Gevelsberg. Jetzt wird es konkret in der Gevlsberger Innenstadt: Vor allem die Kosten sind fast doppelt so hoch wie zunächst kalkuliert.
Inklusive Ankauf, Umbau, Sanierung und Ausgaben für die Nutzung über 25 Jahre soll das Rupprechthaus knapp 43 Millionen Euro kosten. Die Stadt Gevelsberg hat jetzt der Politik das Raumkonzept und die Kostenkalkulation für den Umbau des ehemaligen Kaufhauses vorgestellt.
Mögliche Nutzung
Auf insgesamt 5180 Quadratmetern sollen in dem zukünftigen soziokulturellen Zentrum die Stadtbücherei und die Musikschule einziehen. Außerdem wird es multifunktionale Flächen geben, die für Veranstaltungen und von Vereinen genutzt werden können. Die Heimatstube soll dort Platz finden, ebenso wie das neue Familienbüro der Stadt Gevelsberg. Fest steht, dass der dm-Markt auch nach dem Umbau im Erdgeschoss bleiben wird. Das Jugendzentrum wird dafür nicht ins Rupprechthaus einziehen.
Im Rahmen eines Architektenwettbewerbs soll nun in den kommenden Monaten aus diesen Überlegungen zum Raumkonzept eine konkrete Planung entwickelt werden. Auch die Wünsche der Bürgerbeteiligung sollen berücksichtigt werden. Ganz oben auf der Wunschliste der Bürgerinnen und Bürger steht ein Café oder eine Bar mit Aussicht auf dem Dach des ehemaligen Kaufhauses. Das Rupprechthaus soll in Zukunft eine große Aufenthaltsqualität mit hellen und warmen Räumen bieten, eine begrünte Dach-, beziehungsweise Fassade haben.
Und sowohl die Kaufhaustradition in Gevelsberg soll im Blick gehalten werden, als auch der Wunsch einen Treffpunkt entstehen zu lassen, der für alle Generationen offen ist. Die Möglichkeit zum Aufenthalt ohne Konsumzwang wurde von vielen als Ziel für das Rupprechthaus genannt. Geprüft werden soll auch, ob es möglich ist, das Stadtarchiv im Keller des Rupprechthauses unterzubringen. Dort gibt es nämlich noch mehr als 3000 Quadratmeter Fläche, die zusätzlich genutzt werden könnten. Auch Einzelhandel wurde immer wieder als Wunsch genannt. Der ist aber nur zu einem geringen Teil möglich, um die Förderung für den Umbau nicht zu verlieren, teilte die Stadtverwaltung mit.
Zum Hintergrund
2019 wurde das Integrierte Entwicklungs- und Handlungskonzept Gevelsberg 2030 beschlossen. Mithilfe des vom Land geförderten Maßnahmenkataloges soll die Innenstadt Stück für Stück städtebaulich aufgewertet werden. Das erste Projekt war der Umbau des Vendômer Platzes, als Nächstes steht die Umgestaltung der Fußgängerzone an. Herzstück des Innenstadtkonzeptes ist die Neuentwicklung des Rupprechthauses, um zusätzliche Flächen zu schaffen und den jahrelangen Leerstand wieder mit Leben zu füllen.
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Zur Wirtschaftlichkeit
Im Integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzept wurden die Kosten für die Sanierung und Umbau des Rupprechthauses auf etwa 25 Millionen geschätzt. Nach Corona, dem Ukraine-Krieg und der massiven Baukostensteigerung hat sich die Summe nun nahezu verdoppelt - auf knapp 43 Millionen Euro. Der technische Leiter der Technischen Betriebe Ivo Knezovicz erläuterte bei der Vorstellung der Zahlen, dass bei der Kostenkalkulation auch weitere mögliche Preissteigerungen eingerechnet wurden. Denn mit einem Baubeginn ist voraussichtlich erst ab 2028 zu rechnen. Inbegriffen in die Kostenkalkulation ist bereits der Kaufpreis für das Grundstück und die Immobilie in Höhe von 8 Millionen Euro.
