Dortmund. Von 52 Wachen der Feuerwehr Dortmund müssen 13 dringend saniert werden. Besonders kritisch ist die Lage in der Zentralwerkstatt. Das ist ein Problem.

Es regnet rein, Betonteile fallen aus den durchweichten Trägern, in der Dachabdichtung steckt Asbest. Doch in der Halle wird gearbeitet. Dicht an dicht drängen sich die Fahrzeuge in der viel zu kleinen Zentralwerkstatt der Feuerwehr. Und sie ist nur ein Punkt auf der langen Liste ihrer sanierungsbedürftigen Immobilien. Von ihren 52 Liegenschaften im Stadtgebiet müssen 13 dringend saniert werden. Es brennt bei der Feuerwehr.

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Wo sich überall kurz- oder mittelfristig etwas tun muss, haben die Verantwortlichen auf einer Übersicht zusammengetragen, die bereits im Mai im zuständigen Ausschuss der Dortmunder Politik vorgestellt wurde. Die Karte nach dem Ampelsystem zeigt: Beim Bedarf, dem Arbeitsschutz und dem Gebäudezustand gibt es an vielen Standorten Handlungsbedarf.

Feuerwehr Dortmund rechnet bei Sanierung mit Kosten von 392 Millionen Euro

13 Ampeln stehen komplett auf Rot, 17 weitere in einer oder zwei Kategorien. Und das heißt: Mittelfristig muss auch dort was getan werden. Und das wird kosten. Von rund 392 Millionen Euro für alle Maßnahmen geht die Stadt aus, 164 Millionen davon bis 2030. „Aber das ist nur ein Kostenrahmen“, betont Bernd Gruber von der Städtischen Immobilienwirtschaft. „Da wird es sicher noch Abweichungen geben.“

Das Dach der Zentralwerkstatt ist undicht, aus den Trägern der mehr als 100 Jahre alten Halle bröselt der Beton. Zum Glück befindet sich der Schaden am hinteren Ende des Gebäudes.
Das Dach der Zentralwerkstatt ist undicht, aus den Trägern der mehr als 100 Jahre alten Halle bröselt der Beton. Zum Glück befindet sich der Schaden am hinteren Ende des Gebäudes. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Es liegt nicht nur am Alter der Gebäude, dass so viel gemacht werden muss. Sondern auch an den Anforderungen, die inzwischen an die Feuerwehr gestellt werden. Ob Unwetterlagen, Medizintechnik oder gefährliche Stoffe: Die Aufgaben sind mehr geworden – und damit auch die Zahl und Größe von Fahrzeugen, Maschinen und Material. Die alten Gebäude platzen aus allen Nähten.

Gebäude sind nicht auf den Einsatz von Frauen ausgelegt

Und nicht nur das: „Auch für den Einsatz von Frauen sind einige unserer älteren Gebäude noch nicht ausgelegt“, erklärt Feuerwehr Bereichsleiter Gero Droste. Das heißt: getrennte Umkleiden und Toiletten – Fehlanzeige. Selbst 1997 beim Bau der Wachen in Neuasseln und Scharnhorst war von Frauen noch nicht die Rede.

Branddirektor Gero Droste erklärt, warum die Dortmunder Feuerwehr den großen Sanierungsbedarf hat.
Branddirektor Gero Droste erklärt, warum die Dortmunder Feuerwehr den großen Sanierungsbedarf hat. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Ebenso ist auch die strikte Schwarz-Weiß-Trennung erst in den letzten 20 Jahren konsequent umgesetzt worden. Klare Ansage des Arbeitsschutzes: Kleidung, die im Einsatz getragen wurde, muss getrennt von der Reinwäsche gelagert werden, damit giftige Stoffe und Bakterien keine Chance haben, sich zu verbreiten. Doch auch dafür braucht man Räume. Platz, den es in vielen Wachen einfach nicht gibt.

Auch die Freiwillige Feuerwehr hat mit den Problemen zu kämpfen

Alle diese Sorgen betreffen nicht nur die hauptamtlichen Einsatzkräfte, sondern auch die Freiwillige Feuerwehr. Dazu kommen Einsatzfahrzeuge, die draußen geparkt werden, weil es keine Hallen für sie gibt – wegen der darin gelagerten Medikamente ist das übrigens vor allem bei Hitze ein Problem. Sorgen machen den Freiwilligen auch die fehlenden Aufenthaltsräume. Viele Standorte seien deshalb für die Kinder- und Jugendarbeit völlig ungeeignet.

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Ein großes Problem, wie Droste betont: „Ohne Jugendarbeit haben wir bald keine funktionierende Freiwillige Feuerwehr mehr.“ Und das wäre dramatisch. „Die Freiwilligen Kräfte sind ein integraler Bestandteil unserer Arbeit“, so der Branddirektor. Ob Großwetterlage oder Gefahrenabwehr bei der Europameisterschaft: „Ohne die Freiwilligen würden wir es nicht hinkriegen.“

Zwölf Maßnahmen befinden sich in Planung

Trotz all der Probleme sieht Bernd Gruber von der Städtischen Immobilienwirtschaft die Feuerwehr auf einem guten Weg. Mit der Erstellung des Maßnahmenkatalogs sei ein Anfang gemacht. Zwölf Maßnahmen befänden sich zudem in Planung: So ist unter anderem der Anbau des Gerätehauses in Lütgendortmund bereits im Bau, die Wachen Neuasseln und Mengede sollen erweitert, die in Scharnhorst neu gebaut werden. Auch das Lage- und Führungszentrum mit Leitstelle in der Innenstadt soll einen Neubau bekommen. „Es ist viel auf den Weg gebracht, aber es dauert“, sagt Gruber. „Planung braucht Zeit.“ Die Frage ist nur, ob die Feuerwehr davon genug hat.

Die Zentralwerkstatt der Dortmunder Feuerwehr ist in einem über 100 Jahre alten Straßenbahndepot (rechts im Bild) in Marten untergebracht. Auch die deutlich jüngere Wache (links) platzt aus allen Nähten und soll saniert werden, wenn die Werkstatt nach Eving gezogen ist.
Die Zentralwerkstatt der Dortmunder Feuerwehr ist in einem über 100 Jahre alten Straßenbahndepot (rechts im Bild) in Marten untergebracht. Auch die deutlich jüngere Wache (links) platzt aus allen Nähten und soll saniert werden, wenn die Werkstatt nach Eving gezogen ist. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Denn zwar soll etwa die Zentralwerkstatt, die derzeit noch an der Wache in Marten untergebracht ist und in der alle Einsatzfahrzeuge gewartet werden, in Eving neu gebaut werden. Auch die Vorbereitungen laufen schon. „Alle Beteiligten geben Vollgas“, so Gruber. Doch bis das neue, große Technikzentrum fertiggestellt sein wird, dauert es noch mindestens fünf Jahre. Und die Sorge wächst, dass das über 100 Jahre alte Straßenbahndepot in Marten so lange nicht mehr durchhalten wird.

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Schon jetzt steht eine Arbeitsbühne unter den maroden Dachträgern und blockiert dringend benötigte Arbeitsfläche. Wenn einer der Träger vorne in der Halle auch zu bröseln anfangen würde, wäre kein Durchkommen mehr – und dann richtig Alarm. Wachleiter Sebastian Stöcklein: „Denn wenn die Werkstatt hier ausfällt, haben wir in zwei Wochen ein Problem auf Dortmunds Straßen.“