Balve/Menden. Wird Hönnetalbahn zum Corona-Express? Die Eisenbahnfreunde stellen sich vor die Bahn. Vereinssprecher Johannes Schmoll präsentiert anderen Plan.
Die E
isenbahnfreunde Hönnetalbestätigen WP-Beobachtungen, dass Schülerinnen und Schüler trotz der Corona-Maßnahmen in übervollen Zügen unterwegs sind. Dennoch nehmen sie die Deutsche Bahn und den Nahverkehrsverbund Westfalen-Lippe (NWL) in Schutz. Das Probleme, schreibt Vereinssprecher Johannes Schmoll in einer Reaktion auf den WP-Bericht, liege woanders.
Die Lage
Die Schülerinnen und Schüler aus dem Hönnetal kennen das laut Schmoll „seit Generationen“: Der Schultag beginnt demnach im vollen Zug; dort endet er meistens auch. Allerdings seien die Abteile mittags nicht ganz so voll wie morgens. „Denn seit Generationen beginnt der Unterricht an Mendens Schulen quasi zeitgleich. Wer zur ersten Stunde da sein muss, dem bleibt nur der eine Zug, der 7 Uhr ab Neuenrade fährt und Menden um 7.37 Uhr erreicht“, meint Schmoll. „Der ist dann natürlich brechend voll, und das ist in Corona-Zeiten natürlich besonders unangenehm.“
Schön daran sei lediglich, dass sich die Jugendlichen damals wie heute „irgendwie mit der Situation arrangieren“.
Schmoll betont: „Solange der Unterricht an den Mendener Schulen in der Regel zur ersten Stunde beginnt, wird der ,Schülerzug’ aus dem Hönnetal morgens voll sein.“
Die Lösung
Schmoll bringt zwei Möglichkeiten ins Gespräch, das Nahverkehrsproblem zu lösen:
1. Längere Züge mit größerem Platzangebot. Schmoll sieht diesen Weg aber lediglich theoretisch als gangbar an. „Das ist zwar grundsätzlich denkbar, aber einfach einen Wagen mehr dranhängen wie zu Bundesbahnzeiten ist heute nicht mehr möglich“, argumentiert der Bahnfachmann, der als Berufsschullehrer künftige Eisenbahner unterrichtet. „Zum einen sind die Bahnsteige für längere Züge nicht mehr ausgelegt, zum anderen müsste man dann erst mal einen weiteren Zug haben.“
Aber selbst wenn es ein weiteres Fahrzeug gäbe, sieht Schmoll ein weiteres Problem: „Es macht keinen Sinn für eine einzige Fahrt, die auch nur auf knapp 17 Kilometern voll ausgelastet ist und an effektiv höchstens 200 Tagen im Jahr stattfindet, ein komplettes Fahrzeug vorzuhalten.“
Schmoll sieht das Auslastungsproblem keineswegs nur bei der Bahn. Auch Busunternehmen wie die MVG seien davon betroffen, sagt der Verkehrsfachmann.
Daher wirbt er für eine zweite Möglichkeit. Sie sei „wesentlich leichter umzusetzen und quasi kostenneutral“.
2. Flexibilisierung des Schulbeginns. „Müssen tatsächlich alle Schülerinnen und Schüler zur ersten Stunde in der Schule sein?“, fragt Schmoll. „Wäre eine Aufteilung auf einen Beginn zur zweiten und dritten Stunde nicht deutlich effektiver?“
Der Fahrplan der Hönnetalbahn sei darauf „weitgehend schon eingerichtet“. Schmoll nennt ein Beispiel: So konnte auf Anregung der Eisenbahnfreunde Hönnetal ein zusätzlicher Zug um 8.17 Uhr ab Balve eingeführt werden. „Anders als früher gibt es nun auch im Fahrplanangebot also bereits Möglichkeiten zur Entzerrung des Fahrgastaufkommens“, betont Schmoll.
Ob volle Züge nun tatsächlich die Ausbreitung des Corona-Virus begünstigen, ist eine andere Frage, die Experten beantworten müssen. Gefordert sind hier jetzt nicht die Bahn und der NWL als Besteller der Fahrten, sondern die Mendener Schulen beziehungsweise deren Träger.
Das Fazit
Schmoll: Auch wenn die Idee flexiblerer Schulzeiten nicht neu sei, sei sie „zumindest diskussionswürdig“. Zeiten wie diese fordern das, „laden ein, es zumindest zu probieren“.