Menden. Sanja Schröder wird ein Jahr in den USA leben. Dort erwartet sie einen regelrechten Kulturschock – doch auch darauf freut sie sich.
„Meine Gastfamilie hat direkt gesagt, dass sie keine Trump-Supporter sind“, sagt Sanja Marie Schröder fast schon erleichtert. Die 16-Jährige ist Teil des Parlamentarischen Patenschaftsprogramms (PPP) und wird im August für ein Jahr nach Amerika fliegen. Das könnte für einen echten Kulturschock sorgen.
Gastfamilie in Texas
Noch genießt Sanja Schröder die Sonne der Hönnestadt. Doch bald schon wird sie die Hitze Texas erleben. Denn ab August verbringt sie im Rahmen des Parlamentarischen Patenschaftsprogramms ein Jahr im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
Die Vorbereitungskurse, die sonst in Berlin stattfinden, gibt’s derzeit nur online, berichtet sie. Nach einem Jahr Pause hofft auch ihre Patin, die heimische Bundestagsabgeordnete Dagmar Freitag (SPD), dass die junge Mendenerin neue Eindrücke in den USA sammeln kann. „Mein Vorgänger wurde zwar ausgewählt, musste aber hier bleiben“, sagt Sanja Schröder, die sich bereits vor einem Jahr für das Programm beworben hatte – damals aber noch leer ausging. Ihr Glück, wie sich nun herausstellt. Coronabedingt musste die deutsch-amerikanische Freundschaft in dieser Hinsicht pausieren. „Ich bin optimistisch, weil die Impfungen in den USA recht gut klappen“, sagt Dagmar Freitag beim Gespräch vor der St.-Vincenz-Kirche.
Den genauen Termin für ihr Abenteuer in den USA kennt Sanja Schröder bereits jetzt: der 11. August. Zunächst geht es mit der gesamten PPP-Gruppe nach Chicago, anschließend dann zur Gastfamilie nach San Antonio im Bundesstaat Texas. Und das gilt seit Jahren als Hochburg der Republikaner. Die größte Befürchtung, dass die Gastfamilie zu strammen Trump-Anhängern zählt, hat sich für die 16-Jährige zum Glück nicht bewahrheitet, wie sie sagt.
Reise nach Washington D.C.
Denn: Die junge Mendenerin ist spürbar politikinteressiert. So sind etwa auch Fridays-for-Future-Demos für sie kein Neuland. In Iserlohn und Dortmund hat sie sich die Aktionen vor der Corona-Pandemie bereits selbst angeschaut. Vor allem die Diskussionen in der Seminargruppe des PPP scheinen es ihr angetan zu haben. Es sei etwas anderes, solche Diskussionen im Freundeskreis oder etwa mit anderen Stipendiaten zu führen.
„Am meisten freue ich mich, eine andere Kultur kennenzulernen. Genauso wie andere Meinungen oder Mentalitäten“, sagt Schröder. Zudem sei es schön, später einmal so etwas wie eine zweite Familie in den USA zu haben. Sorgen bereiten ihr nur fanatische Trump-Anhänger. „Ich weiß, dass es auch an Highschools Trump-Supporter gibt, die ziemlich lautstark ihre Meinung äußern“, sagt Sanja Schröder. Ein Kulturschock, da ist sich die Mendenerin sicher, wird die Reise aber in jedem Fall.
In Deutschland hat sie seit November 2020 ihre Schule, das Berufskolleg in Iserlohn, nicht mehr betreten; die Maskenpflicht ist schon fast Normalität geworden. An ihrer amerikanischen Highschool ist die Maskenpflicht ausgesetzt, Präsenzunterricht an der Tagesordnung. „Das komplette Gegenteil“, sagt sie. Ein Höhepunkt werde für sie sicher auch die Reise in die US-Hauptstadt Washington D.C. Zumindest hier kann die 16-Jährige auf ruhigere Zeiten hoffen. Bilder, die sich zu Jahresbeginn ins Gedächtnis einbrannten, als radikale Trump-Anhänger das Capitol stürmten, hätten auch ihr zu denken gegeben.
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