Ennepe-Ruhr-Kreis. Landrat Olaf Schade kündigt seinen Rückzug an und spricht von „täglicher Belastung und größerer Härte in der Auseinandersetzung.“

Zuletzt häuften sich die Fragen nach dem Verbleib des Landrats. Mitten in einer der schärfsten Auseinandersetzungen zwischen dem Ennepe-Ruhr-Kreis und seinen neun Städten fehlte der oberste Behördenleiter in der Region, während die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sich bei der Sanierung des Kreishauses für mindestens 141 Millionen Euro querstellten und scharf gegen den Kreis schossen. Mittlerweile ist Olaf Schade wieder im Dienst und lässt nach seinem Ausfall in einer persönlichen Mitteilung die Bombe platzen: Nach fast zehn Jahren im Amt möchte der 56-Jährige zur kommenden Wahl im Jahr 2025 nicht mehr als Landrat antreten.

„Ich habe der SPD-Fraktion Ennepe-Ruhr in ihrer Fraktionsklausur erklärt, nicht erneut als Landrat zu kandidieren“, teilte Schade am Wochenende mit. „Ich bin seit 30 Jahren Mitglied im Kreistag des Ennepe-Ruhr-Kreises, davon inzwischen seit neun Jahren als Landrat“, so Schade, der sein Amt seit Oktober 2015 innehat.

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Dabei nimmt Schade auch direkt Bezug auf die Debatten der vergangenen Wochen. „Zuletzt hat mich die tägliche Belastung und größere Härte in der Auseinandersetzung so beeinträchtigt, dass ich einige Zeit ausgefallen war“, erklärt er und verspricht gleichzeitig: „Das ist vorbei und ich bin wieder fit. Selbstverständlich werde ich mich bis zum Ende der Wahlperiode mit voller Kraft und von ganzem Herzen für unseren Ennepe-Ruhr-Kreis einsetzen.“

Streit um marodes Kreishaus spitzte sich zu

Der Streit um die Kreishaussanierung hatte sich zuletzt zugespitzt. Zum Hintergrund: Ein Gutachten kommt zu dem Schluss, dass der Hauptverwaltungssitz des Ennepe-Ruhr-Kreises in Schwelm ab Ende 2027 nicht mehr genutzt werden darf. Dabei geht es um sicherheitsrelevante, bauliche Mängel, eine völlig überholte Elektrik und Schadstoffe in der Bausubstanz. Die Sanierung des Kreishauses und des dazugehörigen Parkdecks würde mindestens 141 Millionen Euro kosten. Geld, das die neun Kommunen im Landkreis über die sogenannte Kreisumlage bezahlen müssten.

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Die wiederum sehen sich selbst finanziell mit dem Rücken zur Wand. In einem gemeinsamen Schreiben forderten die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister vom Landrat und den Kreistagsmitgliedern, in den Planungen zur Kreishaussanierung mitentscheiden zu können, bis auch sie sich konsensuell den Plänen der Kreisverwaltung anschließen könnten. Der Kreistag fasste später Beschluss, dass der Landrat mit den Städten eine gemeinsame Planung für eine Bestandssanierung des Kreishauses auf den Weg bringt. In einer späteren Sitzung gab es trotzdem wieder scharfe Worte und harte Aussagen.

„Zuletzt hat mich die tägliche Belastung und größere Härte in der Auseinandersetzung so beeinträchtigt, dass ich einige Zeit ausgefallen war.“

Olaf Schade
Landrat des Ennepe-Ruhr-Kreises

Olaf Schade blickt nun auf seine persönliche Zukunft: „Bei der Überlegung, erneut für das Amt des Landrats zu kandidieren, muss der Blick, so glaube ich, nicht auf den dann kommenden Monaten der Legislatur liegen, sondern auf der gesamten Wahlperiode bis zum Herbst 2030“, erklärt er. „Ich bin dankbar, dass ich als Landrat zweimal im ersten Wahlgang [...] den Rückenwind erhalten habe, über Partei- und Stadtgrenzen hinweg für den Kreis wirken zu können.“

SPD kündigt schnelle Personalentscheidung an

Dabei sei es in den letzten Jahren nicht nur gelungen, zahlreiche Krisen lokal zu bewältigen – wie etwa die Corona-Pandemie, das Rekordhochwasser, die Energiekrise und die Flüchtlingskrise – sondern auch Maßnahmen für die Zukunft zu treffen. Schade spricht von den Sanierungen der Kreisschulen, dem Bau des Gefahrenabwehrzentrums und auch dem Grundlagenbeschluss, das Kreishaus im Bestand zu sanieren. Diese seien ebenso wie die Kreishaushalte der vergangenen Jahre mit breiten Mehrheiten beschlossen worden.

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Häufig in Arbeitsteilung mit den Städten seien die regionalen Aufgaben im Verkehr, der Wirtschafts- und Tourismusförderung, im Breitbandausbau geschultert und daneben soziales und bürgerschaftliches Engagement gefördert und ermöglicht worden, fährt Olaf Schade weiter fort. Die zentrale Zukunftsaufgabe — das Klima zu schützen und die Biodiversität zu sichern — sei angegangen worden. Der Kreis sei nach wie vor Träger des Jobcenters und Garant für soziale Sicherheit.

„Wir danken Olaf Schade für seinen unermüdlichen Einsatz und seine starke Führung in den vergangenen Jahren. Er hat maßgeblich zur Entwicklung und Stabilität unseres Kreises beigetragen und den Ennepe-Ruhr-Kreis in herausfordernden Zeiten sicher geführt,“ melden sich die Vorsitzenden der SPD im Ennepe-Ruhr-Kreis, Ina Blumenthal und Nils Roschin, nach Bekanntwerden von Olaf Schades Rückzug zu Wort. Mit Blick auf die bevorstehende Neuwahl der Landratsposition kündigt die SPD Ennepe-Ruhr an, zeitnah eine personelle Entscheidung zu treffen.

Die FDP im Ennepe-Ruhr-Kreis hat bereits einen Landrats-Kandidaten nominiert, wie sie am Sonntag mitteilte (ausführliche Berichterstattung folgt). Die einstimmige Wahl fiel demnach auf Ronald Mayer. Mayer, Rechtsanwalt und Notar in Sprockhövel, bringe langjährige politische Erfahrung und berufliche Kompetenz mit und stehe für die Werte der FDP – Freiheit und Eigenverantwortung, erklärt die Kreis-FDP. Während seiner Vorstellung betonte Mayer, dass er mit seiner Kandidatur dem Kreis eine klare Alternative zur derzeitigen politischen Lage bieten möchte.