Ennepetal. Gibt es in Zukunft noch ausreichend Trinkwasser? Wie verändern sich die Preise? Warum werde Millionen investiert? Die AVU gibt Antworten.

Auch wenn dieses Jahr bisher so verregnet war wie schon lange nicht mehr und es in diesen Regionen mehr als ausreichend Trinkwasser gibt: In Zukunft wird es durch zunehmende Trockenperioden, sinkende Grundwasserspiegel und Starkregenereignisse schwieriger. Trinkwasserversorger müssen sich auf neue Herausforderungen einstellen - die AVU bereitet sich seit Jahren darauf vor: durch Kooperationen mit anderen Anbietern, die Sanierung der Wassertransportleitungen und vor allem den Neubau des Wasserwerkes Rohland. „Es ist die größte Einzelinvestition der vergangenen Jahrzehnte, die die AVU umzusetzen hat“, sagt Markus Kosch, Geschäftsführer der AVU-Netz GmbH. Es geht um etwa 30 bis 35 Millionen Euro.

„Wir wissen nicht im Detail, wie sich der Klimawandel auf unser Trinkwasser auswirkt“, sagt Markus Kosch und erklärt, dass man auf verschiedene Szenarien vorbereitet sein muss. Was ist, wenn sich mit der zunehmenden Trockenheit Algen bilden, oder sich die Wasserqualität in Flüssen und Talsperren verändert? Der Fachmann erklärt, dass es nach Starkregenereignissen zum Beispiel auch mehr und stärkere Trübungen gibt. Mit dem neuen Wasserwerk Roland in Breckerfeld will die AVU auf den Fall der Fälle vorbereitet sein. Statt drei Filtrierstufen werden es fünf Aufbereitungsstufen sein, statt Chlor werden ultraviolettes Licht zur Desinfektion genutzt. „Im neuen Wasserwerk werden wird alles machen können, was die Wasseraufbereitung zu bieten hat“, erklärt Kosch. Eine Investition in die Zukunft und Sicherung des Trinkwassers. Und noch ein Vorteil: Im neuen Wasserwerk kann mehr Wasser verarbeitet werden und das auch effektiver. „Im Aufbereitungsprozess muss dann weniger Wasser abgeschlagen werden, damit geht weniger im Prozess verloren“, erklärt Kosch.

Baustart für Wasserwerk ab 2030er Jahre avisiert

Das Wasserwerk Rohland wird neu gebaut.
Das Wasserwerk Rohland wird neu gebaut. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Anfang der 2030er Jahre, so der aktuelle Zeitplan, soll das neue Wasserwerk stehen und das bis dahin 50 Jahre alte Wasserwerk entweder abgebaut oder in Teilen mitgenutzt werden. Das werde gerade geprüft, noch läuft die Planungsphase. Wann es mit den Arbeiten losgeht, steht auch noch nicht fest. Markus Kosch rechnet mit 2028. Abgerissen werden in diesem Zusammenhang auch die benachbarten Wohnhäuser, in denen lange Zeit die Bediensteten des Wasserwerks untergebracht waren. „Die Gebäude sind schon seit längerem leer gezogen“, sagt Kosch. „Es kann sein, dass wir noch in diesem Jahr abreißen.“

Fest steht, dass es das zweite Wasserwerk, das die AVU betreibt, nicht mehr lange geben wird. Voraussichtlich Ende 2025 ist im Wasserwerk Volmarstein Schluss. Warum der Betrieb nicht bis zum Einsatz des neuen Wasserwerkes in Rohland aufrecht gehalten wird? „Weil wir sonst noch investieren müssten und schon heute über Reservekapazitäten verfügen“, erklärt Kosch. Ohnehin würde dort nur wenig Wasser ins Netz gespeist.

