Ennepe-Ruhr-Kreis. Wo wohnten Menschen im Ennepe-Ruhr-Kreis am günstigsten? Und wie haben sich die Netto-Kaltmieten verändert? Ein Zahlen-Vergleich.
Wer in Schwelm, Gevelsberg oder Ennepetal in den vergangenen Jahren zur Miete gewohnt hat, tat das im Vergleich zu anderen Städten des Ennepe-Ruhr-Kreises am günstigsten. Das geht aus dem jüngst veröffentlichten Zensus des Statistischen Landesamtes in Nordrhein-Westfalen hervor. Die Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2022.
Während die Nettokaltmieten im nördlichen Ennepe-Ruhr-Kreis zu dieser Zeit etwas höher lagen – in Wetter bei durchschnittlich 5,78 Euro pro Quadratmeter und in Herdecke 6,16 Euro pro Quadratmeter – mussten Mieterinnen und Mieter in den südlichen Gefilden weniger tief in die Tasche greifen. In Ennepetal lag der Preis pro Quadratmeter 2022 bei 5,61 Euro, in Gevelsberg bei 5,73 Euro und in Schwelm bei 5,75 Euro. Wer 2022 in Witten wohnte, musste rund 5,88 Euro zahlen. Spitzenreiter waren Sprockhövel (6,35 Euro) und Hattingen (6,22 Euro), die noch über Herdecke lagen.
Wer jetzt aber meint, dass die Mieten viel zu teuer waren, der wird in dem Vergleich eines Besseren belehrt. Die durchschnittliche Netto-Kaltmiete in NRW lag bei 6,82 Euro und damit 0,46 Euro niedriger als im bundesweiten Durchschnitt (7,28 Euro) – aber deutlich über dem, was die Mieten im EN-Kreis kosteten.
Aktuelle Angebote meistens teurer
So viel zur Theorie und zum Jahr 2022. Doch wie sieht die Realität im Jahr 2024 aus? Die Redaktion hat sich in einschlägig bekannten Wohnungsportalen im Internet umgesehen und auch den aktuellen Mietspiegel zum Vergleich herangezogen. Der Vergleich zeigt, wie sich die Mieten in der jüngeren Vergangenheit entwickelt haben – nämlich nach oben. Dabei gibt es aber auch Ausnahmen.
In Gevelsberg ist beispielsweise ein Ein-Zimmer-Apartment zu finden, zentrumsnah an der Südstraße, 38 Quadratmeter groß. Der Preis pro Quadratmeter ist hier mit 7,89 Euro angegeben. Zur Erinnerung: Das statistische Landesamt hatte für das Jahr 2022 in Gevelsberg einen Preis von durchschnittlich 5,73 Euro ermittelt. Für eine frisch renovierte Zwei-Zimmer-Wohnung (66 Quadratmeter) an der Hagener Straße sind 9,47 Euro pro Quadratmeter angegeben.
In Schwelm gibt es zum Beispiel eine „gemütliche Drei-Zimmer-Wohnung“, wie es heißt. 81,42 Quadratmeter Wohnfläche gibt es hier zum Preis von 7,97 Euro pro Quadratmeter. Durchschnittswert aus 2022 war hier 5,75 Euro. Eine Vier-Zimmer-Wohnung (65 Quadratmeter) in Bahnhofsnähe an der Herzogstraße ist für 6 Euro pro Quadratmeter inseriert.
In Ennepetal lag die Nettokaltmiete 2022 wie eingangs erwähnt im Schnitt bei 5,61 Euro. Eine Dachgeschoss-Wohnung (etwa 70 Quadratmeter) mit zwei Zimmern und Balkon an der Schulstraße steht aktuell für 7,20 Euro pro Quadratmeter im Internet. Für 7,50 Euro pro Quadratmeter gibt es außerdem eine Zwei-Raum-Wohnung An der Kehr (80 Quadratmeter Wohnfläche).
Mietspiegel im Durchschnitt gestiegen
Im aktuellen Mietspiegel für die Städte Gevelsberg, Ennepetal, Breckerfeld und Schwelm liegen die durchschnittlichen Mietpreise pro Quadratmeter zwischen 5,95 und 10,75 Euro – abhängig von Baujahr, Wohnlage und Ausstattung. Auf diesen Mietspiegel haben sich der Mieterverein und die Eigentümerschutz-Gemeinschaft Haus und Grund in diesem Jahr geeinigt. Er bietet Eigentümern und Mietern eine Orientierung bei der Miethöhe.
Haus und Grund hatte seinerzeit erklärt, dass der Mietspiegel mit seiner Neuauflage zum 1. Januar 2024 durchschnittlich um neun Prozent gestiegen sei. Bedeutet: Die Mieten könnten dadurch ebenso steigen, auch wenn der Mietspiegel für Eigentümer nicht verpflichtend ist. Dafür ausschlaggebend sind demnach verschiedene Indizes, die unter anderem Verbraucher- oder auch Bau- und Immobilienpreise widerspiegeln. Aber auch die tatsächlichen Mieten, die Eigentümer in den jeweiligen Städten ansetzen, spielen dabei eine Rolle.
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Die meisten Wohnungen innerhalb eines Stadtgebietes liegen laut Mietspiegel in der sogenannten „Mittleren Wohnlage“. Das sind allgemeine Wohngebiete, die auch bei größeren Entfernungen zum Stadtzentrum eine ausreichende Verkehrsanbindung zu Einkaufszentren und öffentlichen Einrichtungen haben und die keinem überhöhten Geräuschpegel des üblichen Straßenverkehrs ausgesetzt sind. Haus und Grund geht davon aus, dass vor allem gewerbliche Eigentümer auf Basis des neuen Mietspiegels die Mieten erhöhen würden. Der Verein schätzt, dass kleinere, private Eigentümer die Preisspannen pro Quadratmeter bei den Mieten nicht ganz ausschöpfen.
Lieber gut und günstig statt Leerstand
Auch Wohnungsgesellschaften schöpfen die Möglichkeiten bei der Miethöhe mitunter nicht ganz aus. Alexander Dyck, Geschäftsführer der EN-Wohnen, die ihren Hauptsitz in Schwelm hat, erklärt: „Wir wollen gutes und bezahlbares Wohnen anbieten, deshalb gehen wir auch nicht mit den Marktpreisen. Wir müssen auch etwas Gewinn erwirtschaften, um bei den Banken kreditwürdig zu sein, aber das hält sich im Rahmen.“
2022 habe „EN-Wohnen“ einen durchschnittlichen Preis von 5,34 Euro Netto-Kaltmiete veranschlagt. Im vergangenen Jahr ist der Preis auf 5,53 Euro gestiegen. Damit liegen die Wohnungen der Gesellschaft mit Sitz in Schwelm deutlich unter dem Marktwert. Etwas teurer seien die Mieten allerdings, wenn Wohnungen gerade modernisiert wurden. „Aber unsere Mieter können sich darauf verlassen, dass wir uns kümmern und das Geld in die Hand nehmen, um die Wohnungen lebenswert zu machen“, sagt Dyck.