Gevelsberg. Von der Gevelsberger Kirmes zu Lebensquelle: Gevelsberger spenden für Brunnenbau in Kenia. Verein Tiwi Ndogo freut sich über große Spende.

Sengende Hitze, die Sonne brennt am Himmel. Es gibt keinen Strom, keine Infrastruktur und schon gar keine Wasserleitungen. Wer Durst hat, muss mehrere Kilometer weit gehen, um an Trinkwasser zu kommen. „Es sind Frauen und Kinder, die die 20-Liter-Eimer über diese langen Strecken nach Hause tragen“, sagt Roberto Buchholz und weiß, dass das ein Leben ist, das man sich kaum vorstellen kann. Schon gar nicht, wenn man bei der Gevelsberger Kirmes bei einem kühlen und frisch gezapften Bier sitzt. Der Verein Tiwi Ndgogo ist dankbar, dass trotz der größten Feierlaune an die Not der Menschen in Kenia gedacht und sogar so viel gespendet wurde, dass davon ein Brunnen gebaut werden kann. Es wird der 121. Brunnen sein, den der Verein in der Region Tiwi in Kenia errichtet - und er ist dazu ein ganz Besonderer: ein Gevelsberger Kirmesbrunnen.

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Diese Spendenbereitschaft hat Martin Wicik vom Winterwald nicht erwartet und ihn zutiefst bewegt. 1500 Euro sind während der Kirmestage an seinem Bierstand zusammengekommen. Dank der Feuerwehr, der Kirmesgruppe Vie vam Kopp und der vielen Menschen, die mitanpackten und ihr Trinkgeld und das Geld für ihre Schichten in den Spendentopf steckten. Martin Wicik engagiert sich schon seit Jahren für den Gevelsberger Verein, der in Kenia so viel Gutes tut. „Weil das, was dort passiert, wichtig ist“, sagt der Gastronom.

Der Gevelsberger Roberto Buchholz kümmert sich mit seiner Frau Nicole um den Verein Tivi Ndogo
An dem Bierstand vom Winterwald wurde für den Verein Tiwi Ndogo gesammelt. Rechts im Bild Roberto Buchholz, Martin Wicik ist der Dritte von links. © WP | Roberto Buchholz

Einer, der maßgeblich dafür sorgt, dass das Geld auch bei den Menschen ankommt, ist Roberto Buchholz. Der Gevelsberger, sein Sohn Silvio und andere engagierte Mitstreiter gründeten vor knapp zehn Jahren den Hilfsverein Tiwi Ndogo. Und seit der ehemalige Chef vom FSV Gevelsberg im Ruhestand ist, kümmert er sich sowohl in seiner Heimatstadt als auch in Kenia um die Projekte, agiert als Botschafter auf beiden Kontinenten. Und war natürlich auch am Zapfhahn während der Kirmes im Einsatz.

Verein sammelte bisher 541.000 Euro

„Die Trinkgeldglocke schlug zwar schon sehr oft“, sagt Martin Wicik, doch dass es am Ende 1500 Euro wurden, das habe ihn sehr überrascht und glücklich gemacht. „Weil hunderte, wenn nicht tausende Menschen von dem neuen Trinkwasserbrunnen profitieren werden. Und dann gewinnt auch noch Vie vam Kopp den Kirmeszug. Das war eine sehr emotionale und sensationelle Kirmes“, sagt der Gevelsberger Gastronom.

Bis Ende 2023 seien insgesamt 541.000 Euro vom Verein aus nach Kenia geflossen, erklärt Roberto Buchholz. Genau genommen nach Tiwi, einer Region, die etwa so groß wie der Ennepe-Ruhr-Kreis ist. Humanitäre Hilfen würden jederzeit dringend benötigt, sagt Buchholz. Es gehe um das Nötigste, Mehl, Reis, Zucker, Öl, Medikamente, Arztrechnungen. Es seien oft nur um kleine Summen, die im Leben der Menschen aber viel bewegen können. Ein Leben, das so anders ist als hier in Europa. „Tiwi liegt am Äquator, abends um halb 7 ist die Sonne weg“, sagt Buchholz, der selbst immer mal wieder dort für eine Zeit lebt, um vor Ort mit anzupacken. Doch kaum eine Hütte sei mit Strom versorgt, es bleibe stundenlang stockdunkel. Das Projekt „Licht an“ stattet die Familien mit kleinen Solarlampen aus, denn Sonne gibt es in Kenia reichlich. „Ich habe aber mal den Fehler gemacht und 100 Solarlampen aus Deutschland herübergeschleppt. Das war unnötig. In Kenia gibt es alles zu kaufen“, sagt der Gevelsberger. Die Familien haben nur kein Geld dafür.

Der Gevelsberger Roberto Buchholz hilft bei seinen Reisen nach Kenia beim Brunnenbau.
Der Gevelsberger Roberto Buchholz hilft bei seinen Reisen nach Kenia beim Brunnenbau. © WP | Roberto Buchholz

Die Kinder, die dort leben, hätten zudem kaum eine Chance auf Schulbildung, geschweige denn eine Ausbildung. Auch hier hilft der Gevelsberger Verein. Er sorgt dafür, dass derzeit 41 Kinder zur Schule gehen können, dort hingebracht werden, eine Schuluniform erhalten und auch eine warme Mahlzeit. „Für die Kinder kann man auch über unseren Verein Patenschaften übernehmen, mit regelmäßigen Überweisungen.“

60 Höhenmeter auf der Kirmes

Herzstück der Hilfsarbeit von Tiwi Ndogo ist aber der Ausbau der Trinkwasserversorgung. Ziel sei es, dass die Brunnen gut zu erreichen und für alle kostenlos sind, erklärt der Gevelsberger. Drei Mitarbeiter hat der Verein eigens dafür in Kenia eingestellt, damit die Verantwortlichen zu jeder Zeit wissen, was gerade vor Ort passiert. Und Roberto Buchholz erklärt: „Wir bauen die Brunnen auf privatem Gelände, damit jeder Zugang hat.“

Wenn der Gevelsberger das nächste Mal nach Kenia fliegt, wird er nicht nur das Geld für den Brunnen, sondern auch eine Messingplakette dabei haben. „Schrägster Brunnen Kenias“ wird darauf stehen, erklärt Martin Wicik. Außerdem die Angaben 8,5 Grad Steigung und 60 Höhenmeter. 8,5 Grad betrage die Steigung im Schnitt am Kirmesberg und vom Kirmestor bis zum Riesenrad müssten 60 Höhenmeter bewältigt werden. Martin Wicik hat diese Angaben professionell errechnen lassen. Er freut sich, dass es bald einen Gevelsberger Kirmesbrunnen geben wird. Denn die Kirmes ist so viel mehr als nur ein launiges Volksfest.