Dortmund. Eine Influencerin will von Jesus einen Brief diktiert bekommen haben. Samt Auftrag, ein Abendmahlfest in Dortmund zu organisieren. Pastoren üben Kritik.

Sie nennen sich Influencer für Jesus. Musiker Lorenzo Di Martino, seine Frau Rose de Jesus und Bloggerin Sandra missionieren im Internet, zählen auf Tiktok und Instagram Zehntausende von Followern. Jetzt haben sie gemeinsam einen Auftrag bekommen, und zwar von ganz oben: Gott habe sie beauftragt, ein Abendmahl für 1000 Menschen zu organisieren. Und ihnen sei auch ganz genau mitgeteilt worden, wo die Feier steigen soll: in Dortmund nämlich. In einer Eventhalle.

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Nicht Zeichen hätten sie empfangen, sondern deutlich Worte, behaupten die drei in einem Video, das im Netz für viel Aufsehen gesorgt hat. Gott selbst habe deutlich gesprochen. „Diese Worte haben wir akustisch empfangen.“

Sandra und Lorenzo wollen Dortmund als Ort genannt bekommen haben

In einer nächtlichen Vision habe Jesus Sandra dann sogar einen Brief diktiert, mit dem Auftrag, seine Botschaft zu verkünden. „Mein Herz ist betrübt über den Zustand meines Volkes in Deutschland, denn es ist eingeschlafen“, heißt es darin. Und weiter: „Doch siehe, ich, der Herr, werde mein Feuer erneut entfachen. (...) Es ist mein Verlangen, dass mein Volk in ganz Deutschland zusammenkommt, um das Mahl des Herrn zu empfangen.“

Sandra, eine 22-jährige Schauspielerin, berichtet, sie habe noch in derselben Nacht Rose und Lorenzo von dem Auftrag Gottes erzählt. Einen Auftrag, dem sich die drei sofort verpflichtet fühlten: „Wir wollen das ernst nehmen“, sagen sie. Wann und wo die Feier stattfinden soll, das habe Jesus dann sowohl Sandra als auch Lorenzo mitgeteilt. Dortmund soll es sein, und zwar am 22. November, das hätten beide unabhängig voneinander von ihm erfahren.

Bis zu 1000 Menschen finden Platz in der Eventhalle

Einen Raum für das Abendmahl musste hingegen erst auf irdischem Wege gesucht werden. Die drei Veranstalter baten bei Instagram um Tipps für eine passende Location und wurden dann offenbar knapp drei Wochen später in Dorstfeld fündig. In der Gala-Eventhalle in der Straße Auf dem Brümmer soll das große Abendmahl nun stattfinden. Schon beim ersten Rundgang sei klar gewesen: „Das möchte Gott“, sagt Lorenzo im Instagram-Video zur Vertragsunterzeichnung. „Gott sagte bereits, er hat den Raum gesegnet und als wir rein kamen, hatten wir direkt ein Ja“, heißt es darin außerdem.

In der Halle finden bis zu 1000 Menschen Platz. Ob so viele kommen werden? Die drei Veranstalter rechnen zumindest damit. Und in den Kommentaren zu den Videos schreiben tatsächlich zahlreiche User, wie sehr sie sich freuen und dass sie sich bereits angemeldet haben. Aus ganz Deutschland würden die Teilnehmer kommen, so Rose de Jesus auf Nachfrage. Es seien Christen aus den unterschiedlichsten Konfessionen. „Da nur der Glaube an Jesus entscheidend ist und dieser uns vereint, egal aus welcher Gemeinde wir kommen.“

Auch eine Vermittlung von Schlafplätzen und Mitfahrgelegenheiten gibt es im Instagram-Kanal „dasgrosseabendmahl“. Drei Gemeinden hätten Schlafplätze für die Gäste zur Verfügung gestellt, so Rose, insgesamt etwa 100 Stück. „Aber auch untereinander haben sich die Christen connectet und Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen.“ Um Security haben sich die drei Initiatoren ebenfalls gekümmert. Befürchten sie Ärger? „Wir wollen den Menschen vor Ort ein Gefühl von Sicherheit geben.“

Gala-Eventhalle Dortmund
Die Gala-Eventhalle in Dortmund wird gerne für große Hochzeiten gebucht. © Funke Medien NRW | Katrin Figge

Die Veranstaltung läuft von 18 bis 23 Uhr. Wie sie aussehen soll, auch das will Sandra in ihrer Vision ganz genau erfahren haben. Aufgebaut sein soll es „alles sehr schön rein“, Familien sollen da sein, Kinder spielen und tanzen. Sie habe außerdem gesehen, dass große Wunder geschehen. Und Jesus habe ihr dazu diktiert: „Dies soll nicht nur ein Mahl, sondern eine Feier sein. Ich werde Freude und Heilung bringen, wenn meine Kinder sich versammeln, um mich zu ehren.“

Zwei FeG-Pastoren melden Kritik an Veranstaltung an

Mit Ankündigungen wie diesen haben die drei Influencer für Aufsehen, aber auch für Irritationen gesorgt. Rose de Jesus ist Mitarbeiterin der „Allianz-Mission“ des Bundes Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland (BFeG) und dort zuständig für den digitalen Raum. Dennoch kommt auch von dort Kritik an der Veranstaltung. Wie die Evangelische Nachrichtenagentur idea berichtet, meldeten zwei Pastoren der FeG in einem Podcast Zweifel an dem Event an.

Es sei unglaubwürdig, dass Sandra den Brief wirklich von Gott diktiert bekommen habe. Denn das wäre neues biblisches Sendschreiben, wie es sie im Buch der Offenbarung gibt. Die Bibel erkläre aber, dass den Inhalten der Heiligen Schrift nichts hinzugefügt werden dürfe. „Das finde ich sehr problematisch“, so einer der beiden Theologen.

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Simon Diercks, Sprecher der „Allianz-Mission“, verteidigte die Missionarin hingegen gegen die Kritik. Man schätze „ihren Mut, ihre Liebe zu Jesus und ihre Leidenschaft, Menschen das Evangelium von Jesus Christus über soziale Medien wie Instagram und TikTok weiterzugeben“, sagte er dem christlichen Medienmagazin Pro. Das geplante Abendmahl in Dortmund sei zwar ausdrücklich keine Veranstaltung der „Allianz-Mission“. Dennoch plane man, Rose de Jesus und ihre Mitstreiter „angemessen zu begleiten und zu beraten“.

Influencer weisen die Kritik zurück

Auch die drei Influencer gehen auf die Kritik ein – und weisen sie zurück. Ihr Auftrag sei kein neues Bibelbuch, sondern „einfach ein Auftrag an uns für die jetzige Zeit. Nicht mehr und nicht weniger.“ Rose de Jesus, die auf ihrem Instagram-Account auch zeigt, wie durch Gebete Dämonen live vor der Kamera ausgetrieben werden sollen, versichert in einem weiteren Statement: Nein, sie seien nicht verwirrt. „Wir folgen einfach nur Gottes Stimme.“ Es solle ein Mahl der Erinnerung werden, eine Erinnerung an das, „was Jesus Christus für uns am Kreuz getan hat“.

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Erst Abendmahl, dann gemeinsames feiern, vielleicht auch Taufen oder gar Wunder? Die drei Initiatoren wollen nichts ausschließen. Rose de Jesus lädt alle Christen zur Teilnahme ein und sagt: „Wir sind selber gespannt, was passieren wird.“

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