Schwelm. Sebastian Nölle produzierte eine Hommage an die Kirchstraße und drehte einen Film über die Flaniermeile. Das ist der Hintergrund.

Eine Hommage an die Kirchstraße sollte es werden. Das war die Zielsetzung des Schwelmer Foto- und Videografs Sebastian Nölle, als er mit seiner Filmidee an den Vorstand des Vereins Kirchstraße herangetreten ist. Das Ergebnis ist ein zehnminütiger Imagefilm über die Flaniermeile der Stadt und die Menschen, die die Straße zu etwas Besonderem machen. „10 Minuten Heimatliebe“ lautet daher auch der Titel des Films.

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Mit seinem Vorschlag lief der 34-jährige Nölle beim Vereinsvorstand offene Türen ein. Im Vorfeld des diesjährigen Kirchstraßen-Festes holte er verschiedene Akteure vor die Kamera, um sie erzählen zu lassen, warum sie sich für die Kirchstraße engagieren. „Ich hatte kein Drehbuch. Ich wollte das so authentisch machen, wie es geht. Denn davon lebt die Straße, weil das hier alles Originale sind“, erzählt Sebastian Nölle. „Ich finde es toll, wenn Leute wie Tom hier was bewegen und der Stadt Leben einhauen.“

Mit Tom ist Thomas Friedrichs gemeint, Inhaber des Cafés und der Kaffeerösterei Rabenschwarz und Vorsitzender des Vereins Kirchstraße. Friedrichs kommt im Imagefilm genauso zu Wort, wie Jürgen Okrongli, mit dem er das erste Kirchstraßen-Fest organisierte, oder Ralf Stoffels, Christoph Ranft von der gleichnamigen Metzgerei oder Christoph Geisler („Coerri“).

Sechste Auflage des Festes war erfolgreich

Die mittlerweile sechste Auflage des Kirchstraßen-Festes fand Ende Mai statt und war wieder ein voller Erfolg. „Mit den Einnahmen aus dem Bierstand, den der Verein betrieben hat, haben wir das Fest finanziert“, sagt Friedrichs.

Auch die Entscheidung, die Bühne in diesem Jahr zu versetzen, sei richtig gewesen. „Ich habe die Hoffnung, dass wenn die Bühne weiterhin unten steht, oben mehr Platz für Kultur und Kunst in der Kirchstraße ist“, äußert Sebastian Nölle einen Wunsch für das nächste Fest. Für seinen Imagefilm dokumentierte Nölle den Aufbau der Veranstaltung und filmte Besucher und Programm des Festes.

Acht Stunden Videomaterial

In den Räumen der Kirchstraße 8 baute Sebastian Nölle im Vorfeld das Set auf, um die Interviewpartner an zwei Drehtagen zu filmen. „Ich hatte mir im Vorfeld keine Fragen überlegt, das kam so aus der Hüfte geschossen“, erzählt der Schwelmer, der aus etwa acht Stunden Videomaterial den Imagefilm zusammenstellte. Für den Videoschnitt ließ er sich drei Wochen Zeit. „Denn es sollte ein wertschätzender Film über dieses Fleckchen Erde werden.“ Eben eine Hommage an die „Man Power“ und die Schlagkraft derjenigen, die sich für die Kirchstraße einbringen.

Nölle selbst verbindet viele Geschichten mit der Kirchstraße. „Als ich 14 war, war in den Räumen vom Rabenschwarz eine Pizzeria drin. Da habe ich mir mein erstes Bier gekauft“, erzählt der 34-Jährige und schmunzelt. „Ich verbinde mit der Innenstadt viele schöne Erinnerungen mit Freunden und Cliquen. Das würde ich mir für meine Tochter auch wünschen. Ein bisschen Historie und Erinnerungen. Das funktioniert aber nur, wenn die Geschäfte auch laufen, die Kunden mitziehen und hier vor Ort kaufen.“

Angebot in der Kirchstraße ist abwechslungsreich

„Ich war stolz, als ich den Film gesehen habe“, sagt Thomas Friedrichs, der vom Film auch emotional angefasst war. „Weil das die Früchte unserer Arbeit sind. Wenn man Revue passieren lässt, was mittlerweile alles passiert ist... Ich bin stolz darüber und glaube nicht, dass ein anderer Verein so einen tollen Imagefilm hat. Die Stadt Schwelm hat ja auch keinen.“

Thomas Friedrichs, der sein Café seit 2008 betreibt, ist mit der Entwicklung seiner Kirchstraße sehr zufrieden. Derzeit sei kein Leerstand zu verzeichnen. „Und wenn was frei wird, kommt schnell ein Nachfolger.“ Das findet auch Sebastian Nölle so bemerkenswert. „Hier hat man nicht so eine Fluktuation drin. Das Angebot ist abwechslungsreich und beständig.“

„Die Kirchstraße ist mein Zuhause“

Für Thomas Friedrichs ist die Kirchstraße sein Zuhause. „Freundschaften werden hier geknüpft. Das ist wie eine Zentrale hier, alle sprechen miteinander. Hier ist es nicht dreckig und laut, sondern chillig. Ich möchte das nicht mehr missen“, sagt Friedrichs, der das Gebäude mit der Hausnummer 10, in dem sich sein Café befindet, gekauft hat, derzeit renoviert und so die Café-Fläche erweitert.

Auch für die Kirchstraße hat Friedrichs Pläne: „Ich möchte die Blumenkübel ersetzen, die sind drüber. Und ich würde gern eine Beleuchtung anbringen, die gemütlicher ist.“ Und da dieses Jahr kein Winzerfest in Schwelm stattfinde, weil von drei Winzern zwei abgesagt hätten, würde Friedrichs das gern von Seiten seines Vereins umsetzen, wenn auch nicht mehr in diesem Jahr. „Ich muss da noch ins Gespräch gehen, aber ich könnte mir vorstellen, dass das Winzerfest in den ungeraden Jahren stattfindet und das Kirchstraßenfest in den geraden.“ 2015 habe bereits ein Weinfest in der Kirchstraße stattgefunden. „Das war ein Bomben-Fest.“

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