Gevelsberg/Ennepetal/Hagen. Wenn es ganz schlecht läuft, muss sogar die Fahrbahndecke der Asker Straße abgefräst werden. Autofahrer umfahren Sperrungen trotz Gefahr.

Das Flatterband der Polizei ist zerrissen, die Baken auf Seite gerückt, als der Streifenwagen Polizei am Freitagmorgen auf der Stadtgrenze zwischen Gevelsberg und Hagen an der Kreuzung Neue Straße / Asker Straße anhält. Immer mehr Autofahrer umfahren die Sperrung der beiden Straßen. Doch das wird spätestens gefährlich, wenn es regnet. Denn: Eine rieisge Menge Speisefett ist auf der Fahrbahn gelandet, die im schlimmsten Fall abgefräst werden muss. Wie ist das passiert? Unklar. Wer trägt die Verantwortung? Unbekannt.

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Die Städte Hagen und Gevelsberg, der Ennepe-Ruhr-Kreis, die beiden benachbarten Polizeibehörden sowie die Feuerwehren sind parallel mit der Sache betraut, was den Informationsfluss durchaus schwierig gestaltet. Fest steht: Es ist zunächst die Feuerwehr aus Hagen, die am Donnerstagabend zur Neuen Straße und der Asker Straße gerufen wird. Offenbar hat ein Lkw eine große Menge Speiseöl mit hohem Fettanteil oder etwas ähnliches vorloren.

„Auf einer Strecke von etwa 700 Metern bis zum ersten geschotterten Parkplatz im unteren Bereich der Asker Straße zieht sich die Spur von Hagen aus“, sagt Ivo Knezovic, Leiter der Technischen Betriebe in Gevelsberg. Dort scheint der Fahrer beziehungsweise die Fahrerin das Leck bemerkt und gestopft zu haben und ist anschließend weitergefahren, ohne die Behörden zu informieren. Das passierte wenig später.

Aske gesperrt
Auch von der Ennepetaler Seite aus ist die Aske gesperrt. © WP | Stefan Scherer

Bald schon stellte die Feuerwehr aus Hagen fest, dass sie hier mit ihren eigenen Bordmitteln zur Renigung nicht weiter kommt. Denn im Gegensatz zu Ölfilmen lässt sich das, was sich dort auf dem Fahrbahnbelag verteilte, nicht einfach abstreuen und mit der Kehrmaschine aufnehmen. „Wir wurden schließlich gegen 23 Uhr alarmiert“, sagt Christoph Neuhaus, Pressesprecher der Kreispolizeibehörde des Ennepe-Ruhr-Kreises. Grund: Der Fettfilm wird in Verbindung mit Wasser spiegelglatt. Vor allem auf der abschüssigen Asker Straße die von Gevelsberg aus nach Ennepetal führt, ist das immens gefährlich.

Die Firma Lobbe, die auf solch schwierige Reinigungen spezialisiert ist, nahm sich die glitschige Verunreinigung über Stunden vor. Ergebnis: Keine signifikante Verbesserung. Weit nach Mitternacht entschieden Polizei und Feuerwehr, dass beide Straßen vorerst komplett gesperrt werden. Baken, Flatterband und entsprechenden Verkehrsschilder sollen die Einfahrt sowohl im unteren Bereich auf der Stadtgrenze zwischen Gevelsberg und Hagen verhindern, sowie am oberen Ende der Asker Straße von Voerde Nord aus.

Aske gesperrt
Die Asker Straße ist komplett gesperrt. Im schlimmsten Fall dauert diese Sperrung noch deutlich an. © WP | Stefan Scherer

Was genau dort ausgelaufen war, ist indes noch immer nicht zu einhundert Prozentz geklärt. „So weit wir als Umweltbehörde die Sache allerdings überblicken, bestand nie eine Gefahr, dass Schadstoffe von der Fahrbahn in die Umwelt gelangen“, sagt Lisa Radtke, Pressesprecherin des Ennepe-Ruhr-Kreises, der mit diesen Fragen genauso befasst ist, wie die Untere Wasserbehörde der Stadt Hagen.

Hoffnung ruht auf Spezialfirma

Die Dauer der Sperrung hängt davon ab, wie der nächste Reinigungsversuch der Firma Lobbe funktioniert. „Der erste Versuch brachte auf der Neuen Straße nicht den gewünschten Erfolg. Wir hoffen nun darauf, dass ein anderes Verfahren dafür sorgt, dass die Fettschicht sich von der Fahrbahndecke löst“, sagt Ivo Knezovic. Sollte dieses Verfahren auf der Hagener Seite - mitten im Gewerbegebiet mit viel Lkw-Verkehr - erfolgreich sein, soll es so zeitnah wie möglich auch auf der Gevelsberger Seite angewendet werden. „Dann könnte in Absprache mit der Polizei und der Feuerwehr die Asker Straße vielleicht im Laufe des Wochenendes wieder geöffnet werden“, sagt Knezovic.

Und wenn auch dieses Verfahren keinen Erfolg bringt? Bereits in der Nacht stand zur Debatte, dass möglicherweise die Fahrbahndecken abgefräst und erneuert werden müssen. „Ich hoffe sehr, dass es dazu nicht kommt“, sagt der Leiter der Technischen Betriebe Gevelsberg. Schließlich würde das eine möglicherweise wochenlange Sperrung der beiden Straßen bedeuten.

Aske gesperrt
Die Polizei spannt neues Flatterband, das Autofahrer zerstören, um auf die Asker Straße zu gelangen. © WP | Stefan Scherer

„Auf den Verursacher haben wir derzeit keine Hinweise“, sagt Christoph Neuhaus im Gespräch mit der Redaktion. Wer etwas zur Tat oder dem Täter weiß, sollte sich bei der Polizei im Ennepe-Ruhr-Kreis oder in Hagen melden. Doch was für ein Straftatbestand liegt hier überhaupt vor? „In zwei Denkvarianten läge eine Ordnungswidrigkeit vor“, beginnt der Pressesprecher der EN-Polizei. Einerseits könnte die Ladungssicherung nicht korrekt gewesen sein, was ein Bußgeld nach sich zöge. Gleiches gelte für einen Defekt am Fahrzeug, der dem Fahrer nicht bekannt gewesen wäre.

„Sollte er jedoch Kenntnis davon vor Fahrtantritt gehabt haben und billigend in Kauf genommen haben, möglicherweise andere Verkehrsteilnehmer - vor allem Motorradfahrer - in Lebensgefahr zu bringen, sprechen wir schon von fahrlässiger Körperverletzung und sind im Bereich einer Straftat als Unterlassungsdelikt“, sagt der Polizeisprecher. Er möchte diesen Fall zum Anlass nehmen und deutlich machen, bei solchen Fällen unverzüglich anzuhalten, wenn einem ein Defekt am Fahrzeug auffällt oder man Ladung verliert und bei derartigen Stoffen die Behörden zu informieren.

So heißt es vorerst: Hoffen auf die Firma Lobbe. Und so lange schieben die Polizisten an der Kreuzung die Baken wieder in Position und ziehen neues Flatterband, um klar zu machen: Hier ist tatsächlich gesperrt.

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