Garbeck. Donald Trump oder Kamala Harris? Die Wahl in den USA ist knapp wie lange nicht. Scott Lawton hofft, dass Unruhen wie 2021 ausbleiben.
Wenn sich in der Nacht zu Mittwoch die Präsidentschaftswahl in den USA entscheidet, dann werden hierzulande die meisten wohl noch tief und fest schlafen. Nicht so der Amicitia-Dirigent Scott Lawton. Der gebürtige US-Amerikaner hat sich bereits einen Wecker gestellt, um die entscheidenden Stunden zu verfolgen. Egal wie die Wahl am Ende ausgeht - Lawton hofft, dass Unruhen und Szenen wie beim Sturm aufs Kapitol am 6. Januar 2021 ausbleiben.
In sieben Staaten wird sich die Wahl entscheiden
„Der Wecker wird schon früh klingen, ich hab‘ nichts davon, wenn ich wach bleibe“, sagt Scott Lawton. Der Dirigent der Amicitia Garbeck blickt gespannt über den sprichwörtlich großen Teich in sein Heimatland. „Ich hoffe, dass möglichst viele wählen.“ Glaubt man Umfragen und Analysen vom Dienstagmittag, 5. November, dann wird es wohl eine der knappsten Präsidentschaftswahlen seit Jahren. In einem sind sich die Experten jedoch einig: Am Ende entscheiden die sogenannten „Swing States“. Die sieben Bundesstaaten - Arizona, Georgia, Michigan, Nevada, North Carolina, Wisconsin und Pennsylvania - sind hart umkämpft; der Wahlkampf in den vergangenen Wochen hatte sich daher besonders auf diese Staaten konzentriert.
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Und aus eben einem dieser „Swing States“, Pennsylvania, kommt Scott Lawton. Sein Kreuzchen hat der US-Amerikaner bereits gesetzt; nun wartet er gebannt auf das Ende der Wahl. „Die Familie freut sich, wenn es endlich vorbei ist“, sagt Lawton. Denn die würden seit Wochen mit Wahlwerbung regelrecht bombardiert: TV-Spots, Anzeigetafeln, Zeitungsseiten, Hausbesuche. Republikaner wie Demokraten lassen auf den sprichwörtlich letzten Metern nichts unversucht, um die Bürgerinnen und Bürger der „Swing States“ auf „ihre“ Seite zu ziehen.
Polarisierung zeigt sich weltweit
Dabei hat der Wahlkampf durchaus zu öffentlichen Debatten geführt - selbst in Europa. Szenen, in denen Donald Trump behauptet, in einer Kleinstadt würden Katzen und Hunde gegessen werden, während Kamala Harris darüber irritiert schmunzelt, fluten seit Wochen soziale Medien. Und auch vor Auftritten in den erfolgreichsten Podcast-Sendungen des Landes machten die beiden Lager kein Halt: Donald Trump zog es zu Joe Rogan, Kamala Harris zu Howard Stern. Wie sich die Auftritte am Ende auswirken - völlig offen.
„Die Familie freut sich, wenn es endlich vorbei ist.“
Scott Lawton hat zumindest die Hoffnung, dass die Wahl sein Heimatland nicht noch tiefer spaltet als ohnehin schon. „Wir wissen alle, was am 6. Januar 2021 passiert ist“, sagt er mit Sorge in der Stimme. Demokratische Vorgänge und Gepflogenheiten, die seit über 200 Jahren in den USA Bestand hätten, würden Stück für Stück über den Haufen geworfen. „Alle drei, vier Tage gibt es neue Vorwürfe und Wahlvorgänge werden in Frage gestellt. Das ist besorgniserregend“, ergänzt Lawton. Doch die Polarisierung der Gesellschaft zeige sich für ihn längst nicht nur in seinem Heimatland. Selbst in Europa seien die Auswirkungen inzwischen spürbar. „Die Kluft zwischen Arm und Reich ist größer geworden.“ Diejenigen, die sich im Land der unbegrenzten Möglichkeiten abgehängt fühlen, wenden sich ab. „Es gibt da auch in meiner Familie ein Stadt-Land-Gefälle“, sagt Lawton. Während Großstädter traditionell eher liberal geprägt sind, gehe es auf dem Land eher in eine konservativere Richtung. Wie vermeidet man da Streit mit den Liebsten? „Da muss man einfach andere Themen wählen. Am Esstisch über die AfD zu sprechen ist schließlich auch problematisch.“