Schwelm. Netzbetreiber lädt zu Infoabend. Auch eine Bürgerinitiative will dann vor Ort sein – um den Protest gegen die Trasse weiter anzuheizen.
Die Nachricht sorgt seit 2022 für Aufregung: Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion teilte der Stadt Schwelm damals mit, die bestehende 110 kV-Hochspannungsleitung von Hattingen über Schwelm nach Wuppertal-Linde ausbauen zu wollen – zu einer Höchstspannungsverbindung mit 380 kV. Sollte dieses Projekt zum Tragen kommen, würden die Masten der riesigen Stromtrasse das Bild der Stadt deutlich verändern. Für Montag, 28. Oktober, lädt das Unternehmen Amprion interessierte Bürger zu einem „Bürgerinfomarkt“ in das Leo-Theater in der Wilhelmstraße 41 in Schwelm ein.
Auch die Bürgerinitiative „Energievernunft Schwelm e.V.“, der mittlerweile mehr als 100 Mitglieder angehören und die sich als Widerstand gegen das Trassen-Projekt gebildet hat, ist am Montag vor Ort.
Zu den Mitgliedern der Initiative gehören betroffene Hauseigentümer, über deren Grundstücke die neue Trasse führen soll sowie Unternehmen oder Personen der Stadtgesellschaft. Die Bürgerinitiative wird am Montag ab 16.30 Uhr mit einem Stand in der Nähe des Leo-Theaters vor Ort sein und lädt alle Betroffenen, Bürger und Interessierten ein, sich dort zu informieren. „Im Anschluss wird man gemeinsam die Veranstaltung besuchen und dort dem Netzbetreiber kritische Fragen stellen“, heißt es in der Einladung der Initiative.
Amprion informiert Bürger ab 17 Uhr
Sie bezweifelt die Erforderlichkeit der neuen Leitung. „Wird sie wirklich benötigt, wenn man zukünftig mehr auf lokale Erzeugung und Verbrauch und lokale Netze setzt? Will Amprion Gesundheitsgefahren, Lärmbelästigung und eine bis zu 80-prozentige Wertminderung der Grundstücke im Einzugsbereich der Trasse und nicht zuletzt eine massive Beeinträchtigung des Stadtbildes (Masten höher als die Schwelmer Christuskirche) den Schwelmern wirklich zumuten?“, fragt die Initiative in ihrer Mitteilung zur Veranstaltung am Montag.
Laut dem Unternehmen Amprion muss das Stromnetz im Zuge der Energiewende in der Region Rhein/Ruhr mehr Strom transportieren. Amprion plant daher zwischen den bestehenden Umspannanlagen Hattingen und Linde (Wuppertal) eine Netzverstärkung.
Nachdem der Netzbetreiber bereits ins 2022 die Bürger zu einem Informationsabend eingeladen hatte, sollen die Schwelmer und andere Interessierte am Montag in der Zeit von 17 bis 20 Uhr nun neue Informationen zum Projekt erhalten. „Mit den aktuellen Bürgerinfomärkten stellen wir die technische Entwurfsplanung mit den aktuell geplanten Maststandorten vor“, teilt Andreas Lehmann, Projektsprecher der Amprion GmbH, auf Nachfrage dieser Redaktion mit.
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Das Vorhaben befindet sich laut Amprion derzeit noch in einem frühen Planungsstadium. Die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren sollen Ende 2025 bei der Bezirksregierung Arnsberg als Genehmigungsbehörde eingereicht werden. „Erst dann können wir auf Basis der Detailplanung genauere und damit verbindlichere Angaben zu den Maststandorten geben. Der Baustart ist aktuell für 2028 geplant, der Abschluss der Bauarbeiten für 2033“, erklärt Andreas Lehmann.
Am Montag werden Mitarbeiter von Amprion individuell auf die Fragen der Bürger eingehen können. Auf die Frage, welche Vorteile der Neubau einer Trasse für die Bevölkerung und die heimische Industrie haben werde, antwortet Lehmann: „Mit dem Vorhaben wird unter anderem die Region langfristig und sicher mit Strom versorgt.“
Bürgerinitiative: „Das soll die beste Lösung sein?“
Harald Schloßmacher, Vorsitzender der Bürgerinitiative, sagt dazu: „Eine neue Leitung dürfte in dieser Trasse mitten durchs Wohngebiet niemals gebaut werden. Der Betreiber stützt sich auf eine Art Bestandsschutz. Ein Abriss und de facto Neubau in der Bestandstrasse sollen aber nicht nur völlig okay, sondern laut Betreiber sogar ‚die beste Lösung‘ sein? Diese behauptete Alternativlosigkeit gilt es zu hinterfragen.“ Der Verein sei als Vereinigung Schwelmer Bürger und Betriebe kein Gegner der Energiewende, „wohl aber Verfechter der dabei anzuwendenden, für Menschen und Umwelt unschädlichsten Variante“.
Die Bürgerinitiative möchte die „erheblichen negativen Folgen, die das Vorhaben für Schwelm und seine Bürger mit sich bringen würde“ für die Bevölkerung greifbar machen und hat dazu unter anderem in einer Fotomontage dargestellt, wie die geplante Trasse das Stadtbild von Schwelm verändern würde. Von den Plänen der Amprion GmbH wäre ein wesentlicher Teil des Schwelmer Westens betroffen. „Der nördliche Ortsteil Linderhausen müsste ein mehrere Fußballfelder großes neues Umspannwerk verkraften“, teilt die Bürgerinitiative mit.
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