Ennepetal. Welchen Einfluss hatten die Talsperren – auch für Ennepetal – auf das Hochwasser? Der Ruhrverband schildert das Geschehen an der Ennepetalsperre.

„Talsperren können Hochwasserspitzen mindern, aber Hochwasser nicht verhindern“, betont Britta Balt, stellvertretende Pressesprecherin des Ruhrverbands, auf Anfrage dieser Zeitung. Die Ruhrverbandstalsperren, darunter die Ennepetalsperre, würden der Trinkwassergewinnung dienen.

Balt schildert die Abläufe an der Ennepetalsperre im Vorfeld und während des Starkregens. „Wir haben bereits am Freitag, 9. Juli, mit einer Erhöhung der Wasserabgabe begonnen, von 1,44 auf 3,5 Kubikmeter pro Sekunde“, erklärt sie. Am Vortag habe es schon starken Regen in der Region gegeben. Die Maßnahme habe der „Nachentlastung“ gedient, denn zu dem Zeitpunkt sei die Talsperre so voll wie nie an diesem Datum gewesen. Als dann am Sonntag, 11. Juli, erste Prognosen extremen Starkregen vorhergesagt hätten, habe die Talsperrenleitzentrale entschieden, die erhöhte Abgabemenge beizubehalten, so Balt. Da sei aber noch nicht klar gewesen, welche Regionen betroffen sein würden. Als sich am Dienstag, 13. Juli, abgezeichnet habe, dass es auch hier zu Starkregen komme, habe man die Abgabemenge noch einmal erhöht, auf sechs Kubikmeter pro Sekunde. „Wir haben somit zwischen dem 9. und 14. Juli, 6 Uhr, ein Stauvolumen von 1,35 Millionen Kubikmetern geschaffen“, erklärt die Ruhrverbandssprecherin.

100-jährliches Regenereignis

In der Nacht zum Mittwoch, 14. Juli, habe dann der starke Regen eingesetzt und es habe 18 Stunden durchgeregnet, so Balt. 118 Millimeter seien in dieser Zeit gefallen. „Das war ein 100-jährliches Regenereignis“, betont sie, „so etwas hat es seit Beginn unserer Aufzeichnungen noch nicht gegeben.“ In der Spitze seien 65 Kubikmeter Wasser in die Ennepetalsperre geflossen. „Und davon haben wir nur ein Zehntel in die Ennepe abgegeben“, betont sie. Erst am Mittwoch, 14. Juli, um 21.15 Uhr sei die Talsperre vollständig gefüllt gewesen und in den Hochwasserüberlauf gegangen. Der verhindere, dass die Staumauer unkontrolliert überflutet wird und Schaden nimmt.

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Die Ruhrverbandssprecherin erklärt dazu, dass am Ennepe-Messpunkt in Hagen-Haspe am 14. Juli um 22 Uhr der höchste Durchfluss mit 125 Kubikmetern pro Sekunde gemessen worden sei. Die Ablassmenge von sechs Kubikmetern pro Sekunde habe folglich keiner der Unterlieger wirklich gemerkt. Hinsichtlich der Kommunikation erklärt Balt, dass für Hochwasserwarnungen nicht der Ruhrverband zuständig sei. Auf der Website „www.talsperrenleitzentrale-ruhr.de“ könne aber jeder aktuelle Onlinedaten zu Zufluss, Stauinhalt und Abgabemengen für jede Talsperre des Verbands einsehen. „Am Mittwoch haben sich wahrscheinlich noch nicht so viele dafür interessiert“, meint sie. Am Donnerstag nach dem Starkregen sei die Seite dann aber zeitweise in die Knie gegangen, weil so viele gleichzeitig darauf zugegriffen hätten.

Die relevanten Daten habe also jeder einsehen können, es stelle sich die Frage, was man wem auf welchem Wege hätte kommunizieren können, meint Britta Balt. „Aber natürlich wird nun darauf geschaut, was man für künftige Ereignisse lernen kann. Der Klimawandel wird uns ja weiter begleiten.“