Hier im Bild das neue Pumpwerk in Volmarstein, das entscheidend ist, für die Kooperation der Stadtwerke Witten und der AVU.
Hier im Bild das neue Pumpwerk in Volmarstein, das entscheidend ist für die Kooperation zwischen den Stadtwerken Witten und der AVU. © WP | AVU

Doch auch wenn das Wasserwerk in Volmarstein aufgegeben wird, stelle sich die AVU bei der Trinkwasserversorgung breiter auf, erklärt der Ingenieur. Mit dem Verbundwasserwerk Witten und den dortigen Stadtwerken und Enervie in Hagen sei eine Kooperation vereinbart und auch in Netzkopplungen und neue Pumpwerke Millionen investiert worden. In Witten wird mit Ruhrwasser angereichertes Grundwasser genutzt, Enervie entnimmt Trinkwasser aus dem Wasserwerk Hengstey ebenfalls in Form von mit Ruhrwasser angereicherten Grundwasser oder aus der Hasper Talsperre. Bei Bedarf können sich die Trinkwasserversorger gegenseitig unterstützen. Und durch die verschiedenen Entnahmequellen sei man unabhängiger. In Breckerfeld wird das Wasser der Ennepetalsperre genutzt. Und die wäre in diesem Jahr sogar mehrfach übergelaufen, wenn nicht immer wieder Wasser abgelassen worden wäre. So einen hohen Stand wie aktuell hat die Ennepetalsperre in den Sommermonaten selten. Grund dafür ist der kontinuierliche Niederschlag (siehe Grafik).

Hohe Pegelstände in der Ennepetalsperre

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Die Hauptschlagader der Wasserversorgung ist das Transportnetz der AVU. Das Rohrsystem, das durch die Kreisstädte führt, ist in Teilen 70 bis 100 Jahre alt und muss nun nach und nach erneuert werden, ohne aber Städte und Regionen von der Trinkwasserversorgung abzuschneiden. Markus Kosch erklärt, dass in den kommenden drei bis vier Jahren die etwa sieben Kilometer lange Doppelleitung von Schwelm nach Wetter im Fokus steht. Sie führt von Linderhausen über Sprockhövel, Asbeck und Silschede bis nach Wetter. „Entweder bauen wir in einigen Bereichen ein neues Rohr daneben oder wir sanieren im Bestand“, erklärt Markus Kosch. Die große Herausforderung dabei sei, dass sich im Durchschnitt die Menge des Wasserverbrauchs reduziert habe, es aber in Hitzeperioden auch massive Anstiege gibt. Das heißt, die Rohre dürfen nicht zu groß sein, damit das Wasser nicht zu lange in den Rohren ist, aber sie müssen auch groß genug sein, um alle Bedarfe auch bei Spitzenverbräuchen zu decken. Im Bereich Rüggeberg seien schon Wassertransportleitungen saniert worden.

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Und was ist mit den Selbstversorgern? Einige 100 Haushalte im Ennepe-Ruhr-Kreis, so Kosch, versorgen sich durch einen Brunnen selbst mit Trinkwasser. Meist in abgelegenen Regionen, die nicht an das Trinkwassernetz angeschlossen sind. „Doch durch den sinkenden Grundwasserspiegel ist es immer schwerer, an Wasser zu kommen, außerdem gibt es dann auch Probleme mit der Wasserqualität. In einigen Fällen können die Brunnen sicherlich tiefer gebohrt werden, doch nicht überall“, weiß Markus Kosch. Wirtschaftlich sei es kaum zu leisten, diese Gebiete nachträglich ans Netz zu bringen. Ein Problem, für das die AVU noch keine Lösung habe.

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Wird das Trinkwasser durch die vielen Investitionen in Zukunft für die Verbraucher im Ennepe-Ruhr-Kreis teurer? Eine Frage, die nicht einfach zu beantworten sei. Durch die neue Technik würde viel Strom gespart und vieles sei effizienter, aber natürlich müssten auch die Investitionen aufgefangen werden. „Wir wissen nicht, wie sich der Strompreis entwickelt und es können sicherlich beim Ausbau des Trinkwassernetzes Synergien zum Ausbau der Stromnetze in Folge der Energiewende genutzt werden“, erklärt Kosch. „Wahrscheinlich wird Wasser moderat teurer, ich kann da noch keine belastbare Prognose abgeben.“ Was er weiß, dass die „Trinkwasserversorgung gesichert ist - und das auch in den kommenden Jahren.“