Dortmund. Autos sind ihr Ding – je größer, desto lieber. Jetzt hat Kraftfahrzeugtechnikerin Celina Kraus aus Dortmund ihren Meister gemacht. Mit Bestnoten.
Große Ehrung bei der Meisterfeier: 36 Kraftfahrzeugtechniker haben im letzten Jahr ihre Prüfung vor der Handwerkskammer Dortmund abgelegt. Eine junge Frau hat dabei alle ihre Kollegen überflügelt: Celina Kraus konnte in Theorie und Praxis am meisten überzeugen. Nun darf sie sich mit ihren gerade mal 23 Jahren Bestmeisterin nennen und kann es selbst kaum fassen. „Ich wollte es erst gar nicht glauben, ich glaube, ich habe den Brief dreimal gelesen.“
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Celina liebt PS – und das in jeder Form. Nicht nur bei ihrem Pony im Pferdestall. Als kleines Kind hat sie schon ihren Vater zu Motorsportrennen begleitet, ist selbst viele Jahre lang mit einem Quad – also einem vierrädrigen Geländemotorrad – gestartet. „Das erste habe ich bekommen, als ich vier war“, erzählt sie. Die Technik, die Geschwindigkeit, die Motoren, all das liebt die Mengederin. „Aber am meisten Spaß hat mir immer der hochwirbelnde Matsch gemacht.“
Dortmunderin machte zunächst das kaufmännische Fachabitur
Trotzdem entscheidet sie sich, nach der Realschule erst einmal das kaufmännische Fachabi zu machen. „Eigentlich wollte ich lieber gleich das technische, aber da waren mir damals zu viele Jungs“, sagt sie schmunzelnd. Anschließend beginnt sie eine Ausbildung zur Medienkauffrau. Doch Celina merkt schnell: Das Büro ist nicht ihre Welt – ein Haufen Testosteron ist ihr dann doch lieber als Zickenkrieg. „Und außerdem muss ich abends sehen können, was ich tagsüber gemacht habe.“
Und so entschließt sie sich, das zu tun, was ihre Eltern schon lange geahnt haben: Sie wechselt ins Handwerk, in eine Werkstatt. Und zwar nicht in irgendeine: Bei der Firma BTS in Wambel lernt sie, sich gleich um die ganz großen Dinger zu kümmern – um Lastwagen. Eine echte Herausforderung für die gerade erst 19-Jährige. „Aber ich dachte mir: wenn schon, dann richtig. Bitte einmal mit allem.“
Bedenken gab es zunächst auf beiden Seiten
Nach dem Praktikum bekommt sie gleich eine Ausbildungsstelle zur Nutzfahrzeugmechatronikerin angeboten. Damit ist sie im Betrieb das erste Mädchen in diesem Job. „Klar gab es Bedenken“, sagt Celina. Auf beiden Seiten. Der Chef habe das Ganze erst mal als Experiment angesehen. Und sie selbst habe auch Sorge gehabt, ob sie der Aufgabe wirklich gewachsen ist. „So ein Lkw ist ja schon eine andere Nummer als ein Auto – ob ich das mit meinen Kräften schaffe?“
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Alle Sorge war umsonst. Celina schaffte alles – auch den Chef von sich zu überzeugen. „Und wenn doch mal etwas zu schwer war, war immer jemand aus dem Team zur Stelle, der mir geholfen hat.“ Keine dummen Sprüche? Doch, auch die habe es gegeben, gibt Celina zu. Aber immer nur nette Frotzeleien. „Es gab keinen, der mich traurig gemacht hätte.“
Dortmunderin findet Kraftfahrzeug-Technik einfach faszinierend
Wie funktioniert das? Wie fährt das? Und was passiert im Motor eigentlich? Obwohl Celina mit ihrem Papa auf den Rennstrecken schon viel mitbekommen hat, lernt sie jetzt von der Pike auf, wie so ein Fahrzeug funktioniert. Sie liebt den Job. Es sei einfach toll, wenn am Ende des Tages alles läuft, schwärmt die Dortmunderin. „Und ich finde die Technik einfach unheimlich faszinierend.“
Deshalb ist für sie auch rasch klar, dass nach der Gesellenprüfung noch nicht Ende sein kann. „Das hat mir nicht gereicht.“ Nur zwei Wochen nach dem Abschluss bei BTS startet sie im Februar 2023 mit der Meisterschule und hält schon im Dezember die Urkunde in den Händen. Der Betrieb in Wambel kann sich über seine frischgebackene Bestmeisterin allerdings nur kurz freuen. Denn nach ein paar Wochen hat Celina ihre Koffer gepackt. Im März ist sie zu ihrem Freund nach Bayern gezogen.
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Den großen Autos bleibt sie dort aber ebenso treu wie ihrem Pony Double. Sie hat in einer Allradmanufaktur angeheuert. „Höher statt tiefer und wieder im Matsch – das ist genau meins“, sagt sie. Diesmal ist Celina Kraus allerdings im Vertrieb tätig, an einer Schnittstelle zwischen Planung und Werkstatt. Was sie freut: Die Vorbehalte gegen ein junges Mädel wie sie seien dort längst der Anerkennung gewichen.