Region. Auf den Spuren des 3x3-Basketballs führen die Wege unter anderem nach NRW. Wie steht‘s um den vermeintlichen Trendsport in der Region?
21 Punkte, zehn Minuten, sechs Spieler, ein Ziel: Die Sportart „3x3 Basketball“ ist spätestens seit dem Erfolg der Damen bei Olympia in Paris vielen bekannt. Seinen Ursprung sieht der Präsident des Westdeutschen Basketball-Verbandes unter anderem in NRW. Warum 3x3 auf den Streetball-Plätzen längst keine Trendsportart mehr ist – und wie ein Spieler das Niveau im Ruhrgebiet bewertet.
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Für Freizeitbasketballer gilt: „Die 3x3-Saison fängt im Sommer an“
„Mein erstes 3x3-Turnier war 2009 oder 2010“, erzählt Hürkan Bingöl. Der 25-Jährige spielt Basketball im Verein – allerdings Fünf-gegen-Fünf. Doch sobald die Saison endet, steht für ihn etwas anderes auf dem Plan: Drei-gegen-Drei. „Du hast die normale Saison, die geht zu Ende, und dann fängt der 3x3-Sommer an“, draußen an der frischen Luft, statt in der heißen und stickigen Halle.
„Das besondere ist, dass du keinen Trainer hast. Ihr seid zu viert und coacht euch selbst. Dadurch hat man eine gewisse Freiheit“, erklärt der Velberter. „Und du hast keinen ‚Check-Ball‘, also sobald der Ball im Korb ist, geht es direkt weiter.“ Im Grunde gebe es ein paar Abwandlungen zum normalen Basketball, „um das Spiel besser zu machen“.
Einige Erfolge feierte der Basketballer bereits. Beispielsweise beim 3x3-Turnier in Essen 2023 und zuletzt bei einem kleineren Turnier der Velberter Sportgemeinschaft.
Drei-gegen-Drei-Basketball gibt es in NRW seit über 30 Jahren
Wo hat es mit dem 3x3-Basketball begonnen? „Sicherlich in den USA und in NRW“, sagt Uwe Plonka. Der Präsident des Westdeutschen Basketball-Verbandes (WBV) sieht die sogenannte „NRW 3x3 Tour“ als Vorreiter der Sportart. Ursprünglich als Streetballturnier gestartet, fanden die Turniere in diesem Jahr bereits zum 30. Mal in zahlreichen NRW-Städten statt. 6700 Spielerinnen und Spielern verteilt auf 1680 Teams nahmen Teil – ein Rekord. Oder in anderen Worten: „absoluter Wahnsinn“.
„Das Niveau hat sich seit 2010 auf jeden Fall verbessert“, berichtet der Velberter Bingöl. Dass 3x3 olympisch ist, hat seiner Meinung nach dazu beigetragen. „Bei vielen Turnieren kann der erste Platz sich für Meisterschaften qualifizieren“, ein weiterer Grund für viele, dort ebenfalls anzutreten. „In NRW hast du allgemein gute Teams, ein paar stechen aber immer heraus. Ist schon echt gut“, so sein Fazit.
Für das Training bieten sich die zahlreichen Freiplätze in NRW an. Dort wird schon lange Drei-gegen-Drei-Basketball gespielt, mit etwas flexiblerem Regelwerk, ohne Schiedsrichter selbstredend. In einigen Städte wie Bielefeld, Hagen, Düsseldorf, Köln und Recklinghausen sind sogar eigens dafür vorgesehene 3x3-Plätze entstanden. Die Städte hätten den Sport und dessen Beliebtheit immer häufiger auf dem Schirm, erzählt WBV-Präsident Plonka – obwohl der Ausbau lediglich auf kleiner Flamme vorangehe.
„Ich gehe davon aus, dass die Aufmerksamkeit noch größer wird“
Nach dem furiosen Sieg der Basketballerinnen Sonja Greinacher, Svenja Brunckhorst, Marie Reichert und Elisa Mevius bei Olympia geht Plonka davon aus, „dass die Aufmerksamkeit noch größer wird“. Das sei jedoch keine neue Entwicklung, denn bereits seit 2022 steigen die Mitgliedszahlen der Verbände deutlich an.
„Wir reden gar nicht mehr von einem Trend“, stellt der WBV-Präsident mit Verweis auf die 3x3-Tour klar. Trotzdem sieht er die Sportart weiterhin im Aufschwung. „3x3 ist die Cranger Kirmes des Basketballs. Alle freuen sich darauf.“ Insbesondere die Events an den Wochenenden seien beliebt. Auf dem Kennedyplatz in Essen steigen am 23. und 24. August die Deutschen Meisterschaften.
Der Blick auf die Events zeigt: 3x3 ist immer auch mit einer großen Show verbunden. „Die Spiele finden sogar in Malls in New York City statt. Da ist richtig Rambazamba“, schwärmt Plonka.
Bislang gibt es keinen Ligabetrieb für 3x3 Basketball
Das einzige, was dem WBV – sowie allen deutschen Verbänden – derzeit noch fehlt, ist eine eigene Liga für 3x3 Basketball. Plonka befürwortet die Idee, sieht aber auch die Schwierigkeiten, beispielsweise in der Koordination mit dem regulären Ligabetrieb und den Hallenzeiten. Es sei auch wichtig, dass die Verbände eine solche Idee gemeinsam umsetzen. Beim nächsten Treffen der Basketball-Präsidenten werde die Diskussion in diese Richtung sicherlich angestoßen, mutmaßt Plonka.