Schwelm. Nach drei Jahrzehnten ziehen sich Jutta und Filiberto Corvace aus ihrem Restaurant an der Hauptstraße in Schwelm zurück. So geht es dort weiter.

Es dauert nicht lange, bis Jutta und Filiberto Corvace die Tränen kommen, wenn sie an die vergangenen drei Jahrzehnte denken, in denen sie nahezu täglich in ihrem Restaurant Al Castello an der Hauptstraße in Schwelm mit Herzensblut gekocht, serviert und Gäste empfangen haben. Zum 31. Dezember dieses Jahres tritt das Ehepaar offiziell als Inhaber der beliebten Pizzeria zurück.

Keine leichte Entscheidung

„Wir sind im Rentenalter“, erklärt Filiberto Corvace die Entscheidung, sich aus dem Betrieb zurückzuziehen. Über 30 Jahre widmeten der 66-Jährige und seine Ehefrau nahezu ihre gesamte Zeit dem Restaurant, waren bis spätabends auf den Beinen, stellten das Wohl ihrer Gäste stets über ihr eigenes. „Das war nicht unsere Arbeit. Das war unser Kind, unser ganzes Leben“, sagt Jutta Corvace über die vielen Jahre, die seit der Eröffnung 1993 ins Land gezogen sind. „Es fällt nicht leicht, das kann ich sagen“, bestätigt auch ihr Mann Filiberto. „Aber wir wollen jetzt auch mal das Leben genießen.“

„Das war nicht unsere Arbeit. Das war unser Kind, unser ganzes Leben.“

Jutta Corvace
Inhaberin vom Al Castello

Mehr Zeit für die Enkelkinder haben, häufiger die Familie in Italien besuchen und auch endlich mal die ein oder andere Fernreise machen. „So lange wir es noch können, wollen wir die Welt sehen und nachholen, was wir können“, sagt Jutta Corvace. Die erste Reise als frischgebackene Rentner steht bereits kurz bevor: Es geht nach Mexiko.

Auch schwere Zeiten gemeistert

Es war immer Filiberto Corvaces Traum, sich selbstständig zu machen und sein eigenes Restaurant zu eröffnen. Zuvor arbeitete er bereits in vielen verschiedenen Restaurants als Kellner. Seine Frau unterstützte den Traum ihres Mannes, übernahm nach einiger Zeit die Rolle der Küchenchefin, während Filiberto den Service leitete. Wenn die beiden aber an die Anfangszeit in den 90ern zurückdenken, sind da nicht nur schöne Erinnerungen. „Es war ganz schlimm“, platzt es aus beiden gleichzeitig heraus. „Die ersten zehn Jahre waren schon sehr schwer für uns“, erklärt der 66-jährige Schwelmer. Seine Frau stimmt zu: „Wir waren zu Beginn ziemlich blauäugig, was es heißt, selbstständig zu sein. Es war eine ständige Berg- und Talfahrt.“

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Nicht nur einmal hätten sie vor der Tür gestanden und gedacht: „Wir schaffen das nicht.“ Es habe auch seine Zeit gebraucht, bis die Schwelmer sich daran gewöhnt hätten, dass aus der ehemaligen Kneipe der Schwelmer Brauerei ein italienisches Restaurant geworden war. Aber auch in den schweren Zeiten seien sie hier, in ihrem eigenen Lokal, stets glücklich gewesen. „Wir haben es immer geliebt“, versichert Filiberto Corvace.

So geht es mit dem Al Castello weiter

Über die Jahre ist das Al Castello ein echter Familienbetrieb geworden. „Unsere Kinder sind hier groß geworden, waren immer da, immer mit dabei“, erzählt Jutta Corvace. Ihre beiden Töchter sind mittlerweile erwachsen, unterstützen ihre Eltern bereits seit dem Jugendalter im Service. Und gleichzeitig ist das Restaurant ein beliebter Treffpunkt für die Schwelmer zum gemeinsamen Abendessen, für gute Gespräche bei Pizza und Pasta geworden.

Ein Familienbetrieb: Jutta Corvace (links) mit ihrem Ehemann Filiberto Corvace und ihren beiden Töchtern, die ihre Eltern immer im Restaurant unterstützt haben.
Ein Familienbetrieb: Jutta Corvace (links) mit ihrem Ehemann Filiberto Corvace und ihren beiden Töchtern, die ihre Eltern immer im Restaurant unterstützt haben. © WP | Laura Maurya

Die vielen Stammgäste des gemütlichen, kleinen Lokals müssen sich aber keine Sorgen machen: Das Al Castello wird es weiter geben. Der perfekte Nachfolger ist schon gefunden. Einer, der sich im Al Castello bestens auskennt. Ab dem 3. Januar eröffnet das Restaurant offiziell unter dem neuen Inhaber Qazim Vila. Für viele Gäste dürfte der 47-Jährige bereits ein bekanntes Gesicht sein: Er arbeitet schon seit 25 Jahren nebenberuflich als Pizzabäcker im Al Castello. Und auch bei ihm wird es ein waschechter Familienbetrieb bleiben. Seine Frau Fitore Vila unterstützt ihn als gleichberechtigte Partnerin und neue Küchenchefin.

Qazim Vila und seine Frau Fitore sind ab Januar offiziell die neuen Inhaber des Al Castellos in Schwelm.
Qazim Vila und seine Frau Fitore sind ab Januar offiziell die neuen Inhaber des Al Castellos in Schwelm. © WP | Laura Maurya

So ganz trennen können sich die Corvaces aber noch nicht. Vorerst wollen sie ab und zu noch aushelfen, den neuen Inhabern mit Rat und Tat zur Seite stehen und sich erst langsam komplett zurückziehen. Auch ihre Töchter werden weiterhin im Service tätig sein. Am meisten vermissen werden Jutta und Filiberto Corvace aber den täglichen Kontakt zu ihren Gästen. „Es gibt Leute, die kamen schon als Kinder zu uns und kommen heute mit ihren eigenen Kindern.“ Oft hat man sich für ein kurzes Pläuschchen mit an den Tisch gesetzt, zu vielen Stammgästen über die Jahre ein familiäres Verhältnis aufgebaut. „Wir wollen uns bei allen für die Treue und Unterstützung bedanken. Ohne sie, hätten wir nicht so viele Jahre überleben können.“

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