Gevelsberg. Das Rupprechthaus in Gevelsberg wird saniert und neu belebt. Jetzt steht fest, wann es mit der Sanierung losgehen soll.
Im Januar 2028 soll es mit dem Umbau des Rupprechthauses in Gevelsberg voraussichtlich losgehen. Zwei Jahre später könnten die ersten Einrichtungen einziehen. Die Politik stellte sich nun im Hauptausschuss einstimmig hinter das Vorhaben, viel Geld in die Sanierung und die Neugestaltung zu stecken. Bisher waren CDU und Grüne dagegen. Die Oppositionsfraktionen machten aber auch deutlich, kritisch zu bleiben und im weiteren Verlauf genau hinzuschauen.
In einer ersten Kalkulation, die auch die Ausgaben für eine Nutzung über 25 Jahre mit einrechnet, ist von Kosten in Höhe von 43 Millionen Euro die Rede. Der Rat hat zwar noch das letzte Wort, wird aber sicherlich den Weg für die zukünftige Planung und damit auch für die Kosten frei machen. In einem Architektenwettbewerb geht es jetzt darum, wer neben der Stadtbücherei und Musikschule in das ehemalige Kaufhaus zieht. Sogar die Variante, das oberste Geschoss abzureißen, soll mit in die Ideen einbezogen werden. Bürgermeister Claus Jacobi spricht von dem relevantesten und die Innenstadt prägendsten Projekt der nächsten 20, 30 Jahre.
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Die Idee, das Rupprechtgebäude zu kaufen, stieß vor etwa fünf Jahren im Rat bekanntlich auf geteilte Meinung. Die Entscheidung dafür wurde damals dennoch mit den Stimmen der SPD mehrheitlich getroffen. CDU-Fraktionschef Hans-Günther Adrian erinnerte jetzt im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt, dass die CDU gegen den Ankauf und Umbau gestimmt hätte, „weil wir befürchtet haben, dass die Kosten aus dem Ruder laufen.“ Im Integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzept für die Stadt Gevelsberg, das 2019 beschlossen wurde, seien als Kosten für das Rupprechthaus 24 Millionen Euro angegeben worden, jetzt sind es mehr als 40 Millionen. Dennoch: Der mehrheitlich gefasste Beschluss liege vor, und den werde die CDU nicht nur akzeptieren, sondern auch den weiteren Prozess konstruktiv begleiten, erklärte Adrian.
Mehr Transparenz gefordert
Auch Achim Oldenbüttel, Bündnis 90/Die Grünen, machte die Skepsis seiner Fraktion an dem Umbauprojekt deutlich und erinnerte daran, dass die Fraktion gegen die Pläne war. „Auch wird haben das kritisch gesehen, jetzt sehen wir es etwas positiver.“ Er kündigte aber ebenfalls an, weiterhin auf alles einen kritischen Blick zu haben. Der Vorsitzende des Integrationsrates Seyfullah Köse mahnte an, dass es bei der Umsetzung des Projektes mehr Transparenz geben sollte - vor allem mit Sicht auf die Kosten und die Belastung für den städtischen Haushalt. „Die schweren Zeiten kommen noch.“ Helge Mannott, SPD, machte deutlich: „Wir haben in der Vergangenheit viel über das Rupprechthaus diskutiert, aber die Zahlen geben noch einmal Rückendeckung, dass damals die richtige Entscheidung getroffen wurde.“
Hier gibt es Fotos aus dem Inneren des Rupprechthauses
Vorausgegangen war eine Präsentation der Kosten- und Nutzenanalyse für das Rupprechthaus, das ein Fachbüro aus Wuppertal errechnet hat. Dabei waren drei Varianten im Blick: Umbau im Bestand, Abriss und Neubau an derselben Stelle, und Abriss, sowie die Errichtung von drei Neubauten für die Einrichtungen, die im Rupprechthaus unterkommen sollen (wir berichteten), auch die Kosten für die Nutzung über 25 Jahre wurden berücksichtigt. Dabei kam das Fachbüro Diedrich zum Schluss, dass die Variante Umbau im Bestand (rund 43 Millionen) die günstigste ist - sowohl was die Nutzungs-, Finanzierungskosten als auch Zinsen angeht.
Hans-Günter Adrian hätte sich gewünscht, wenn in der Betrachtung auch eine vierte Variante berechnet worden wäre: ein Neubau gemeinsam für Stadtbücherei, Musikschule und die anderen geplanten Nutzungen. Achim Oldenbüttel spricht von einer weiteren Variante: Sanierung und barrierefreier Umbau im Bestand von Stadtbücherei und Musikschule. Auch das Thema Förderung kam auf den Tisch. In der Variante Umbau sind zwölf Millionen Euro Fördermittel eingerechnet. Für Neubauten gebe es zu „99 Prozent keine Förderung“, erklärt der zuständige Fachbereichsleiter Björn Remer. Er erläuterte, dass im laufenden Prozess weitere Fördermittel beantragt würden, für die energetische Sanierung, die Einrichtung von Musikschule und Bücherei und für das, was möglich ist.
Einzug für 2030 geplant
Neu gestellt wird der Antrag auf die Städtebauförderung. In einem Gespräch mit dem Ministerium sei die Möglichkeit eingeräumt worden, sich neu zu bewerben, da das Förderprogramm neu aufgelegt wurde, erklärt Remer. Und das ohne Risiko, da es ja schon eine Zusage für die Mittel gibt. Der Vorteil sei aber, dass dadurch mehr Zeit für die Umsetzung zur Verfügung stehe. Aktuell müsse alles 2029 fertig sein, durch einen neuen Antrag beginnt die Zehn-Jahres-Frist von vorne. Björn Remer: „Wir haben dann mehr Zeit, wir nehmen uns aber nicht mehr.“ 2030 sei weiter das Ziel.
Bürgermeister Claus Jacobi erklärte, dass mit dem Ministerium auch darüber gesprochen wurde, warum das Rupprechthaus so lange anderweitig genutzt wurde. „Wir haben uns so ein Stück weit den sozialen Frieden in der Stadt bewahrt, weil wir das Rupprechthaus für die Unterkunft geflüchteter Menschen nutzen konnten und auch noch eine Zeit lang nutzen werden.“ Dafür bliebe der Stadt der schwierige Weg erspart, den andere Städte gehen mussten.
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Und zum Rupprechthaus: Natürlich sei das Haus kein Schnäppchen gewesen, macht Jacobi deutlich. Die Kosten für das Grundstück betrugen 1,8 Millionen Euro und für das Haus zusätzlich 6,2 Millionen Euro. Dafür sei die Finanzierung besonders günstig und liegt bei einem Zinssatz von 0,53 Prozent und sei bis zur letzten Rate durchfinanziert, erklärt Jacobi. Der größte Gewinn sei aber, dass das Rupprechthaus zu einem Attraktivierungsfaktor für die Innenstadt werde, statt zu einer Problemimmobilie, die keiner anfassen will. Der Konsens sei nicht von Anfang an gewesen, doch er freue sich, dass nun alle dafür seien und den Prozess konstruktiv und natürlich kritisch begleiten, das werde die Stadt auch tun. Der Bürgermeister ist sich sicher: „Das wird was Gutes werden.“