Schwelm. Das Spielzeuggeschäft Holzwurm gibt es seit fast 40 Jahren. Inhaberin Birgit Rutenbeck erklärt, was sich seither in ihrer Branche getan hat.

Plüschtiere, Spiele, Bücher, Puppen, Holzgreiflinge, Hörspiele oder Zubehör für einen Kinder-Kaufladen – mehr als 20.000 Artikel finden sich im Spielzeuggeschäft „Holzwurm“ am Neumarkt in Schwelm. 1988 eröffnete Birgit Rutenbeck das Geschäft, damals noch an der Kirchstraße. In fast 40 Jahren hat sich im Bereich Spielzeug viel getan. Vor allem die Konkurrenz durch den Online-Handel bedeutete für viele Geschäfte das Aus. Wie sich Einzelhändlerin Rutenbeck weiterhin am Markt behauptet, erzählt sie im Gespräch mit dieser Redaktion.

+++ Nichts mehr verpassen: Bestellen Sie hier unseren Newsletter aus Ennepetal, Gevelsberg und Schwelm +++

Bei der Auswahl der Ware ist Birgit Rutenbeck damals wie heute wichtig, dass die Qualität und die Optik des Produkts stimmen. Sie legt vor allem Wert auf Spielzeug aus Holz, was auch bei den Kunden gut ankomme. Was aber mittlerweile nicht mehr so nachgefragt sei, sind größere Produkte, wie zum Beispiel ein ganzer Kaufladen. „Das Zubehör dafür läuft aber nach wie vor gut.“ Auch wenn Produkte, die Geräusche machen oder blinken, bei Kindern schnell Begeisterungsstürme auslösen, findet Rutenbeck Artikel, die die Kinder selbst bespielen müssen, wichtiger. „Das fördert die Kreativität.“

Lieferzeit länger als beim Online-Handel

Es gebe natürlich immer mal wieder Phasen, in denen weniger Kunden vorbeikommen. „Aber die, die kommen, kaufen gern im Laden. Das hält das Geschäft am Laufen.“ Durch den Online-Handel finden die Kunden eine größere Auswahl vor, was dazu führe, dass sie auch mit konkreteren Wünschen an Birgit Rutenbeck herantreten. „Die kann ich manchmal auch erfüllen. Aber das Liefern klappt bei mir nicht so schnell wie im Netz, weil ich teilweise erst einmal größere Aufträge zusammenbekommen muss.“ Einige hätten Verständnis für die längere Wartezeit, andere würden die Sachen dann eben online bestellen.

Die kleinen Stofffiguren der dänischen Marke Maileg stehen bei den jungen Kunden hoch im Kurs.
Die kleinen Stofffiguren der dänischen Marke Maileg stehen bei den jungen Kunden hoch im Kurs. © Alisa Schumann | Alisa Schumann

Wenn das Kind allerdings spontan Wünsche äußert oder Großeltern ihren Enkeln in der Stadt eine Freude machen wollen, seien das Stöbern im Geschäft und das Entdecken der Spielzeuge vor Ort natürlich ein Vorteil gegenüber dem Handel im Netz. „Der Online-Handel bedeutet eine Veränderung, ist aber keine Bedrohung für mich“, ist Rutenbeck zuversichtlich. Im Herbst stellt die 64-Jährige eine Auszubildende ein, beschäftigt vier Aushilfen.

Regale nicht mehr so leergeräumt

Klar habe auch sie manchmal Sorgen. „Man kann ja nicht sagen: Für mich gilt das nicht.“ Auch sie habe in den vergangenen Jahren festgestellt, dass die Regale kurz vor Weihnachten oder nach den Feiertagen heute nicht annähernd so leergeräumt sind, wie früher. „Damals kam man gar nicht so schnell, wie man sie gebraucht hätte, an neue Ware ran. Das ist heute schon anders.“

Rutenbeck bemüht sich, ihr Sortiment an die Bedürfnisse und Interessen der Kunden anzupassen. „Ich habe das Sortiment sogar erweitert, anstatt reduziert. Denn die Wünsche der Kunden sind ja da und wenn ich nicht das bestimmte Produkt da habe und auch keinen Ersatzartikel anbieten kann, ist das schlecht.“

