenzenden Garenfeld auf der Streichliste. Altenhagen und Halden wären möglicherweise als Nächstes dran gewesen. Stattdessen sollen die Flächen der Anlagen nun kontinuierlich verkleinert und auf Kernflächen konzentriert werden. Werden umgewandelte Flächen künftig nicht mehr genutzt, ist eine Teilentwidmung dieser Zonen möglich. Hans-Joachim Bihs, Chef des für die Friedhöfe verantwortlichen Wirtschaftsbetriebs Hagen (WBH) warnt angesichts der Entscheidung seines Kontrollgremiums: „Das dicke Ende wird noch kommen.“
„Das dicke Ende kommt irgendwann. Die Flächen um 12,5 Hektar zu verkleinern, wird nicht reichen. Wir müssen insgesamt von 60 auf 10 Hektar runter. Uns wäre die Schließung der genannten Anlagen am liebsten gewesen.“
Der WBH-Verwaltungsrat folgte einem Vorschlag von CDU, SPD, Grünen, Hagen Aktiv, Linken, Bürgern für Hohenlimburg, die Partei, HAK und FDP. Der WBH ist demnach nun beauftragt, Perspektiven für eine Verkleinerung der städtischen Friedhofsflächen um 12,5 Hektar aufzuzeigen. Dabei soll geprüft werden, ob die bislang ungenutzte Fläche des Friedhofs Halden kurzfristig entwidmet werden kann. Und: ob auf dem Friedhof Delstern kurzfristig eine Beerdigungswald-Teilfläche entstehen kann. Die Infrastruktur auf den Friedhöfen Berchum, Garenfeld und Holthausen „sind auf das Erforderliche zu reduzieren“, heißt es im Beschluss.
Gebühren können steigen
Geprüft wird nun auch, ob in Randzonen bei künftigen Zubettungen oder Verlängerungen „freiwillige Umbettungsangebote“ möglich sind. Entscheidender Fingerzeig auch für die Bevölkerung: Die Gebührensatzung soll erweitert oder verändert werden. Daneben wird auch geprüft, ob die Einrichtung einer neuen Bestattungskategorie möglich ist. Sie könnte den Titel tragen: „Erdbestattungen auf historisch lokalem Friedhof mit besonderen Auflagen zur Grabsteingestaltung“. Genereel deutet sich eine Gebührenerhöhung an.
WBH-Chef Bihs goss direkt zur Entscheidung Wasser in den Wein: „Das dicke Ende kommt irgendwann. Die Flächen um 12,5 Hektar zu verkleinern, wird nicht reichen. Wir müssen insgesamt von 60 auf 10 Hektar runter. Uns wäre die Schließung der genannten Anlagen am liebsten gewesen. Wir werden weitergehende Vorschläge machen.“ Bihs machte aber auch deutlich, dass er die Bevölkerung verstanden habe. Die hatte bis zuletzt protestiert und sich selbst für den Erhalt von Kleinstanlagen stark gemacht. In der WBH-Verwaltungsratssitzung brandete Applaus aus den Zuschauerreihen auf, als die Entscheidung pro Erhalt der Friedhöfe fiel.
„Eine politische Entscheidung“
„Dies ist eine politische Entscheidung“, machte CDU-Mann Jörg Klepper deutlich. Die Unterscheidung ist insofern wichtig, als dass der Verwaltungsrat ein wirtschaftliches Kontrollgremium ist, in dem Politik eine nachgeordnete Rolle spielt. „Diese Entscheidung gibt aber den Bürgerwillen wider“, fuhr Klepper fort. In eine ähnliche Richtung erklärte sich Peter Arnusch von den Bürgern für Hohenlimburg: „Sicher ist es hier unsere Aufgabe, die Wirtschaftlichkeit des WBH im Auge zu halten. Aber wir treffen Entscheidungen auch für die Menschen, die in Hagen leben. Die sollen sich wohl fühlen. Und dazu gehört es eben auch, ihre Friedhöfe zu erhalten, auch wenn es ein Verlustgeschäft ist.“
Das ist es wirtschaftlich nämlich in der Tat. Zwei Millionen Euro Defizit für die Pflege von Flächen, die in der Realität überhängen, weil der Wandel in der Bestattungskultur die Anlagen in riesige Freiflächen verwandelt hat.