Hagen.. Zu wenig Bewegung und eine schlechte Konzentrationsfähigkeit bei vielen Hagener Schülern führen zu Problemen in der Jugendverkehrsschule.

Dirk Vrba leitet seit mehr als zehn Jahren die Jugendverkehrsschule.
Dirk Vrba leitet seit mehr als zehn Jahren die Jugendverkehrsschule. © Unbekannt | WP Michael Kleinrensing


Immer mehr Grundschüler in Hagen werden nicht mehr zur Fahrradprüfung zugelassen, weil sie motorisch nicht fit genug sind. Damit bestätigt sich in Hagen, wovor der Bundesverband der Deutschen Verkehrswacht zuletzt bereits warnte: Während vor zehn Jahren im Durchschnitt zwei Kinder pro Klasse nachgeschult worden seien, seien es mittlerweile fünf bis zehn.




Dirk Vrba, langjähriger Leiter der Jugendverkehrsschule in Altenhagen, sagt: „Viele Kinder spielen immer weniger draußen und erfahren unterschiedliche Bewegungsabläufe“. Insgesamt nehmen über 95 Prozent aller Hagener Schüler an einer Radfahrausbildung teil. Bereits in der ersten Klasse werden die Schüler schrittweise ans Radfahren herangeführt.

Um sicher am Straßenverkehr mit dem Fahrrad teilzunehmen, werden kognitive Fähigkeiten beansprucht, die erst ab dem achten Lebensjahr entwickelt werden. Vorher können Kinder beim Fahrradfahren nur in Fahrtrichtung blicken, weshalb die Fahrradprüfung auch erst in der vierten Klasse absolviert wird. Da sind die Kinder neun oder zehn Jahre alt. Dass es bei vielen Kindern trotz des erreichten Alters noch zu Problemen kommt, die eine Zulassung für die Prüfung verbieten, bestätigt Dirk Vrba.

Altersgemäße Motorik elementar wichtig

In den vergangenen Jahren hat er bei den Schülern zahlreiche Auffälligkeiten festgestellt, besonders im motorischen Bereich. Eine altersgemäße Motorik sei jedoch elementar wichtig, um eben jene Fähigkeiten auszubauen, um eine komplexe Situation, wie die im Straßenverkehr, bestehen zu können. Spurhalten, mit einer Hand fahren, sich umsehen, das Signal anderer Verkehrsteilnehmer richtig wahrnehmen und darauf reagieren – erst wenn die Kinder dazu in der Lage sind, werden sie zur Fahrradprüfung angemeldet.

Soziales Umfeld trägt zur Statistik bei

Eine von Roland Tripp, Bezirksbeamter für den Stadtteil Wehringhausen, selbst erfasste Statistik zeigt zum Beispiel: In den vergangenen fünf Jahren mussten 40 Prozent der Viertklässler der Emil-Schumacher-Schule in Wehringhausen eine „Ehrenrunde“ drehen beziehungsweise fahren. Sie waren trotz durchlaufener Jugendverkehrsschule noch nicht so weit. „Dann kommt es auch mal zu dicken Krokodilstränen“, sagt Vrba. „Aber wir haben eine Sorgfaltspflicht und schicken Kinder nur dann in die Prüfung, wenn sie am Straßenverkehr teilnehmen können.“

Den Grund für die hohe Durchfallquote sieht Vrba teilweise auch im sozialen Umfeld: „Der Besitz eines eigenen Fahrrads beispielsweise und die Möglichkeit privat üben zu können, ist nicht überall gegeben.“ Vielerorts eben auch im Stadtteil Wehringhausen nicht, in dem viele Zuwandererkinder leben.

Eltern stehen in der Pflicht

Eine Grundschule auf Emst weise da andere Zahlen auf, so Vrba. Doch auch in den besser gestellten Stadtteilen Hagens stellt er motorische Probleme und ein schlechteres Abschneiden fest. Wie ist dagegen vorzugehen? „Die Eltern stehen in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Kinder vor der Prüfung ausreichend geübt haben“, sagt Vrba.

Über die Bedeutung und Tragweite von regelmäßigem Training informieren Vrba und seine Kollegen bereits zu Beginn der ersten Klasse. „Wir gehen in die Schulen, halten Elternabende, bieten individuelle Trainingseinheiten an“, erklärt er.