Hagen. Von der Kindersitzberatung bis zum E-Bike-Training, das Angebot der Verkehrswacht in Hagen ist groß. Doch die Aktiven brauchen neue Mitstreiter.

Es erscheint eigentlich geradezu absurd: Der Verkehr nimmt zu und damit auch die Notwendigkeit, dass sich jemand um die Sicherheit im Straßenverkehr kümmert, dass für Rücksichtnahme und regelrechtes Verhalten geworben wird. Und dass es Informationen und Aufklärung gibt, wie das alles erreicht werden kann. Doch die Organisation, die sich all das auf die Fahnen geschrieben hat, die all dies anbietet, die Verkehrswacht in Hagen, braucht dringend neue Mitglieder und Aktive – und auch Menschen, die sich im Vorstand engagieren wollen. Aber trotz der Nachwuchssorgen machen die, die heute schon aktiv sind, unverdrossen weiter. Und sorgen weiter für eine Reihe von Aktivitäten.

Viele ehemalige Polizisten sind mit dabei

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Helga Müller gehört dazu. Die ehemalige Richterin ist 1. Vorsitzende der Verkehrswacht in Hagen. Sie hatte schon in ihrem Berufsleben mit den Folgen schlechten Verhaltens im Straßenverkehr zu tun. So wie viele weitere Aktive beruflich „vorbelastet“ sind: ehemalige Polizeibeamte, aber auch frühere Bundesbahner sind dabei. „Wir sehen die Notwendigkeit von Informationen und Aufklärung“, sagt Helga Müller. „Und es ist auch unser Ziel, die Polizei bei ihrer Verkehrserziehungsarbeit zu unterstützen.“

Etwa 50 Mitglieder gibt es aktuell noch, aber die bieten ein geradezu erstaunlich großes Angebot an. So wie Ulrich Grunwald, der Eltern unentgeltlich zum Thema Auto-Kindersitze berät. Immer dienstags von 15 bis 16 Uhr in der Geschäftsstelle der Verkehrswacht nahe der Firma Schmiedag in der Grüntaler Straße, wo Grunwald auch mehrere Exemplare zur Ansicht hat: „Ich gehe oft in Geburtsvorbereitungskurse, denn das Angebot ist groß und für Eltern oft unübersichtlich.“ Er hat sich in den Jahren ein großes Expertenwissen erarbeitet: „Ich berate aber völlig produktunabhängig und wir bieten bei uns auch einen Probeeinbau an.“

Die Mundwinkel verraten, ob das Tempo eingehalten wurde

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Und da gibt es das „Smiley“-Schild, das die Verkehrswacht immer wieder einsetzt, um Verkehrsteilnehmer in Tempo-30-Zonen, insbesondere an Schulen und Kindergärten, zu ermahnen oder zu belobigen: Wer sich an das Tempolimit hält, für den wird ein Lächeln angezeigt, wer zu schnell fährt, für den gehen bei dem „Mondgesicht“ auf der Anzeigetafel die Mundwinkel nach unten. „Wir versuchen so, die Autofahrer zu sensibilisieren“, sagt Fritz Schmitt, der die Anlage federführend für die Verkehrswacht betreut.

Oft wird dieser Service angefragt. Immer mittwochs, donnerstags und freitags wird kontrolliert. Darüber hinaus sind die Aktiven der Verkehrswacht auch mit ihren Utensilien unterwegs, die etwa simulieren, wie beeinträchtigt die Sinne und Reaktionsfähigkeiten schon bei kleineren Mengen Alkohol sind. Schaut man etwa durch verschiedene Spezialbrillen, die die Verkehrswacht für unterschiedliche Alkoholisierungsgrade bereithält, bekommt man einen guten Eindruck. „Viele schätzen sich völlig falsch ein“, so Helga Müller. „Deshalb gehen wir zum Beispiel auch an Schulen, um die jungen Leute früh zu sensibilisieren.“

Kontakt


Der Vorstand besteht derzeit aus Helga Müller (1. Vorsitzende), Peter Grunwald (2. Vorsitzender), Peter Schmidt (Geschäftsführer) und Sabine Prinz (Kassenwartin).
Die Verkehrswacht in Hagen gibt es schon lange, im kommenden Jahr feiert sie ihr 70-jähriges Bestehen.
Wer die Kindersitzberatung in Anspruch nehmen will: Sie findet dienstags von 15 bis 16 Uhr in der Geschäftsstelle der Verkehrswacht Hagen in der Grüntaler Straße statt. Terminvereinbarung unter 0171/1713400.
Die gleiche Nummer gilt für all die, die Interesse an einem Pedelec/E-Bike-Training haben.
Mehr Informationen: www.verkehrswacht-hagen.de

Fahrsicherheitstrainings werden nicht mehr gut angenommen

Die Unterstützung der Jugendverkehrsschule der Polizei am Ischeland und der Verkehrserziehung für Kindergärten und Grundschulen sowie verschiedene Informationsschriften runden die Aktivitäten ab. Und natürlich offensive Aufklärungsaktionen – etwa mit einem Aufprallsimulator, der das richtige Anlegen des Sicherheitsgurtes zeigt – wie zuletzt im Mai in der Fußgängerzone.

Eine Sache, die früher zum Kernangebot der Verkehrswacht gehörte, wird künftig allerdings nicht mehr dazu gehören: Das Verkehrssicherheitstraining auf dem Parkplatz der Firma Schmiedag vor dem Vereinsheim. „Den Parcours dafür haben wir immer samstags mit viel Aufwand aufgebaut, sogar Wasser eingesetzt, um Gefahrensituationen zu simulieren“, sagt Norbert Fischer, auch früherer Polizist. „Aber zuletzt wurde das nicht mehr genügend angenommen, zumal wir die Trainings nur am Samstag durchführen konnten. Es gibt heute permanente und sehr professionelle Fahrsicherheitsparcours, zum Beispiel vom ADAC. Da gehen die Leute hin.“

E-Bike-Training gehört nun auch zum Angebot

Neue Felder entwickeln sich dagegen: Training in Sachen E-Bikes gehören dazu. „Die E-Bikes nutzen auch viele ältere Menschen, um mobil zu sein. Aber die fahren ganz schön schnell – auch das will gelernt sein“, sagt Helga Müller. Sie hat sich noch einmal bereit erklärt für eine weitere Amtszeit als 1. Vorsitzende, ist gerade noch einmal gewählt worden. Es soll aber definitiv die letzte Amtszeit sein. Deshalb hoffen sie und ihre Mitstreiter, dass sich neue Aktive finden. Denn der Verkehr wächst weiter.