Hagen. Seine Leidenschaft sind alte Schätzchen: Christian Bönisch sammelt Filmrollen und veranstaltet Filmabende in Hagen. Alles zum nächsten Termin.

Christian Bönisch liebt sein Hobby – er ist Cineast durch und durch. Der 43-Jährige ist Fotograf, Hagen-Buch-Autor und Maler. Und er hat sich der Rettung alter Filmrollen verschrieben.

Filmpräsentation in Hagen-Bathey

Am Freitag, 8. September, lädt der Film-Freak gemeinsam mit zwei Kompagnons, die das gleiche­ Hobby teilen, zu einer Filmpräsentation nach Hagen-Bathey ein. Die Veranstaltung trägt den Titel „Aus der Schatztruhe des unsterblichen Schulfilms“; Originalfilme aus den 1910er bis 1980er-Jahren werden dann mit einem analogen, ratternden 16-Millimeter-Projektor im Saal gezeigt.

Das Plakat zeigt Lehrer Lämpel – gehasst und gefürchtet von „Max und Moritz“ von Wilhelm Busch – mit einer alten Schulfilmrolle.
Das Plakat zeigt Lehrer Lämpel – gehasst und gefürchtet von „Max und Moritz“ von Wilhelm Busch – mit einer alten Schulfilmrolle. © Privat | Privat

1200 Filmrollen zusammengetragen

Aber der Reihe nach. . . Im Zuge der Auflösung der Hagener Stadtbildstelle (und aus anderen Auflösungen) hat Christian Bönisch rund 1200 Filmrollen (Unterrichtsfilme bis 30 Minuten) und 586 große Filmrollen, also längere Dokumentationsfilme und seltene Spielfilme, zusammengetragen.

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„Die Filmdosen habe ich in meiner Wohnung alle fein säuberlich nach Film-Nummern sortiert und katalogisiert und in meinem Keller sowie in einem Außenlager eingelagert.“

Bunte und spannende Mischung

Und weiter: „Die Beihefte sind separat in Klarsichthüllen und DIN-A-5-Ordnern numerisch sortiert abgeheftet, so dass wir bei der Auswahl der Themen für einen Präsentationsabend darauf zurückgreifen können. Eine bunte und spannende Mischung aus diversen Themengebieten ist immer unser Ziel für unsere Filmabende.“

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Zudem recherchieren Christian Bönisch sowie seine Kompagnons Uli Weishaupt, ehemaliger Lehrer an der Heinrich-Heine-Schule, sowie Lothar Handge, ehemals technischer Leiter der Stadtbildstelle, zu jedem Film die Hintergründe, die vor jeder Filmpräsentation kurz ankündigt werden.

„Meist steht Lothar Handge hinter dem ratternden Projektor, er kann ihn am besten bedienen, da er  jahrelang die Apparate von den Hagener Schulen repariert hat“, erzählt Christian Bönisch.

Das Foto ist 2020 entstanden. Es  zeigt den EWG-Saal in Hagen-Bathey. Lothar Handge steht hinter dem Projektor und überprüft, ob alles funktioniert.
Das Foto ist 2020 entstanden. Es  zeigt den EWG-Saal in Hagen-Bathey. Lothar Handge steht hinter dem Projektor und überprüft, ob alles funktioniert. © Unbekannt | Christian Bönisch

Der Film-Freak ist in seinem Element: „Während des etwa fünf minütigen Rollenwechsels diskutieren wir mit den Zuschauern im Saal. Manchmal wird es bei brisanten Themen wie Rassismus oder Umweltverschmutzung auch recht hitzig im Raum.“

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Das Cineasten-Trio zeigt an den Abenden – in der Regel zweimal pro Jahr im Kino Onikon in Herdecke und zweimal pro Jahr in Bathey (als Wiederholung) heimatkundliche Filme aus Hagen und Westfalen.

Ausflug in die ganz frühe Filmgeschichte

Was am Freitag ab 18 Uhr im Saal der EWG-Begegnungsstätte in Bathey gezeigt wird? Zunächst nehmen Christian Bönisch als Moderator sowie Lothar Handge und Uli Weishaupt die Zuschauer mit auf einen stummen Ausflug in die ganz frühe Filmgeschichte: Zu sehen sind die ersten Kino-Werbespots von 1910–1925; mit erstaunlichen Filmtricks.

Anschließend soll ein 43 Jahre alter Film über das Pro und Contra von Kernenergie zur Diskussion anregen. Top-aktuell dann ein Streifen über die unbegründete Wut und den blinden Hass zwischen Jugendlichen der Fußball-Fanclubs Schalke und Dortmund.

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Danach folgt ein heimatkundlicher Beitrag – bei „NRW-Landesgeschichte“ geht es um Heimkehr und Aufbau nach 1945. Um Sterbehilfe dreht sich dann alles in dem Kurzspielfilm „Lasst mich doch sterben!“ von 1980. Als Finale präsentiert das Cineasten-Trio „Rausschmeißer“ – eine amüsante Cartoon-Karikatur über Feminismus.

Nicht so trocken wie gedacht

Aber zurück zu Christian Bönisch und seinem Faible für „alte Schätzchen“: „Wir wollen Menschen für die alten Filme begeistern und ihnen zeigen, dass diese gar nicht so trocken sind, wie manche vielleicht meinen“, so der Fotograf, Autor und Maler.

Oftmals sei die Spielhandlung spannend erzählt, „und manchmal entdeckt man auch bekannte Schauspieler, die gar nicht erwähnt werden“, lächelt Christian Bönisch und gibt Beispiele: Willy und Martin Semmelrogge, Ernst-Fritz Fürbringer oder Agnes Windeck tauchen plötzlich in den Filmen auf, die mit ihrem Lokal- und Zeitkolorit einen Zauber längst vergangener Tage versprühen.“

Der Filmabend dauert etwa zwei Stunden. Der Saal der EWG-Begegnungsstätte in Bathey, Auf dem Graskamp 15, bietet, wenn die Tische rausgestellt sind, etwa 50 Personen Platz. Der Eintritt ist frei. Die EWG stellt Getränke und Snacks bereit. Anmeldung erbeten unter: post@ewghagen.de oder 02331- 200712.