Hagen. Radfahrer, die sich in Hagen nicht an Regeln halten, ärgern einen 74-Jährigen maßlos. Deshalb hat er einen kuriosen Antrag gestellt.

Rentner Wilfrid Daut (74) und seine Frau wohnen mitten im Wald. Ihr Grundstück befindet sich neben vier weiteren Häusern an einem unbefestigten, rumpeligen Weg, Fuchs und Hase wünschen sich hier eine Gute Nacht. Das Ehepaar aus Hagen hat früher Pferde gezüchtet, war im Reiterverein Tücking aktiv und genießt das Leben abseits des hektischen Großstadtlärms.

Doch die Idylle trügt. Auf seinen Spaziergängen durch den Wald Auf der Halle müsse er manchmal zur Seite springen, um sein Leben zu retten, sagt Wilfrid Daut: „Bin ich nicht schnell genug, werde ich angepöbelt oder überfahren.“ Überfahren von Mountainbikern, die den Wald zur Kulisse ihres Hobbies auserkoren hätten. Seitdem E-Bikes en vogue seien, habe sich das Problem drastisch verschlimmert.

Fahrer fällen Bäume und legen Trails an

Die Radfahrer seien frech, rücksichtslos und völlig gleichgültig gegenüber den Bedürfnissen von Spaziergängern und Natur. Viele seien ohne Klingel unterwegs. „Sie rasen nicht nur mit irrem Tempo über die Wege, sondern auch querfeldein zwischen den Bäumen hindurch“, beklagt Daut: „Es ist kein Witz, man muss Angst um sein Leben haben.“

Manche der Freizeitsportler hätten Werkzeug dabei und würden Trails anlegen und Bäume fällen, um Rampen und andere Hindernisse zu bauen: „Häufig treten sie in Gruppen auf, so dass man sich nicht wehren kann.“ Ihm seien schon öfters Prügel angeboten worden, wenn er den Weg nicht frei mache, so Daut: „Kürzlich hat mir einer vors Auto getreten und behauptet, ich hätte im Wald nichts zu suchen. Dabei wohne ich hier!“

Den Radler anzuzeigen oder Schadensersatz für die Beule in seinem Wagen zu verlangen, war Daut nicht möglich. Denn der Täter sei so schnell verschwunden, wie er zwischen den Bäumen aufgetaucht war. Um wenigstens jenen Radfahrern, die die Grenzen des Erlaubten überschreiten, Herr zu werden, hat sich Daut mit einem scheinbar kuriosen Vorschlag an die Stadt Hagen gewandt: „Ich habe die Einführung von Nummernschildern für Radfahrer beantragt. Denn dann könnte man die Täter anzeigen und ihrer unerträglichen Frechheit ein Ende setzen.“

Das sagt die Stadt Hagen

Mit seinem Ansinnen holte sich Daut bei der Stadt Hagen prompt eine Absage ein. Die Debatte um verpflichtende Kennzeichen an Fahrrädern sei nicht neu, gab Ordnungs- und Umweltdezernent Dr. André Erpenbach zwar zu verstehen, es gebe dafür jedoch keine Rechtsgrundlage: „Der Stadt Hagen als Kommunalbehörde ist es nicht möglich, eine entsprechende Rechtsgrundlage zu schaffen. Solch eine Regelung kann nur über das Gesetzgebungsverfahren geschaffen werden.“

Doch damit will sich Wilfrid Daut nicht zufriedengeben. In Hagen sei die Straßenverkehrsordnung für Radfahrer de facto aufgehoben, moniert er die in seinen Augen zu fahrradfreundliche Politik der Stadt, die solche Auswüchse offenbar in Kauf nehme: „Viele Radfahrer missachten nicht nur Verkehrsschilder, sondern auch das Bundeswald- oder das Landschaftsschutzgesetz.“ Es sei nicht möglich, einen Fahrer zu identifizieren: „Frage ich nach Ausweisen, wozu ich ja auch kein Recht habe, werde ich ausgelacht. Fotografiere ich ihn, mache ich mich wegen Verletzung der Persönlichkeitsrechte strafbar.“

Sperrkette und Zaun auf dem Weg

Die Kennzeichenpflicht sei daher der einzig gangbare Weg, um den schwarzen Schafen unter den Radfahrern beikommen zu können: „Jeder Verkehrsteilnehmer in Deutschland muss identifizierbar sein. Alle Fahrzeuge mit Motor haben ein Kennzeichen. Jeder Hund und jede Katz ist gechipt. Jedes Pferd muss eine Kopfnummer tragen. Jeder Fußgänger muss einen Personalausweis haben. Nur die Radfahrer dürfen unerkannt und damit unbelangbar sein“, schimpft Daut. Weder Polizei noch Ordnungsamt hätten eine Chance, die Identität eines Radfahrers zur Verfolgung einer Ordnungswidrigkeit oder Straftat festzustellen: „Der Radfahrer lacht, fährt weiter, dreht sich und zeigt den Stinkefinger.“

Auf einem der Waldwege, der noch zu seinem Grundstück gehört, hat Daut auf seine Art Fakten geschaffen und eine Sperrkette sowie einen Zaun montiert, um die wilde Fahrt der Radfahrer zu stoppen: „Sonst würde ich womöglich haftbar gemacht, wenn hier einer verunglücken sollte.“ Ein Schild weist darauf hin, dass Radfahrern die Durchfahrt untersagt ist.

Er hat sie noch nicht aufgegeben, seine Idee einer Kennzeichnungspflicht für alle Radfahrer in Hagen.