Schwelm. Seit 2010 hilft die Schwelmerin Meike Gräfe Hundehaltern bei der Erziehung ihrer Vierbeiner. Was für sie dabei überhaupt nicht infrage kommt.

Die Erziehung eines Hundes ist für viele Menschen eine Herausforderung. Denn nach „Sitz“, „Platz“ und „Bei Fuß“ gibt es für den Vierbeiner noch eine ganze Menge mehr zu lernen. Die Schwelmerin Meike Gräfe kann Hundebesitzern dabei helfen. Seit dem Jahr 2010 ist die heute 42-Jährige als Hundetrainerin tätig. Durch ihre Arbeit mit Hunden – und ihren Besitzern – weiß Gräfe, worauf es bei der Erziehung ankommt. Und was sie tunlichst vermeiden würde.

Das erste No-Go ist für Meike Gräfe, Hundebesitzerin Tipps und Trainingsprogramme an die Hand zu geben, ohne den Hund und den Besitzer vorher persönlich zu kennen. „Das kann nach hinten losgehen“, meint die 42-Jährige. Es gebe keine Allgemeingültigkeit für jeden Hund. „Daher sollte erst das Team aus Hund und Besitzer begutachtet werden.“

Ein Hund beim Training im Hundesportverein. Hunde vor dem Training hungern zu lassen, damit sie motivierter sind, kommt für Trainerin Meike Gräfe aus Schwelm nicht infrage.
Ein Hund beim Training im Hundesportverein. Hunde vor dem Training hungern zu lassen, damit sie motivierter sind, kommt für Trainerin Meike Gräfe aus Schwelm nicht infrage. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Was für Meike Gräfe auch nicht infrage kommt, ist, die Hundehalter für das, was vorher in der Erziehung des Vierbeiners schiefgelaufen ist, zu verurteilen. „Das finde ich nicht fair. Der Halter hat es so gut gemacht, wie er konnte und wusste“, sagt Gräfe. Außerdem hätte sich der Hundebesitzer nun an einen Trainer gewendet und um Hilfe gebeten. „Da gehört auch viel Vertrauen zu und er sucht ja nun nach dem richtigen Lösungsweg.“

Niemals mit Schmerzreizen arbeiten

Was für die Schwelmerin ebenfalls ein absolut rotes Tuch ist: Mit Schmerzreizen arbeiten. Das bedeutet zum Beispiel, dass man den Hunden Halsbänder mit Stromzufuhr umlegt oder sie Würge- oder Stachelhalsbänder tragen lässt. „Tierschutzrechtlich ist das sowieso verboten und es macht auch überhaupt keinen Sinn, weil man in dem Moment den Hund bricht. Das ist nicht Ziel eines Trainings“, erklärt Gräfe. „Der Hund macht es so gut, wie er denkt und geht seinen Weg, wie er ihn für richtig hält. Den Hund dann zu brechen, ist nicht fair und Tierquälerei.“

Meike Gräfe hat es bei anderen Hundehaltern schon mitbekommen, dass sie mit solchen Schmerzreizen arbeiten. „Deshalb bin ich auch etwas vorsichtig, wenn Hunde Loops oder Halstücher tragen. Ich hab es zwei, drei Mal mitbekommen, dass darunter was versteckt werden sollte“, sagt Gräfe und meint Stachelhalsbänder und Co..

Hunde bei Fehlverhalten nicht ignorieren

Was Meike Gräfe auch schwierig findet, ist, Hunde bei einem Fehlverhalten zu ignorieren. „Das ist für eine Beziehung nicht förderlich. Weder zwischen Menschen noch zwischen Mensch und Hund.“ Mit Ignorieren meint Gräfe, dass man nicht darauf eingeht, wenn der Hund den Menschen zum Beispiel anspringt. „Der Hund hat ein Bedürfnis dahinter und versucht, sich mir mitzuteilen – ob das gerade für mich toll ist oder nicht.“ Wenn man so ein Verhalten aber ignoriere, wisse der Hund nicht, was er besser machen soll. Besser sei es, dem Hund eine Grenze aufzuzeigen oder ihn für sein Verhalten zu maßregeln. Gräfe rät Hundebesitzern: „In die Kommunikation gehen und zeigen, was erwünscht ist und was nicht.“

