Hagen. In den städtischen Tochterunternehmen ginge ohne Menschen mit ausländischen Wurzeln nichts. Das zeigt ein Blick auf Straßenbahn oder Theater.
Ihre Namen klingen ziemlich deutsch. König, Ludwig, Fischer, Röspel, Stricker und Engelhardt. Es sind die Namen, die unter einer Erklärung stehen, die Kernbotschaften auf einer halben DIN-A-4-Seite zusammenfasst. „Hagen wäre ohne all unsere Mitarbeiter nicht mehr lebenswert und lebensfähig“, steht da geschrieben. Und: „Unsere Unternehmen sind ein Spiegel der Gesellschaft. Die Menschen, die bei uns arbeiten, sind unsere Kolleginnen und Kollegen, unsere Nachbarn und Freunde. Und wir treten dafür ein, dass dies auch so bleibt.“
„Bei der Hagener Straßenbahn arbeiten Fahrer aus 28 Nationen. Ohne die würde der Fahrplan zusammenbrechen.“
Werner König (Hagener Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft), Rüdiger Ludwig (Straßenbahn AG), Hans-Dieter Fischer (Stadthalle GmbH), Wolfgang Röspel (Theater), Günter Stricker (Hagener Entsorgungsbetrieb) und Anja Engelhardt (Betrieb für Sozialeinrichtungen) sind Vorsitzende von Aufsichtsräten der Töchter-Unternehmen der Stadt Hagen. Und mit der Erklärung unter dem Titel „Hagen bleibt eine Heimat für alle Menschen“ wollen sie ein Zeichen setzen.
AfD sitzt in Ausschüssen und im Rat
Sie alle aber eint auch, dass sie aktive oder ehemalige Kommunalpolitiker sind. Politiker, die sich immer wieder mit der AfD im Rat, in den Ausschüssen oder in den Bezirksvertretungen auseinandersetzen mussten. Mit einer Partei, deren Vertreter bei einem Treffen in Potsdam mit Vertretern der rechten Szene und der identitären Bewegung zusammenkamen. Es ging dabei nach Angaben des Journalistenbüros „Correctiv“ auch um die Remigration von Asylbewerbern, Ausländern mit Bleiberecht und nicht assimilierten Staatsbürgern.
„Diese Diskussion macht uns große Sorgen“, sagt Werner König. Und Rüdiger Ludwig ergänzt: „Bei der Hagener Straßenbahn arbeiten Fahrer aus 28 Nationen. Ohne die würde der Fahrplan zusammenbrechen.“ Was Wolfgang Röspel mit Blick auf das Theater ganz ähnlich sieht: „Egal ob auf der Bühne oder hinter den Kulissen - Menschen aus 100 verschiedenen Ländern garantieren ein gutes Programm.“
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Biedermänner in den Gremien
In den Gremien der Stadt begegnen die Politiker immer wieder den Mitgliedern der AfD-Fraktion. „Da geben sie sich als Biedermänner“, sagt Werner König, „aber in Wirklichkeit sind ihresgleichen politische Brandstifter.“ So habe der Vorsitzende der AfD-Brandenburg erklärt, es sei kein Geheimplan, dass Millionen Menschen Deutschland verlassen sollten, sondern ein Versprechen.
Einer derer, die für die AfD in Hagen Politik machen und der sogar für die Partei in den Deutschen Bundestag einziehen wollte, ist Andreas Geitz. Geitz wiederum stand am Tag des Sturms auf den Reichstag mit einer USA-Flagge mitten unter den Demonstranten auf der Treppe des Gebäudes und filmte das Geschehen. „Das war mal ein Fall, an dem wir sie packen konnten“, sagt König. Wenn auch ohne durchschlagenden Erfolg: Trotz aller Rücktrittsforderungen hat Geitz sein Mandat bis heute behalten. „Und er sitzt mit mir sogar im Aufsichtsrat der HGW.“
„Wir als demokratische Parteien müssen uns zusammenraufen. Dass wir eine gemeinsame Erklärung abgeben, ist ein Zeichen an alle Menschen mit ausländischen Wurzeln in Hagen, aber auch an alle deutschen Mitbürger.“
Immerhin macht Anja Engelhardt (SPD) eine „Brandmauer“ deutlich: „Wir brauchen die AfD nicht. Wir werden sie an keinem unserer Anträge beteiligen.“
Die Erklärung der Aufsichtsräte sei so letztlich ein wichtiges Signal - sagt König. „Wir als demokratische Parteien müssen uns zusammenraufen. Dass wir eine gemeinsame Erklärung abgeben, ist ein Zeichen an alle Menschen mit ausländischen Wurzeln in Hagen, aber auch an alle deutschen Mitbürger.“