Hagen. Stadt Hagen will fehlende Plätze in Wohngemeinschaften entstehen lassen. Wohlbehagen-Chef widerspricht und sieht Bedarf für weitere Pflegeheime.
Die Stadt Hagen sieht mittelfristig keinen Bedarf für ein neues Pflegeheim in der Volmestadt. Der Bedarf sei weitgehend gedeckt.
Die errechneten fehlenden 38 Plätze sollen stattdessen in Wohngemeinschaften für Pflegebedürftige geschaffen werden. Das geht aus dem aktuellen Entwurf für die Pflegebedarfsplanung bis zum Jahr 2022 hervor, die der Stadtrat am 26. November beschließen soll.
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Erstmals soll dann auch eine verbindliche Planung für den Bereich der Tagespflege verabschiedet werden – hierbei geht es um Plätze in Einrichtungen, in denen Pflegebedürftige nur tagsüber betreut werden. Auch hier sieht die Stadt den Bedarf weitestgehend gedeckt. Für Betreiber und Investoren würden diese Beschlüsse bedeuten: Neue Einrichtung sind seitens der Stadt nicht gewünscht und würden auch nicht durch finanzielle Zuwendungen wie Pflegewohngeld gefördert. Sprich: Sie hätten kaum Chancen auf einen wirtschaftlichen Betrieb.
Auswirkungen auf Kurzzeitpflege
Michael Scheibe-Jochheim, Inhaber des Hagener Pflegeunternehmens Wohlbehagen kann diese Planung in Teilen nicht nachvollziehen. „Nach meiner Ansicht haben wir in Hagen Bedarf für zwei weitere vollstationäre Pflegeheime.“ Sowohl seine Einrichtungen als auch die anderer Anbieter seien derzeit bis auf den letzten Platz besetzt.
Das gehe jetzt schon zu Lasten der Kurzzeitpflegeplätze, die sonst angeboten werden können für Menschen, die etwa nach einem Krankenhausaufenthalt vorübergehend einer Pflege – in der Regel bis zu vier Wochen – bedürfen. „Das kann bei der derzeitigen Auslastung gar nicht geleistet werden“, so Scheibe-Jochheim. Der Pflegeheim-Betreiber kann sich vorstellen, gegen diese Bedarfsplanung am Ende rechtlich vorzugehen: Wohlbehagen habe Pläne für eine weitere Pflegeeinrichtung.
„Es gibt in Hagen sehr viele, die aktuell dringend für sich oder einen Angehörigen einen geeigneten Pflegeplatz suchen. An die müssen wir denken.“ Die Gefahr eines Überangebotes, das mit der verbindlichen Bedarfsplanung verhindert werden soll, sieht Michael Scheibe-Jochheim in diesem Bereich nicht.
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Auf seine Zustimmung stößt dagegen das Vorhaben der Stadt, den Bedarf im Bereich der Tagespflege als gedeckt festzuschreiben. Im Entwurf für die Bedarfspflegeplanung führt die Stadtverwaltung aus, dass sich die Zahl der Plätze in den Jahren rasant entwickelt habe – von 68 Plätzen im Jahr 2016 auf aktuell etwa 176 Plätze. Und die weiteren, bereits abgestimmten Planungen würde bis Ende 2022 237 Plätze ergeben. Damit sei nach derzeitiger Einschätzung der Bedarf gedeckt. Die Stadt räumt aber auch ein, dass in diesem Bereich noch Erfahrungswerte für eine genauere Prognose fehlen.
Die Erfahrung von Michael Scheibe-Jochheim zeigt, dass die Tagespflege noch nicht so gut angenommen wird, wie sie es eigentlich aus seiner Sicht verdient hätte. „Das ist ein sehr gutes Angebot, das Angehörige im Alltag wirklich entlastet, in dem die Pflegebedürftigen tagsüber sowohl in der medizinischen als auch an der sozialen Betreuung optimal versorgt werden.“ Wohlbehagen hatte erst jüngst an der Fleyer Straße eine neue Einrichtung mit 18 Plätzen eröffnet, diese ist aber noch nicht ausgelastet.