Vorteile des stationären Handels nutzen

Die 64-Jährige versucht, ihre Vorteile als stationäre Händlerin zu nutzen: die Beratung vor Ort, Kundenbindung durch ein Treuepunktesystem oder das Angebot der Geschenketüten. „Die bieten wir schon seit der Gründung an.“ Die Eltern legen dabei den ungefähren Preis für die Produkte fest und die Kinder suchen sich ihre Wunschartikel aus, die dann Verwandte oder Freunde für sie im „Holzwurm“ kaufen. Das sei vor allem für die Kinder deutlich schöner, als Produktlinks für die Online-Bestellung zu versenden. „Und man vermeidet Dopplungen oder Fehlkäufe.“

Und was tut sich auf dem Spielzeugmarkt? Auch wenn durch Serien oder Filme für Kinder immer wieder neue Trends entstehen, die sich auch auf die Produktion von Spielzeugen auswirken, gibt es Klassiker, die heute noch genauso beliebt sind wie im Jahr 1988. Bügelperlen, das Bespielen von Kaufläden oder Bausteine von Kapla zum Beispiel. „Die kommen nicht aus der Mode“, weiß Birgit Rutenbeck. Trotzdem passt sie ihr Sortiment laufend an und reagiert damit auf Trends.

Hörspiele der Marke Tonies sind derzeit stark gefragt.
Hörspiele der Marke Tonies sind derzeit stark gefragt. © Alisa Schumann | Alisa Schumann

Vor Jahren revolutionierte die Marke Tonies den Hörspielmarkt. Statt klassisch eine Kassette oder CD einzulegen, kaufen Eltern ihren Kindern heute eine Tonies Box, auf die eine Tonies Figur gestellt wird, auf der eine Geschichte abgespeichert ist. „Die sind sehr gefragt“, sagt Rutenbeck.

Neben Schleich und anderen Spielfiguren bietet die Schwelmerin auch Holzspielwaren der deutschen Marke Ostheimer an. „Das ist Kunst für das Kinderzimmer. Die Artikel sind alle von Hand gefertigt und da lässt sich schön mit spielen. Aber die Produkte haben auch ihren Preis“, sagt Rutenbeck. Schon ein einfach gestaltetes Holz-Schaf kostet 15,95 Euro.

Holzspielzeugfiguren der deutschen Marke Ostheimer.
Holzspielzeugfiguren der deutschen Marke Ostheimer. © Alisa Schumann | Alisa Schumann

Auch nicht gerade preiswert, aber trotzdem sehr beliebt bei kleinen Mädchen sind die Produkte von Maileg. Die dänische Firma produziert Mäuse- oder Hasenfiguren, die in Puppenhauskulissen hausen und in kleinen Schachteln übernachten. Ein Karton mit Maus kostet 28 Euro. „Das ist nichts für jeden, aber viele Kunden fragen gezielt danach.“

Schnelle Schnäppchen gibt es nicht

Rutenbeck begeistere an ihrem Beruf nach wie vor der Kontakt zu den Kindern und generell zu den Menschen. „Das ist sehr erfüllend, unter Menschen zu sein.“ Deshalb schiebt die 64-Jährige den Gedanken an den Renteneintritt noch von sich weg. Natürlich werde auch sie immer wieder mal mit Preisen aus dem Online-Handel konfrontiert. „Manchmal kann ich den Preis mitgehen, aber meistens nicht, weil ich eine andere Preisgestaltung habe. Mein Kunde kann hier in Ruhe stöbern und sich Zeit nehmen. Wer ausgewählt kaufen möchte, kommt zu uns. Für das schnelle Schnäppchen ist das hier nichts.“

Lesen Sie auch:

Nach Insolvenz: Käufer für FAN-Pflegedienst gefunden

Schwelmerin (19) flieht vom Tatort und landet vor Gericht

Schwelm: 24-jähriger Gabelstapler-Fahrer bei Unfall verletzt

Furchtbare Erinnerungen an Bombenabwürfe und Hinrichtungen