Dortmund. In Dortmund steht Deutschlands Bundesbank-Filiale mit dem größten Bargeldspeicher. Ein modernes Hochsicherheits-Gelände – doch auch Kunden sind willkommen.
Es ist Deutschlands größter Geldspeicher, das Fort Knox von Dortmund: Es gibt viele klangvolle Namen für die Bundesbank-Filiale in Dortmund. Stabsleiter Uwe Deichert aus der Hauptverwaltung in Düsseldorf kennt sie alle. Doch er hört sie nicht gern. Denn ihm geht es um etwas anderes. „Wir sind vor allem ein riesiges Logistik-Zentrum“, sagt er. „Quasi das Amazon für Bargeld.“
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Schließlich ist die Dortmunder Filiale zuständig für die Bargeldversorgung in der gesamten Rhein-Ruhr-Region, vom Sauerland bis zum Niederrhein. Nicht nur die Wirtschaft, auch 12 Millionen Menschen werden von hier aus mit Barem versorgt. Wofür zuvor fünf Zweigstellen nötig waren, dafür reicht nun diese eine, die größte im ganzen Bundesgebiet. „Jeder Schein, jede Münze in diesem Gebiet kommt von uns“, so erklärt Filialleiterin Astrid Bieker.
Bundesdruckerei bringt Geld zur Bundesbank nach Dortmund
Von den Notendruckereien wird das Geld nach Dortmund gebracht und von dort aus verteilt. Banken und Sparkassen lassen sich von Aplerbeck ebenso beliefern wie der Handel. Das Geld geht aber nicht nur raus, es kommt auch rein. Was in den Läden abends in der Kasse ist, wird von Wertdienstleistern nach Dortmund gebracht, gezählt, geprüft, gelagert. Blüten werden dabei ebenso herausgefischt wie Scheine, die ihre besten Zeiten schon hinter sich haben. Oder wie Banker es sagen würden: Das Geld wird auf seine Echtheit und Umlauffähigkeit geprüft.
Jede Banknote kommt in ihrem Schein-Leben mehrmals in Aplerbeck vorbei, um auf Herz und Nieren geprüft zu werden. Dafür muss keiner der 200 Mitarbeitenden der Filiale die einzelnen Hunderter gegen das Licht halten. Tatsächlich sieht es im „Pott Knox“ an der B1 wirklich so ähnlich aus wie im Amazon-Sortierzentrum in Witten. Kleine Gabelstapler ohne Fahrer – sogenannte FTF – flitzen durch die Halle, bringen die silbernen Geldboxen, die etwa so groß sind wie ein Umzugskarton, zu ihrem Bestimmungsort. Alles erfolgt maschinell. „Der Grad der Automatisierung ist in keiner anderen Filiale so hoch wie hier“, sagt Astrid Bieker stolz.
„Pott Knox“ ist die größte und modernste Filiale Deutschlands
Schließlich ist die Filiale an der Marsbruchstraße in Dortmund nicht nur die größte und modernste, sondern auch die jüngste im Netz der Bundesbank. Erst seit 2021 ist das „Pott Knox“ in Betrieb, seit 2015 wurde auf dem ehemaligen Briten-Gelände direkt an der B1 gebaut. Und was da gebaut wurde! 79.000 Quadratmeter ist der Komplex insgesamt groß, das entspricht elf Fußballfeldern. Nummerierte Schleusen-Tore stehen für die Anlieferung der Geldtransporter bereit. Der Tresor selbst ist ein Hochregallager. „In der gesamten Filiale könnten wir 250 Einfamilienhäuser verschwinden lassen“, so Bieker.
Zugegeben: Wie es darin wirklich aussieht, das können sich nur die wenigsten mit eigenen Augen ansehen. Das Innenleben der Bank – der große Innenhof, Verwaltung, Lager – ist für die Öffentlichkeit tabu. Und natürlich ist Deutschlands modernstes Cash-Center innen wie außen mit modernster Technik geschützt. Aber auch mit altbewährter: Ein breiter Wassergraben zieht sich rund um das mit hohen Mauern umbaute Gelände. Wer hinein will, muss Pförtner und Sicherheitsschleusen passieren. Wobei: Eine Ausnahme gibt es.
Denn direkt neben dem Haupteingang befindet sich die Tür zur Kleinkundenkasse. Dahinter ist ein einzelner Raum mit Empfang und drei räumlich getrennten und gesicherten Bankschaltern. Mit ihrem Sparbuch können die Kunden da zwar nichts anfangen, wohl aber mit dem Sparstrumpf: Kleingeld in beliebiger Menge wird dort kostenlos in Scheine umgetauscht.
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Manche kommen daher mit Tüten voller Münzen. Den Euros, die nach der letzten Zigarette stolz gesammelt werden, das lästige „Messing“ aus dem Portemonnaie, das in Sammel-Gläsern landet. „Und immer wieder bringen Paare auch ihr Brautgeld her“, erzählt die Filialleiterin. Erst kürzlich habe eine Frau aus dem Sauerland kiloweise gesammelte Cent-Stücke für ihre Hochzeits-Schuhe an der Kasse umgetauscht – gegen stolze 172 Euro.
30 bis 40 Besucher kommen täglich zur Kleinkundenkasse
30 bis 40 Besucher täglich kommen zur Kleinkundenkasse, schätzt Bieker. Nicht alle wollen ihr Kleingeld loswerden. Manche kommen auch mit alten D-Mark-Beständen, die sie bei der Bundesbank in Euro umtauschen wollen. Manche finden Reste in ihren Schubladen, manche aber auch dicke Packen Geld hinter der Tapete, wenn das Haus der verstorbenen Großeltern ausgeräumt wird. „Dann kommen die Enkel manchmal mit ein paar tausend Mark zu uns.“
Ganz so viel ist es bei Wolfgang Schwarze nicht geworden. Der Bochumer ist gekommen, um noch ein paar alte Pfennige zu tauschen. Neun Euro haben sie schließlich nur gebracht, der 82-Jährige versichert, der Weg habe sich für ihn dennoch gelohnt. Keine Frage: In Dortmunds Fort Knox geht es zwar ums Geld. „Aber manchmal auch um kleine Beträge“, wie Astrid Bieker betont: „Unsere Filiale ist auch zukünftig ein ganz klares Bekenntnis zum Bargeld.“
Deutsche Bundesbank, Filiale Dortmund, Marsbruchstraße 200. Parkplätze vor dem Haus. Öffnungszeiten Kleinkundenkasse: mo-di-do, fr: 8.15-13 Uhr, mi 9-16 Uhr. Anmeldung empfohlen: 0231 549510
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