Die Stadt Gevelsberg hatte im Vorfeld das Büro Diederichs mit der Ausarbeitung einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung beauftragt. Drei Szenarien wurden von den Fachleuten untersucht und die Kosten dafür ermittelt. Dabei kam heraus, dass die Sanierung und der Umbau des ehemaligen Rupprecht-Gebäudes im Bestand am wirtschaftlichsten ist. Vor allem auch, weil zwölf Millionen Euro Städtebau-Fördermittel zugesagt sind. Geld, dass es nur für diese Variante geben würde. Knezovicz machte deutlich, dass auch weitere Fördermittel für die energetische Sanierung möglich wären.
Ein Abriss und Neubau des Gebäudes an gleicher Stelle in der Innenstadt soll laut Gutachter 57,5 Millionen Euro kosten. Ein Neubau von drei separaten Gebäuden (Musikschule, Bücherei, allgemeine Nutzungen/Veranstaltungen gem. Raumprogramm) auf fiktiven Grundstücken außerhalb des zentralen Versorgungsbereichs wird auf knapp 51 Millionen Euro beziffert.
Der Ausblick
Wenn der Rat am 4. Juli das Nutzungskonzept beschließt, geht es in den Architektenwettbewerb. Insgesamt werden 15 Büros Ideen für die zukünftige Gestaltung des Rupprechthauses entwickeln. Anfang Dezember entscheidet ein Preisgericht über die Entwürfe. Im Januar 2028 sollen dann die Umbauarbeiten voraussichtlich starten, im April 2030 soll alles fertig sein. Der Stadtentwicklungsausschuss wird sich am Montag, 17. Juni, intensiv mit dem Thema beschäftigten.
Musikschule
Die aktuelle Planung sieht für die Musikschule einen Flächenbedarf von knapp 1000 Quadratmeter Nutzfläche vor. Darin beinhaltet sind neben verschiedenen Unterrichtsräumen auch 140 Quadratmeter für einen Multifunktionsraum, in dem kleinere Veranstaltungen, Theaterproben, Ballett- und Tanzunterricht sowie Ensembleproben stattfinden sollen. Ebenfalls sieht das Raumkonzept allgemeine Büroräume, ein Lehrerzimmer sowie Lagerflächen vor.
Bücherei
Für die Bücherei sieht das Raumkonzept eine Gesamtfläche von 1700 Quadratmeter vor. Ein Großteil ist dabei natürlich für Präsentationsflächen der Bücher vorgesehen. Darüber hinaus soll es aber auch offene Flächen für Kreativangebote und Aufenthaltsbereiche geben. Auch für die Bücherei gibt es zudem Büros sowie Abstellflächen.
Allgemeine Räume
Den dritten großen Baustein im Nutzungskonzept bilden Flächen für die allgemeine Nutzung. Neben einem großen Eingangsbereich (circa 360 Quadratmeter) mit einem Café sowie einem Veranstaltungsraum für bis zu 200 Personen (circa 400 Quadratmeter), sind im Raumkonzept zudem eine Fläche für das Familienbüro, die Heimatstube, Ausstellungsräume für Vereine geplant. Konkreter soll es im Architektenwettbewerb werden. Spannend wird sein, ob der Keller für das Stadtarchiv genutzt werden kann. Aktuell befindet sich das Stadtarchiv im östlichen Flügel der Grundschule Vogelsang. Räumliche Erweiterungsmöglichkeiten existieren im bestehenden Gebäude nicht mehr. Außerdem benötigt die Grundschule für ihre OGS-Betreuung zusätzliche Räume. Die gebe es nach dem Auszug des Stadtarchivs. Was mit dem später leerstehenden Musikschulgebäude und der Stadtbücherei passiert, steht noch nicht fest. Eine Variante ist, diese zu verkaufen.
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