Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. Aktuell ist Mauserzeit, Vögel verlieren ihr Federkleid. Warum das Sammeln von Federn im EN-Kreis für die Tiere lebensgefährlich sein kann.

Aktuell ist Mauserzeit, viele heimischen Vögel im Ennepe-Ruhr-Kreis verlieren ihr Federkleid. Doch Finger weg vom Sammeln von Vogelfedern. Britta Kunz, Leiterin der Biologischen Station Ennepe-Ruhr, erklärt, warum das lebensgefährlich für die Tiere werden kann.

Es ist Mauserzeit. Wer jetzt beim Spaziergang seinen Blick aufmerksam auf den Boden richtet, wird vermutlich einmal über eine Vogelfelder „stolpern“. Vielleicht haben Sie sogar in den letzten Tagen einen „zerrupft“ aussehenden Vogel gesehen. Dann befindet sich dieser vermutlich in der Vollmauser, in der das gesamte Federkleid nach und nach ersetzt wird.

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Sonneneinstrahlung, Reibung, Parasiten tragen alle zur Abnutzung der Federn bei. Brut und Jungenaufzucht beanspruchen die Federn noch einmal besonders stark. Deshalb mausern sich viele unserer Vögel im August und September, wenn die Brutsaison beendet ist. Vögel wie unsere Rauchschwalben, die jetzt schon nach Afrika ziehen, mausern sich dagegen erst im Winterquartier.

Die Mauser ist für Vögel eine schwierige, oft gefahrvolle Zeit, in der sie schlechter oder gar nicht fliegen können. Um wenigstens einigermaßen flugfähig zu bleiben, ersetzen die meisten Arten die Federn an den Flügeln und die Schwanzfedern nach und nach.

Am Flügel beginnt der Austausch in der Mitte und setzt sich von dort Richtung Flügelspitze und Körpermitte fort, sodass nur einzelne, gut verteilte Lücken entstehen. Entenvögel werfen alle große Flügelfedern auf einmal ab, aber sie sind auf dem Wasser auch relativ gut geschützt und finden dort auch Nahrung.

Vögel, die im Frühjahr und Sommer ein bunteres Federkleid tragen als im Winter, führen entsprechend noch eine zusätzliche Teilmauser durch, während der allerdings nicht die großen Flügelfedern und Schwanzfedern ersetzt werden. Auch viele Jungvögel machen eine Teilmauser vom unauffälligen Jugend- zum Erwachsenenkleid durch.

Federn sind das komplizierteste Hautgebilde, das man im Tierreich finden kann. Sie bestehen aus Keratin, einem Protein, aus dem auch unsere Haare und Fingernägel aufgebaut sind. Auch Krallen, Hörner und Reptilienschuppen sind aus Keratin. Jede Feder hat, mehr oder weniger in ihrer Mitte, eine festen Federschaft. Der untere Teil, der in der Haut verankert ist, wird Kiel genannt. Am Federschaft ist die Federfahne befestigt.

Grob kann man zwei Typen von Federn unterscheiden: die Konturfedern, das sind alle Federn, die dem Vogel sein äußeres Erscheinungsbild geben und die Dunen. Letztere sind die kleinen weichen Federchen, die unter den Konturfedern am Vogelkörper liegen. Sie haben nur einen kurzen Schaft und eine sehr lockere Federfahne, zwischen denen sich Luftpolster bilden, die der Wärmeisolation dienen. Wenn sich ein Vogel aufplustert, vergrößert er die Luftschicht zwischen den Dunen und erhöht damit die Isolationswirkung des Dunenkleides. Einige werden das Prinzip sicherlich noch von Daunenbetten kennen, die aufgeschüttelt werden müssen, um richtig warm zu halten.

Die Konturfedern erfüllen andere Aufgaben. Sie schützen gegen Verletzungen, Sonneneinstrahlung und Nässe und ermöglichen das Fliegen. Daher sind sie stabiler gebaut als Dunen. Bereits mit bloßem Auge können Sie erkennen, dass sich ihre Federfahne aus kleinen „Ästchen“ zusammensetzt, die im spitzen Winkel vom Schaft nach oben abgehen. Nehmen Sie eine Lupe zur Hand, dann sehen Sie, dass sich diese Ästchen noch einmal verzweigen. An der einen Seite eines jeden Ästchens haben die Verzweigungen kleine Häkchen, an der anderen Seite bilden sie kleine Bögen. So stoßen von benachbarten Ästchen jeweils Bögen mit Häkchen aneinander und können sich wie ein Klettverschluss ineinander verhaken. Dieser ist jedoch elastisch, die Häkchen können über die Bögen hin- und hergleiten und sich so der Stärke der Lufteinwirkung beim Fliegen anpassen.

Das ist besonders für die großen Flügel- und Schwanzfedern wichtig. Reißt die Verbindung zwischen einzelnen Ästchen einmal ab, lässt sich das leicht „reparieren“. Sicher haben Sie schon einmal einen Vogel dabei beobachtet, wie er einzelne Federn durch seinen Schnabel zog. Das dient dazu, die Verbindung zwischen Häkchen und Bögen wiederherzustellen.

Wenn Sie eine in der Mauser abgeworfene Feder finden, möchten Sie sicher wissen, von welcher Vogelart sie stammt. Das ist leider auch mithilfe von Büchern und dem Internet nicht immer einfach zu bestimmen. Die leuchtend hellblauen Flügelfedern des Eichelhähers sind allerdings unverwechselbar. Schwarze Federn mit runden weißen Flecken stammen vermutlich von einem Buntspecht oder nahem Verwandten, braun-gestreifte vielleicht von einem Bussard.

Wichtig zu wissen: das Sammeln von Vogelfedern ist ohne Ausnahmegenehmigung gesetzlich verboten. So will man verhindern, dass eine Sammlerszene und ein Schwarzmarkt entstehen und Vögel wegen ihrer Federn getötet werden. Machen Sie doch stattdessen einfach ein Foto von Ihrem Fund.