Für die 42-Jährige ist außerdem dieses Motto nicht der richtige Weg: „Dem Hund die Welt schön keksen.“ Hunde seien soziale Lebewesen, die Orientierung brauchen und den Weg gewiesen haben wollen. „Daher gehören auch angemessene Grenzen dazu.“ Jedes richtige Verhalten aber immer mit einem Leckerchen zu belohnen, findet Gräfe nicht richtig. „Das kann ich sehr wohl mal einbauen, aber mich ausschließlich darauf berufen, würde ich niemals. Ich würde dem Hunde durchaus auch zeigen, was nicht geht.“ Das gebe es in einem Hunderudel auch: „Da schmeißen sie auch nicht mit Keksen um sich, sondern zeigen einander Grenzen auf.“

Zwei Hunde liegen auf diesem Symbolbild in einem Körbchen. Die Schwelmer Hundetrainerin Meike Gräfe rät Hundehaltern, bei der Hundeerziehung auch aufs eigene Bauchgefühl zu hören.
Zwei Hunde liegen auf diesem Symbolbild in einem Körbchen. Die Schwelmer Hundetrainerin Meike Gräfe rät Hundehaltern, bei der Hundeerziehung auch aufs eigene Bauchgefühl zu hören. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

No Go: Hunde vor Training hungern lassen

Ein weiteres No-Go für die Schwelmerin ist es, den Hund hungern zu lassen, damit er im Training besser funktioniert. „Es gibt Hunde, die sich mit Futter nicht motivieren lassen. Aber die Theorie, dass er dann nichts mehr zur freien Verfügung in den Napf bekommt, damit er im Training Hunger hat und etwas für sein Futter tut – das würde ich niemals tun.“ Sie würde eher schauen, warum der Hund etwas nicht umsetzen kann und wo die Problematik liegt. Außerdem gebe es auch andere Belohnungen als Leckerchen, mit denen man den Hund loben könne. Durch das Hungern lassen habe man vielleicht den Erfolg, dass der Hund im Training motivierter ist, „aber er macht das mit einem Stresshintergrund“.

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Als letztes No-Go nennt Meike Gräfe, soziale Freilaufgruppen ohne Aufsicht für Hunde anzubieten. „Wenn ich so etwas mache, finde ich es wichtig, dass die Hunde in so einer Gruppe etwas lernen können.“ Zum Beispiel sollten schüchterne Hunde, die sonst oft eher von anderen Artgenossen „gemobbt“ werden, in so einer Gruppe lernen, sich auch mal trauen zu dürfen. „Wenn ich da kein Auge drauf habe, kann es passieren, dass er doch wieder gemobbt wird und Hundekontakte besser meiden sollte.“ Gleiches gelte für die „Mobber“, die in ihrem Unterdrücken ohne Aufsicht nicht gemaßregelt werden. „Die sollten auch lernen, dass das Konsequenzen haben kann.“

Aufs eigene Bauchgefühl hören

Grundsätzlich rät Meike Gräfe ihren Kunden, auf ihr Bauchgefühl zu hören. „Der Besitzer kennt seinen Hund am besten. Ich finde es schwierig, wenn der Halter vom Trainer Tipps bekommt und sie umsetzt, aber sich dabei nicht gut fühlt. Die Bedürfnisse des Menschen sollten auch berücksichtigt werden.“ Außerdem sollten Hundehalter versuchen, zu verstehen, was der Grund für das Fehlverhalten ihres Hundes sein kann. „Gerade bei tieferen Themen, wie Aggressionsverhalten oder Angst, sollte man näher hinschauen.“

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