Hohenlimburg. In Hohenlimburg gibt es Sicherheitsbedenken wegen des geplanten Containerdorfes am Kirchenberg. Aber ist das realistisch?
In „absehbarer Zukunft“, so erklärt die Stadtverwaltung, soll auf dem Parkplatz des Erich-Berlet-Stadions am Kirchenberg ein Wohncontainer-Dorf für bis zu 100 Geflüchtete entstehen. Mit Wohnräumen und Gemeinschaftsräumen, in denen selbst gekocht und gewaschen werden kann. Vorzugsweise sollen geflüchtete Frauen mit Kindern in die Container ziehen. Wie die Stadt damit und mit dem Bau einer Landesunterkunft auf dem Max-Bahr-Gelände dem Flüchtlings- und Zuwanderungsdruck begegnen möchte, hat unsere Zeitung bereits vor gut zwei Wochen berichtet. In direkter Nachbarschaft und in Hohenlimburg macht sich unterdessen auch die Sorge um die eigene Sicherheit breit. Aber wie berechtigt ist die?
Familien und alleinreisende Frauen
Um den Betrieb auf dem Parkplatz nicht zu sehr einzuschränken, sollen die Wohncontainer am Ende des Geländes aufgebaut werden, hatte die Stadt zuletzt berichtet. So stünde weiter genug Parkfläche für Fahrzeuge zur Verfügung. Auch der Sportbetrieb am Kirchenberg könne wie gewohnt durchgeführt werden. Im Containerdorf sollen nur Familien und alleinreisende Frauen in die Wohncontainer einziehen. Darauf hat sich der Krisenstab verständigt. Mit dem Einzug der Menschen soll parallel die Sporthalle in der Kapellenstraße leergezogen werden und wieder für den Schul- und Vereinssport zur Verfügung stehen.
„Es hat sich mal jemand gemeldet, der Angst um einen Wertverlust seiner Immobilie hatte. Das war es aber auch schon. Alles ruhig sonst. “
Neben einer Unterschriftenliste gibt es auch eine Onlinepetition, die aktuell knapp über 1000 Personen unterzeichnet haben - in beiden Fällen gegen die Errichtung des Containerdorfes. Unsere Zeitung hatte zuletzt einen Anwohner zitiert, der den Wertverlust seiner Immobilie fürchtet. Häufiger begegnet der Redaktion aber auch der verdeckte Hinweis, dass man sich um die Sicherheit im Quartier fürchte. Auch um die von Kindern, die auf dem Weg zur Schule seien.
Hinzu kommen bedenkliche Entwicklungen, ist doch in Hagen die Dichte an jungen Intensivtätern am zweithöchsten in NRW, wie das Lagebild Jugendkriminalität konstatiert. Hagen gehört zu den Städten mit dem höchsten Migrantenanteil im Land - und mit Blick auf die Kriminalität gebe es einen Zusammenhang, unterstrich Polizeipräsidentin Ursula Tomahogh vor zwei Monaten im Gespräch mit dieser Zeitung. Schlägt sich das auf die Sicherheitslage an den Flüchtlingsunterkünften in der Stadt nieder?
Ruhe in Boelerheide und Vorhalle
Blick nach Boelerheide und nach Vorhalle, wo schon seit längerem zwei große städtische Turnhallen als Flüchtlingsunterkünfte dienen. In beiden Fällen an und in Wohngebieten, im Falle der Kapellenstraße sogar mittendrin. „Ja, hier gab es einmal den Hinweis, dass man sich auch darum fürchte, dass die Häuser an Wert verlieren könnten“, gibt Nord-Bezirksbürgermeister Heinz-Dieter Kohaupt das Echo der örtlichen Bevölkerung wider. Ansonsten: nichts. „Keine Beschwerden, keine Auffälligkeiten“, sagt Kohaupt. Das füge sich einfach ordentlich ein. „Genauso in Vorhalle. Da hören wir nichts. Es sind ja auch immer Sicherheitsdienste dabei.“
„Wir erwarten 100 Flüchtlinge, nicht 100 Schwerverbrecher“
Hohenlimburgs Bezirksbürgermeister Jochen Eisermann (CDU) hat nach eigener Aussage „mehrere Mails und Anrufe“ mit Blick auf das geplante Containerdorf am Kirchenberg bekommen. Inhalt meistens: Angst um die Sicherheit. Er ist da ziemlich klar in seiner Haltung - das wird zumindest auf Anfrage deutlich: „Wir erwarten 100 Flüchtlinge, keine 100 Schwerverbrecher“, sagt Jochen Eisermann und betont, genau wie Heinz-Dieter Kohaupt, dass es einen Wachdienst geben werde.
Hauptsächlich Streitigkeiten
Die Hagener Polizei erklärt, dass die Objekte regelmäßig bestreift würden. Darüber hinaus würden die Hohenlimburger Bezirksdienstbeamten regelmäßig an der Kirchenberger Notunterkunft vorstellig werden. Sie nehmen dort Kontakt mit den Verantwortlichen, dem Sicherheitspersonal und den Bewohnern auf. „Zudem lässt sich festhalten, dass es schwierig ist, eine konkrete Aussage zu einem Zusammengang zwischen einer neuen Notunterkunft und damit zusammenhängenden Straftaten im unmittelbaren Umfeld zu treffen.
Anhand der uns vorliegenden Daten lässt sich belegen, dass es im gesamten Jahr 2023 zu lediglich zwölf Einsätzen an allen Hagener Unterkünften für Zuwanderer kam. Bei dem Großteil der Einsatzanlässe handelte es sich um Streitigkeiten und Ruhestörungen, sowie Hilfeersuchen und einen Brandfehlalarm“, erklärt die Pressestelle der Hagener Polizei.
Polizei mahnt zur Vorsicht
In zwei Fällen seien Strafanzeigen nach Streitigkeiten und in einem Fall nach einer Körperverletzung polizeilich aufgenommen worden. Dies sei nicht ungewöhnlich, wenn man bedenke, dass viele fremde Menschen auf engem Raum zusammenwohnen würden, so die Polizei. Man nehme die Sorgen im Bezug auf die geplanten Wohncontainer am Kirchenberg ernst. Die Hohenlimburger Bezirksdienstbeamten Reinhard Saß und Michael Jäger seien Ansprechpartner für die Bürger. „Wir regen dazu an, nicht nur bei verdächtigen Feststellungen, sondern niederschwellig mit den Polizeihauptkommissaren Saß und Jäger in Kontakt zu treten.“