Ennepetal. Wird das Bauvorhaben an der Vilvoorder Straße in Ennepetal begraben, ist das für die Stadtentwicklung problematisch, meint Hartmut Breyer.

Das geplante Neubaugebiet an der Windecke in Voerde-Nord steht vor dem Aus. Die SPD-Fraktion hat den aktualisierten Leitfaden „Klimagerechte Bauleitplanung“ zum Anlass genommen, die Reißleine zu ziehen. Mit Grünen und Linken zusammen reicht es, um das Bebauungsplanverfahren zu stoppen. Betrachtet man es durch die rote Brille der Sozialdemokraten, dann sind die Fraktionsmitglieder im Zuge der Beratungen und Gespräche mit Anliegern klüger geworden und zu der Erkenntnis gekommen, dass der Prüfaufwand aufgrund der vielen kritischen Punkte erheblich wäre und das ganze Verfahren sich unverhältnismäßig in die Länge ziehen würde.

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Beim ungefärbten Blick auf das Geschehen drängt sich allerdings schon der Eindruck auf, dass die SPD eine charmante Möglichkeit genutzt hat, sich ein Jahr vor der Kommunalwahl eines unangenehmen Themas zu entledigen. Auch wenn es vielen Ennepetalerinnen und Ennepetalern egal ist, was an der Windecke passiert, weil man die Fläche vom eigenen Kirchturm aus ja gar nicht sehen kann, hätten möglicherweise nicht wenige Wähler auf ihrem Stimmzettel ihre Meinung kundgetan. Und mal ehrlich: Für die Erkenntnis, dass das potenzielle Baugebiet extrem nah am streng geschützten „Gevelsberger Stadtwald“ liegt und daher besonders kritisch zu betrachten ist, hätte es keines Leitfadens bedurft.

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Sollte das Bauvorhaben tatsächlich begraben werden, kann sich die Bürgerinitiative, die planvoll und bei aller Emotionalität sachorientiert vorgegangen ist, auf die Schulter klopfen. Das Engagement hat sich gelohnt. Es gibt aber auch eine Kehrseite des Erfolgs: Ohne die Entwicklung attraktiver Wohnbauflächen wird die Stadt Schwierigkeiten haben, ausreichend neue Bürgerinnen und Bürger und vor allem jüngere Familien zu gewinnen. Und in einer schrumpfenden, alternden Stadt werden Probleme wie die schwindende Attraktivität der Zentren und das Aufrechterhalten von Angeboten wie dem der Musikschule wachsen. Initiativen wie „Jung kauft Alt“ sind sicher ebenso sinnvoll wie das Bestreben, Baulücken zu schließen, nicht mehr zeitgemäße Wohnhäuser durch Neubauten zu ersetzen und Brachen zu revitalisieren. Aber reichen wird das vermutlich nicht.

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