Ennepetal/Halver. Der Fund einer unbekannten Frauenleiche im Wald hielt die Polizei tagelang in Atem. Der Ehemann des Opfers steht bald vor Gericht.
Es ist ein Fall, der alle in Atem hielt. Als am 26. Mai 2024 in einem Waldstück in Ennepetal die Leiche einer Frau gefunden wurde, tappte die Polizei tagelang im Dunkeln, um wen es sich bei dem Opfer handelt. Als der Ehemann aus Halver seine Frau knapp eine Woche später als vermisst meldete, half er den Ermittlern nicht nur dabei, die Identität der Unbekannten aufzudecken, sondern war auch sofort dringend tatverdächtig. Seitdem sitzt der 55-Jährige in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft hat nun Anklage gegen ihn erhoben. Der Vorwurf: Totschlag. Am 28. November startet der Prozess am Hagener Landgericht, angesetzt sind sechs Verhandlungstage.
Rückblick
Es war der Hund einer Spaziergängerin, der an diesem Sonntagnachmittag im Mai zu dem Fund der Leiche in einem Ennepetaler Waldstück, nahe der Holthauser Talstraße, führte. Der alarmierte Notarzt konnte nur noch den Tod der Frau feststellen, die Obduktion ergab später, dass sie bereits am Vortag gestorben sein muss. Eine Hagener Mordkommission, die die Ermittlungen übernahm, konnte aber die Identität des Opfers zunächst nicht klären. Ein paar Tage nach dem Fund entschied sich die Polizei daher zu dem ungewöhnlichen Schritt, Fotos von der Frau und insbesondere ihrer Hand, an der ein Fingernagel fehlte und ein weiterer deformiert war, zu veröffentlichen. Die erhofften zielführenden Hinweise blieben jedoch aus.
Erst als sich der Ehemann auf einer Wache im Märkischen Kreis meldete, um eine Vermisstenanzeige aufzugeben und dabei durch Ungereimtheiten in seinen Aussagen auffiel, kam heraus, dass es sich bei der Leiche um eine 53-jährige Hausfrau aus Halver handelt. Der 55-jährige Ehemann wurde festgenommen und einem Haftrichter vorgeführt, sitzt nun schon seit mehreren Monaten in U-Haft.
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Als Grund, warum er sich erst nach fünf Tagen bei der Polizei meldete, gab der Angeklagte damals an, er habe wegen eines entzündeten Katzenbisses stationär im Krankenhaus gelegen und gar nicht mitbekommen, dass seine Ehefrau verschwunden war. Dass sich die heranwachsenden und erwachsenen Kinder keine Sorgen um die Mutter machten, soll der Tatsache geschuldet sein, dass die 53-Jährige nicht das erste Mal mehrere Tage am Stück nicht nach Hause kam.
Das ist zum Tathergang bekannt
„Was das Tatmotiv, den genauen Tathergang oder die Ermittlungen angeht, kann zum jetzigen Zeitpunkt keine Auskunft erteilt werden“, teilte Richterin Miriam Meier, Pressesprecherin am Landgericht Hagen, auf Anfrage der Redaktion mit. Laut Informationen, die dieser Zeitung vorliegen, soll angeblich ein schlimmer Streit zwischen den Eheleuten – was wohl häufiger vorkam – der Auslöser für die Tat gewesen sein.
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Einiges spricht dafür, dass die 53-Jährige nicht in Ennepetal, circa 20 Kilometer von Halver entfernt, umgebracht, sondern ihre Leiche nach der Tat lediglich dort abgelegt wurde. Der Hagener Staatsanwalt Dr. Tobias Schülken teilte damals mit, dass am Tatort viele Spuren sichergestellt werden konnten. Welche Erkenntnisse und konkreten Beweise sich daraus ergaben, wird Teil des Prozesses vor der 4. großen Strafkammer des Hagener Schwurgerichtes um die Vorsitzende Richterin Heike Hartmann-Garschagen sein.
Dass nur sechs Verhandlungstage angesetzt sind, deutet zumindest darauf hin, dass sich die Prozessbeteiligten sicher sind, den Fall zügig vor Gericht klären zu können. Ob das an einer erdrückenden Beweislage liegt oder der Angeklagte geständig ist, ist aktuell nicht bekannt. Im Prozess wird sich zeigen, was dahinter steckt. Kommt es zur Verurteilung, droht dem Angeklagten bei Totschlag eine Freiheitsstrafe zwischen mindestens fünf und bis zu 15 Jahren. Ein Urteil wird für den 13. Dezember erwartet.