Schwelm. Jahrzehntelang bereicherte er die Schwelmer Kulturszene. Nun steht der Verein vor dem Aus. Was das für die Stadt bedeutet.
Im Spätsommer 2024 hatte der Vorstand des Vereins Kulturfabrik Ibach-Haus noch die Hoffnung, dass sich jüngere Nachfolger für ihre Posten finden lassen, die den Fortbestand der Institution der Schwelmer Kulturlandschaft sichern. Doch nun steht fest: „Wir hören auf.“ Das teilt Ulrike Brux, erste Vorsitzende der Kulturfabrik, im Gespräch mit dieser Redaktion mit.
Das Konzert des international bekannten Pianisten Martin Stadtfeld, das der Verein am Freitag, 7. Februar, ab 19.30 Uhr im Leo-Theater im Ibach-Haus ausrichtet, wird das letzte unter der Führung der Kulturfabrik sein. „Das hat einmal ganz persönliche Gründe des Vorstands. Und zum anderen hat es auch mit dem veränderten Zuschauerverhalten zu tun“, erklärt Ulrike Brux, die sich seit mehr als 20 Jahren in der Kulturfabrik einbringt. „Unsere letzten vier Veranstaltungen waren defizitär und die Menschen kommen nicht mehr zu Kulturveranstaltungen.“
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Die letzten Veranstaltungen seien nicht nur aus dem Bereich Klassik gewesen, sondern es wurden auch Lesungen sowie Kabaretts angeboten. „Es war wirklich querbeet und alle Geschmäcker wurden angesprochen. Wir haben uns auch werbetechnisch nicht anders verhalten als vorher“, sagt Brux. Trotzdem seien nicht genug Besucher da gewesen.
Leo-Theater führt Veranstaltungen weiter
Eigentlich hätte der Vorstand die Veranstaltung mit den „Black Fööss“ Ende Oktober noch durchführen wollen. „Aber aus persönlichen Gründen machen wir das nun nicht mehr.“ Doch das Konzert wird nicht abgesagt: Statt der Kulturfabrik hat nun das Leo-Theater einen Vertrag mit der Kölner Kultband.
Mit der Auflösung des Vereins trage sich der Vorstand schon länger, doch im Dezember fiel dann die Entscheidung, das Ende des Vereins einzuleiten. Nachdem die Kulturfabrik im Spätsommer 2024 auch öffentlich nach Nachfolgern für den Vorstand suchte, habe zwar jemand Interesse bekundet. „Aber auch derjenige war sehr einverstanden damit, dass das Leo-Theater diese Veranstaltungen nun weiterführt. Wir ziehen uns auch nicht zu 100 Prozent zurück“, kündigt Brux an. Über den Freundeskreis des Leo-Theaters böte der Vorstand seine Kontakte zu Künstlern an. „Wir haben mit einigen Künstlern auch schon Bedingungen geschlossen, zum Beispiel mit dem Kabarett-Ensemble ,Kom(m)ödchen‘. Wir vermitteln dem Leo-Theater diese Bedingungen.“
Beschluss fiel der Vorstand einstimmig
Der Verein habe eine sehr gute Zusammenarbeit mit dem Leo-Theater und dessen Inhaber Andreas Winkelsträter, daher entstehe dem Publikum durch die Auflösung der Kulturfabrik kein Verlust, wenn das Leo-Theater diese Veranstaltungen übernimmt. „Es fällt nichts weg. Sicherlich verbindet man klassische Musik mit unserem Verein, aber wir werden Andreas Winkelsträter beraten und ihm Künstler vorschlagen“, so Ulrike Brux.
Die offizielle Auflösung des Vereins Kulturfabrik hänge noch von der nächsten Mitgliederversammlung ab, die vorgezogen wurde und Ende Februar stattfindet. Doch aus Sicht des Vorstands ist klar, dass es so nicht weiter geht: „Das haben wir in der Vorstandssitzung einstimmig so beschlossen, wir waren uns völlig einig.“ Der endgültige Beschluss sei schließlich am Dienstag, 14. Januar, gefallen, im Beisein des Beirates des Vereins.
Ulrike Brux sagt, dass sie mit einem lachenden und einem weinenden Auge Abschied vom Verein nimmt. „Mir hat die Arbeit immer sehr viel Spaß gemacht. Aber es geht ja weiter.“ Die Reihe „Best of NRW“ hat der Verein in die Hände der Stadt Schwelm gegeben. „Wir hinterlassen keine verbrannte Erde, sondern haben dafür gesorgt, dass es für das Schwelmer Publikum so weiter geht. Aber es ist schon ein bisschen Wehmut dabei.“ Gleichzeitig sei sie erleichtert, dass nun alle offenen Enden zusammenkommen.
Circa 240 Veranstaltungen organisierte Ulrike Brux ehrenamtlich für die Kulturfabrik. Das Ehrenamt kann hier aber auch nachteilig sein, denn: „Wir haften auch mit unserem persönlichen Vermögen für Defizite, sodass das auch risikoreich für uns geworden ist.“ Die Defizite der Vergangenheit fing die Kulturfabrik mit dem Vereinsvermögen auf.
Letztes hochkarätiges Konzert der Kulturfabrik
Die Vorsitzende freut sich aber, dass es dem Verein für das letzte Konzert der Kulturfabrik einmal mehr gelungen ist, mit Martin Stadtfeld einen hochkarätigen Musiker ins Ibach-Haus zu holen. „Das ist ein ganz außergewöhnlicher Pianist, der normalerweise in einer ganz anderen Liga spielt als im kleinen Schwelm.“ Der Titel des Konzertabends am 7. Februar lautet „Orpheus und Titan“. Auch wenn das Konzert mit der französischen Suite Nr. 5 G-Dur von Johann Sebastian Bach beginne, stünden die beiden großen Klaviermeister des 19. Jahrhunderts, Chopin und Liszt, im Mittelpunkt des Abends.
Nach dem Konzert laden die Kulturfabrik Ibach-Haus und das Leo-Theater gemeinsam zu einem Ausklang mit dem Künstler und einem Umtrunk ein. Dabei werden die Vereinsmitglieder auch auf die vielen Jahre anstoßen, in denen es ihnen gelungen ist, herausragende Künstler nach Schwelm zu holen.
Karten für das letzte Konzert der Kulturfabrik im Ibach-Haus können zum Preis von 25 Euro online bei wuppertal-live.de , im Leo-Theater während der Veranstaltungen oder unter der Tel. 0173-5270504 zwischen 9 und 11 Uhr sowie an der Abendkasse (falls noch Karten verfügbar) erworben werden.
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