Schwelm. Seit Jahren bietet die Kulturfabrik Ibachhaus in Schwelm Veranstaltungen mit hochkarätigen Künstlern. Doch nun steht der Verein vor dem Aus.

Die Liste der Namen ist lang und prominent. Kaum jemand hat derart viele hochkarätige Künstler nach Schwelm geholt wie die Kulturfabrik Ibachhaus. Doch so wie es aktuell aussieht, wird das nicht mehr lange andauern. Ulrike Brux atmet einmal tief ein, bevor sie als erste Vorsitzende folgende Worte formuliert: „Es wird die Kulturfabrik Ibachhaus wahrscheinlich nicht mehr lange geben.“ Ein Jahr bleibt noch Zeit, die Institution in der Schwelmer Kulturlandschaft zu retten.

Die Kulturfabrik ist ein recht kleiner Verein, der vor allem über das Engagement der einzelnen Vorstandsmitglieder seine Wirkung entfaltete. Egal ob das Düsseldorfer Kom(m)ödchen, die Bläck Föös, Kabarett mit Jürgen Becker oder Klassik auf Top-Niveau - bei der Kulturfabrik waren stets Menschen zu Gast, die in ihrer Sparte zu den besten zählen. „Aber das Engagement lässt nach. Wir sind in einem Alter, in dem junge Leute frischen Wind in die Sache bringen müssen“, sagt der stellvertretende Vorsitzende Prof. Dr. Marthin Karoff.

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Gemeinsam mit Ulrike Brux und den weiteren Vorstandsmitgliedern sucht er bereits seit Monaten nach einem Nachfolgeteam, das dazu bereit ist, die wertvolle kulturelle Arbeit des Vereins im Ibachhaus fortzuführen. „Es ist aus unserer Sicht unerlässlich und immens wichtig, dass die Kultur in Schwelm weiterlebt“, sagt Ulrike Brux. Aber: Die Bemühungen, Leute zu finden, die sich in ihrer Freizeit darum kümmern, hochkarätige Veranstaltungen unter dem Banner der Kulturfabrik im Ibachhaus zu organisieren, liefen bislang ins Leere. „Dabei ist es doch so wichtig, dass die Kultur für Schwelm erhalten bleibt“, sagt Ulrike Brux.

Durch stürmische Zeiten gegangen

Sie selbst ist seit dem Jahr 2004 Mitglied der Kulturfabrik Ibachhaus und wurde im Jahr 2015 Vorsitzende des Vereins, der seinen Ursprung darin hatte, dass das riesige Gebäude der geschlossenen Klavier-Manufaktur nach der Jahrtausendwende wieder mit Leben gefüllt werden sollte. „Zu Beginn wollten wir vor allem gute Pianisten anlocken“, sagt Ulrike Brux. Das gelang nach und nach immer besser. Brux‘ Engagement ist es beispielsweise zu verdanken, dass die renommierte Reihe „Best of NRW“ Stammgast bei der Kulturfabrik ist.

„Wir haben allerdings immer ein eher älteres Publikum angesprochen, nach und nach allerdings versucht, das Programm auszuweiten mit Kabarett und Bands“, sagt Ulrike Brux, die mit dem Kulturverein unter Vorgänger-Vorständen durchaus schon turbulente Zeiten mitgemacht hat, beispielsweise als sich vor einigen Jahren erhebliche Unregelmäßigkeiten in der Kassenführung auftaten und das Finanzamt bei der Kulturfabrik Ibachhaus genau hinschaute.

Die Bläck Föös im Ibachhaus. Das Konzert hat die Kulturfabrik organisiert.
Die Bläck Föös im Ibachhaus. Das Konzert hat die Kulturfabrik organisiert. © WP | Privat

Seit dem Jahr 2015 ist nun allerdings mehr und mehr Ruhe eingekehrt, der Großteil des amtierenden Vorstands hat seit diesem Zeitpunkt die Geschäfte übernommen. Doch das reicht nicht mehr aus, um die Aufgaben zu schultern, „zumal wir auch nicht jünger werden“, wie Professor Marthin Karoff sagt. „Wir sind eigentlich nur noch vier Aktive, werden von Familien und Freunden unterstützt, kooperieren eng und gut mit dem Leo-Theater“, gibt er einen Überblick über den Status Quo.

Nun will das Vorstandsduo in die Offensive gehen und nach einigen Absagen aussichtsreicher Kandidatinnen und Kandidaten öffentlich darum werben, dass jemand den Verein weiterführt. „Wir haben die Hoffnung, dass es weitergeht“, sagen die beiden unisono. Um dafür das Fundament zu legen, haben sie nun noch recht genau dreizehn Monate Zeit. Denn: Am 30. Oktober 2025 steht die Jahreshauptversammlung der Kulturfabrik Ibachhaus an, in deren Rahmen sich die beiden nicht erneut zur Wahl stellen werden.

Auflösung stand schon einmal im Raum

Das Programm bis dahin ist gesichert, danach bestehen zwei Optionen. Erstens: Niemand will den Verein fortführen, er würde geschlossen. Zweitens: Es finden sich Menschen, die der etwas anspruchsvolleren Kultur in Schwelm weiterhin eine Heimat bieten wollen. „Wir übergeben einen sehr gut aufgestellten und geordneten Verein“, betont Ulrike Brux und Prof. Marthin Karoff ergänzt: „Selbstverständlich bekämen potenzielle Nachfolger jegliche Unterstützung und eine Einarbeitung.“ Diese bezieht sich vor allem darauf, wie der Kontakt zu den Künstlern läuft, welche bestehenden Netzwerke genutzt werden können.

Die erste Sache ist bereits geregelt, die Reihe Best of NRW wird unabhängig vom Fortbestand der Kulturfabrik Ibachhaus künftig die Stadt Schwelm veranstalten. „So bleiben etwa acht bis zehn Veranstaltungen pro Jahr übrig, sodass sich jeder von uns um zwei gekümmert hat. Das kann man sehr, sehr gut schaffen“, sagen die beiden zum zeitlichen Aufwand. Gleichwohl sei der Kulturbetrieb aber herausfordernder geworden, weil die Menschen nicht mehr so lange im Voraus planen.

„Wir halten die Kultur für einen wichtigen Faktor in unserer Gesellschaft und hoffen, dass andere das ebenso sehen“, sagen Ulrike Brux und Prof. Dr. Marthin Karoff. Wer Interesse hat, sich in der Kulturfabrik Ibachhaus zu engagieren, der kann sich per E-Mail an bruxulrike@yahoo.de oder karoffm.@t-online.de an die Vorsitzende und ihren Stellvertreter wenden. Sie wollten den Verein ursprünglich bereits vor vier Jahren auflösen, entschieden sich damals jedoch noch einmal dazu, weiterzumachen. Diese Option besteht nun nicht mehr.