Fröndenberg. Eine zentrale Verbindung in der Ruhrstadt in Richtung Nordkreis ist auf Jahre dicht. Nun wird die Alternative eine entscheidende Rolle spielen.

Alle fünf Jahre müssen Kreise und kreisfreie Städte einen Nahverkehrsplan aufstellen. In ihm ist in groben Zügen der ÖPNV im gesamten Zuständigkeitsbereich in groben Zügen geregelt: Bus- und Zugstrecken, Anschlüsse zu überregionalen Verbindungen. In Fröndenberg gibt‘s allerdings ein Hindernis: Für die Hönnetalbahn ist seit gut zwei Jahren Endstation in der Ruhrstadt. Und das wird auf Jahre so bleiben.

Was bedeutet das mittelfristige Aus der RB54?

Dass die Bahnstrecke zwischen Fröndenberg und Unna gesperrt ist, ist nichts Neues. Dachse haben es sich im Bahndamm auf mehreren hundert Metern gemütlich gemacht. Ihre Bauten möglichst tierfreundlich zu beseitigen und die Strecke zu sanieren, wird mindestens bis 2030 dauern, heißt es dazu vonseiten der Deutschen Bahn. Seither ist ein Bus für Pendler das Mittel der Wahl, die von Fröndenberg aus in Richtung Unna bzw. Nordkreis unterwegs sind. Und das wird weiterhin so bleiben. Denn inzwischen wird diese Alternative auch im neuen Nahverkehrsplan gelistet. Was lediglich eine Formalie ist, könnte langfristig weitaus drastischere Folgen haben. Bewährt sich die Verbindung, muss sich die Bahn die Frage stellen, ob das Zugangebot in Richtung Unna überhaupt noch einmal wiederbelebt wird. Forderungen, die marode Bahnlinie in eine Fahrradstrecke umzuwandeln gab es unter anderem in sozialen Medien.

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Der ÖPNV im Kreis Unna ist dabei auf den ersten Blick klar geregelt. Für den Schienenverkehr ist der Zweckverband Nahverkehr-Westfalen-Lippe (NWL) zuständig; für den ÖPNV auf der Straße ist der Kreis Unna federführend - und mit ihm die kreiseigene Verkehrsgesellschaft (VKU). Um Verbindungen und Verkehrsströme besser aufeinander abzustimmen, ist alle fünf Jahre ein sogenannter Nahverkehrsplan nötig. „Das Ziel muss es sein, ÖPNV-Angebote zu sichern und zu verbessern“, heißt es dazu in der Neuauflage des Stücks, das in den kommenden Wochen im Fröndenberger Bau- und Verkehrsausschuss zur Debatte steht. Der Nahverkehrsplan soll zeigen: Wann nutzen Menschen im Kreis Unna welche Verkehrsmittel - und wohin fahren sie? Welche Linien werden künftig in welcher Taktung unterwegs sein? Welche Angebote sind überhaupt noch zeitgemäß?

Fröndenberg in einer schwierigen Lage

Gleichwohl: Fortbewegungsmittel Nummer Eins im Kreis Unna ist und bleibt das Auto (65 Prozent). Das zeigt der Modal Split in einer Mobilitätserhebung aus dem Jahr 2013. Dahinter folgen abgeschlagen Wege zu Fuß (13 Prozent), mit dem Rad (12 Prozent) und schließlich der ÖPNV (10 Prozent). Verglichen mit Daten aus dem Jahr 1987 ist dabei sowohl die Nutzung des eigenen Autos als auch des ÖPNV gestiegen. „Ein werktäglicher Weg dauerte im Jahr 1987 rund 17 Minuten, im Jahr 2013 rund 21 Minuten, eine Zunahme von fast einem Viertel. Damit ist die Länge der zurückgelegten Wege angestiegen, was zusammen mit der verstärkten Trennung von Wohnen und Arbeiten, Wohnen und Einkaufen sowie mit der Individualisierung unserer Lebensverhältnisse vor allem die Nutzung des Autos begünstigt hat“, schlussfolgert der vom Kreistag beauftragte Gutachter in der Neuauflage des Nahverkehrsplans.

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Fröndenberg allerdings ist in Sachen ÖPNV gleich in mehrfacher Hinsicht in einer Sonderrolle im Kreis Unna. Zum einen deckt nicht das kreiseigene Unternehmen VKU die Busverbindungen in der Ruhrstadt ab, sondern der Westfalenbus. Zudem sind im Grenzgebiet auch Linien der Märkischen Verkehrsgesellschaft (MVG) im Einsatz.

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Erstmals taucht im Nahverkehrsplan nun auch die Busverbindung von Fröndenberg nach Unna auf, die den langfristigen Ausfall der RB54 kompensieren soll. In Gebieten, „auf denen ein Angebot auf der Schiene erforderlich wäre, aber aus verschiedenen Gründen nicht besteht“, setzt das sogenannte X-Prinzip ein. „Schnelle und direkte Verbindungen auf der Straße in Anlehnung an die Fahrwege und Geschwindigkeiten bei der Fahrt mit dem Auto ergänzen den Nahverkehr auf der Schiene.“ Die X-Busse der VKU gelten dabei als „Premiumprodukt im ÖPNV auf der Straße“. Die Linie X7 von Fröndenberg nach Unna ist zwischen 5 und 20 Uhr im 60-Minuten-Takt unterwegs. Ob die VKU die X7 auch künftig befahren wird, ist allerdings noch offen, da das Nutzungsrecht an dieser Verbindung womöglich neu ausgeschrieben werden muss.