Balve/Menden. Die Spanische Wegschnecke wird in feuchten Jahren zu einer Plage. Tipps, wie man seine Pflanzen vor den gefräßigen Tieren retten kann

Alles fing gut an, doch dann kamen die Mörderschnecken.

„Die Schöpfung praktisch zu erleben, war die Devise.“

Sven Körber
Gemeindepädagoge der Evangelischen Kirchengemeinde Balve

Zusammen mit Sigrid Weseloh, Presbyterin der Evangelischen Kirchengemeinde Balve, dem Gemeindepädagogen Sven Körber und der Jugendreferentin Doreen Wahl hatten die Katechumeninnen und Katechumenen der Gemeinde im Frühjahr im Rahmen der Kartoffelaktion 2024 hinter der Kirche einen kleinen Acker angelegt und Saatkartoffeln gesetzt. Mit dabei war Otmar Hermanns vom Verein Hönnetal im Wandel. „Die Schöpfung praktisch zu erleben, war die Devise“, so Sven Körber.

Freude währt nicht lange

„Die jährliche Kartoffelaktion ist eine ökumenische Gemeinschaftsaktion verschiedener Bistümer und der Evangelischen Kirche von Westfalen“, erläuterte er weiter.

Kurze Zeit später erblickten die ersten sprossenden Blättchen das Licht der Welt. Aber die Freude währte nicht lange. Bei Nacht und Nebel näherten sich glitschige, schleimige Feinde.

Es folgte der Angriff der Killerschnecken, wie die Spanische Wegschnecke von vielen genannt wird. In feuchten Jahren werden sie zu einer Plage. Beinahe hätten die Vielfraße, die auch vor Artgenossen keinen Halt machen, alles vernichtet. „Wir kamen kaum gegen sie an“, so Sigrid Weseloh, die selbst begeistert gärtnert und in ihrem Garten ebenfalls mit den Mörderschnecken einen langwierigen Kampf führt. Ihre Hühner mögen sie leider nicht.

Kartoffeln mit wohlklingenden Namen

Um hinter der Kirche doch noch Kartoffeln mit wohlklingenden Namen wie Blaue Anneliese, Rosaria, Bintje, Rote Emmelie oder Bamberger Hörnchen ernten zu können, mussten alle Beteiligten ran und täglich Schnecken zur Strecke bringen. Waren die ersten gerade gefangen, kamen am nächsten Tag neue Schleimtiere und machten sich weiter über die Kartoffelpflanzen her. „Am Ende half nur der einmalige Einsatz von etwas Schneckenkorn. Das habe ich nicht gern gemacht“, so Sigrid Weseloh. Es helfe leider trotz vieler Tipps fast nichts gegen die verfressenen Kriechtiere.

Die Spanische Wegschnecke stammt, ihrem Namen zum Trotz, mit großer Wahrscheinlichkeit nicht aus Spanien. Sie tauchte ab 1950 in einigen europäischen Ländern als neuer Schädling auf. Seitdem hat sie sich weiter nach Osten und nach Norden hin ausgebreitet. In Skandinavien kam sie 1976 an. Sie wurde von Menschen mit Transporten, zum Beispiel mit Erde oder Pflanzen, verbreitet.

Verheerende Folgen

Auch in der Landwirtschaft richten die schleimigen Monster Schäden an. Der Winter war mild und das Frühjahr sehr feucht. Das sind ideale Lebensbedingungen für die Schnecken. Die Folgen sind verheerend.

Ein Abwehrkragen aus Kunststoff soll die Schnecken von den Pflanzen fernhalten.
Ein Abwehrkragen aus Kunststoff soll die Schnecken von den Pflanzen fernhalten. © WP Balve | Peter Müller

„Nach der wochenlangen feuchten Witterung sind nun deutlich mehr Schnecken auf den Äckern unterwegs. Die feuchten Bedingungen sind günstig für die Entwicklung der Weichtiere. Daher ist in der kommenden Zeit ein erhöhter Populationsdruck zu erwarten“, meldet das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum. Die Schnecken seien in der Lage im jungen Raps großen Schaden anzurichten. Auch junges Getreide sei gefährdet. Je nach Schneckenbesatz könne der Schaden im Getreide erheblich sein.

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Im Garten von Sigrid Weseloh gibt es auch Weinbergschnecken, die sich im Hönneraum dank des Kalkgesteins sehr wohlfühlen. Dies benötigen sie, um ihre großen Gehäuse aufzubauen. Im Winter verschließen sie ihr Haus mit einer Kalkplatte. Weinbergschnecken werden auch gegessen. Die Schnecken im Lebensmittelhandel stammen heute meist aus Zuchten. Das Sammeln ist verboten. Sie stehen unter Artenschutz.

Siegrid Weseloh, Sven Körber und Doreen Wahl (von links) am Kartoffelbeet.
Siegrid Weseloh, Sven Körber und Doreen Wahl (von links) am Kartoffelbeet. © WP Balve | Peter Müller

Hoffnung auf Ernte bleibt

Den Katechumeninnen und Katechumenen bleibt noch Hoffnung auf eine Kartoffelernte. Einige der Pflanzen haben sich gut erholt, manche wagen sich zaghaft wieder hervor. Einen Totalverlust gab es zu beklagen.

So sahen die Kartoffeln aus, bevor sie in die Erde kamen.
So sahen die Kartoffeln aus, bevor sie in die Erde kamen. © WP Balve | Peter Müller

„Wir haben gebetet, dass es zu einer guten Ernte kommen möge“, berichtet Sven Körber.

Mitte Oktober sollen die Kartoffeln geerntet werden. „Wir machen dann mit allen Beteiligten einen Kartoffelabend. Dann kommen, den Feinden mühsam entrissen, die Blaue Anneliese, Rosaria, Bintje, die Rote Emmelie und das Bamberger Hörnchen auf den Grill, in die Pfanne oder in den Topf“, freut sich Doreen Wahl.