Ennepetal. Eigenes Obst und Gemüse uneingeschränkt essen: Die Verzehrempfehlung nach dem PCB-Fund in Ennepetal existiert nicht mehr. Hier die Hintergründe.

Nach dem Fund von PCB galt für die Menschen, die rund um die Fundstellen leben, lange eine Verzehrempfehlung. Damit ist nun Schluss. Der Ennepe-Ruhr-Kreis teilte am Mittwoch mit, dass die Bewohner des Ennepetaler Gewerbegebietes Oelkinghausen ab sofort wieder ohne jede Einschränkung sämtliches selbstangebautes Obst und Gemüse essen können.

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Dies sei die Erkenntnis aus den Ergebnissen der Grünkohlproben, die zwischen August und November an sieben Messpunkten aufgestellt worden waren, so der Kreis.

Damit konnten jetzt alle im Zusammenhang mit PCB Funden erstmals im Jahr 2019 ausgesprochenen Verzehrhinweise in Ennepetal aufgehoben werden. Bereits im Februar letzten Jahres hatten die Experten des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) für das Wohngebiet Büttenberg Entwarnung gegeben. Für das Gewerbegebiet waren die Vorgaben seinerzeit gelockert worden, die Empfehlung lautete Blattgemüse aus dem eigenen Garten maximal zwei- bis dreimal wöchentlich zu verzehren.

„Für sechs der sieben Messpunkte dokumentiert der Untersuchungsbericht des LANUV für die Grünkohlproben PCB Gehalte, die zwischen 0,87 und 2,3 Mikrogramm und damit unter dem so genannten Orientierungswert von 3,7 liegen“, teilte der Kreis mit. Alle Werte seien die Summe der Funde der sechs Indikator PCB sowie der drei PCB Kongenere 47, 51 und 68, die beim Verarbeiten von Silikon entstehen und wie alle PCB gesundheitsschädlich sind.

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Am Messpunkt Pregelstraße – dieser liegt in unmittelbarer Nähe des Unternehmens, das aufgrund seiner Verarbeitung von Silikonkauschuk für die Funde der PCB Kongenere 47, 51 und 68 verantwortlich war – lieferten die Untersuchungen mit 4,0 einen Wert, der leicht über dem Orientierungswert liegt.

Dazu heißt es im LANUV Bericht: „Hier lag also ein immissionsbedingter Eintrag vor. Grund dafür ist, dass die Firma LFS im Untersuchungszeitraum noch den chlorhaltigen Vernetzer eingesetzt hat, der das PCB entstehen lässt. Dieser Einsatz ist nach Angaben des Unternehmens seit Mitte Dezember 2022 nicht mehr notwendig, es ist also von einem Ende der Immissionen auszugehen“.

Mit Blick auf das Verzehren von Obst und Gemüse, das in diesem Bereich angebaut wird, schreiben die LANUV Experten: Die gesundheitliche Bewertung ergab, dass der Verzehr des untersuchten Grünkohls unbedenklich wäre.

„Der Bericht liefert also sehr erfreuliche Nachrichten. Zum einen können alle Ennepetalerinnen und Ennepetaler ihr Obst und Gemüse wieder essen. Zum anderen zeigt der Vergleich der Messwerte 2021 und 2022 erneut eine sinkende Tendenz“, bewertet Landrat Olaf Schade die jüngsten Erkenntnisse.

Zusammen mit den Experten des Landesamtes sowie im – anfangs nicht immer konfliktfreien – Zusammenspiel mit dem Unternehmen sei es in den letzten Jahren somit gelungen, die gesundheitsgefährdenden und lange unbekannten PCB Immissionen Schritt für Schritt deutlich zu minimieren.

Jüngste Messergebnisse

Die jüngsten Messergebnisse sowie die Information des Unternehmens, den als PCB Verursacher geltenden Vernetzer nicht mehr im Einsatz zu haben, sind für das LANUV sowie die Kreisverwaltung nun ausreichend, um die Verzehrempfehlungen auf Basis der vorliegenden Informationen zurückzunehmen.

Darüber, ob und in welcher Form das PCB Untersuchungsprogramm im Umfeld des Unternehmens fortgesetzt wird, ist noch nicht entschieden. Als Grundlage hierfür wollen das LANUV, das NRW-Umweltministerium und die Kreisverwaltung die Ergebnisse von noch laufenden Luftmessungen abwarten und nutzen.

Wie immer in den letzten Jahren finden sich im auch im aktuellen Bericht des LANUV Aussagen zu den Untersuchungen auf dioxinähnliche PCB. Wie bereits im Oktober 2020 und im November 2021 heißt es dazu: „Die gefundenen Gehalte liegen unter dem Orientierungswert für NRW und unter dem EU-Auslösewert. Ein weiteres Mal bestätigt sich damit: Für diese Komponente gibt es keine relevanten lokalen Quellen, eine Ursachenermittlung war und ist folglich nicht notwendig.“

Der komplette Untersuchungsbericht findet sich auf der Internetseite der Kreisverwaltung www.en-kreis.de Vorzugsweise „PCB“ in das Suchfeld oben rechts direkt auf der Startseite eingeben.