Essen. Die große Liebe in der Grundschule gefunden oder beinahe die Einschulung verpasst – so erinnern sich Menschen aus NRW an ihren ersten Schultag.
Bald beginnt für viele Familien in Nordrhein-Westfalen ein neues, aufregendes Kapitel: Viele erfahrene Kita-Kinder werden zu unsicheren Erstklässlerinnen und Erstklässlern. Wie war Ihre Einschulung? Das wollten wir von den Menschen an Rhein und Ruhr wissen. Hier erinnern sie sich an ihren ersten Schultag:
Rosemarie Schulte-Wilde, Einschulung 1962, ehem. Karlschule in Wanne-Eickel: „Mich verbindet noch immer sehr viel mit dem Tag meiner Einschulung. Meine Klassenlehrerin war eine sehr liebe Frau. Am Nikolaustag lag zum Beispiel immer ein Stutenkerl auf dem Platz vor uns. Mit ihr machte Schule Spaß! Aber das Beste, was ich aus der Schulzeit mitnehme: Meinen ehemaligen Mitschüler, mit dem ich seit 2007 glücklich verheiratet bin. Unsere Klassenlehrerin, eine sehr kluge und freundliche Frau, haben wir nach der Schulzeit noch einige Male zum Kaffee getroffen. Inzwischen ist sie leider verstorben.“
Anne Hamel aus Essen erzählt, wie ihre Einschulung 1948 ablief und was sie damals in ihrem Schulranzen hatte:
Anne Hamel mit Zwillingsschwester Dorit, Einschulung 1948, Parkschule am Wisthoffpark in Essen: „Wenn man bedenkt, was heute für ein Aufwand bei der Einschulung getrieben wird, ging es damals bei uns doch recht bescheiden und einfach zu. Meine Zwillingsschwester Dorit und ich wurden 1948 in die Parkschule am Wisthoffpark in Essen-Steele eingeschult.
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Die Nachkriegsjahre waren noch schwer zu spüren und dementsprechend fiel auch die Ausstattung aus: Unsere Schulranzen waren aus einfachem, braunem Leder. Darin befand sich eine Schiefertafel, an der hing an einer Kordel ein Schwamm und ein Tafellappen, den unsere Mutter gehäkelt hatte. Im Ranzen war auch noch eine Griffeldose mit zwei Griffeln, ein Griffelanspitzer, ein Malblock und Buntstifte.
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Einschulung: Jungen und Mädchen wurden getrennt unterrichtet
Unsere Mutter begleitete uns zur Schule, wir waren sehr aufgeregt. Alle I-Dötzchen versammelten sich im Flur der Parkschule, wo wir vom Rektor und dem Lehrpersonal begrüßt wurden. Dann wurden wir aufgeteilt: Die Jungen bekamen ihren Klassenraum in der Parterre, wir Mädchen mussten in die erste Etage.
Jede suchte sich ihren Platz im Klassenraum selbst aus. Natürlich setzen meine Schwester und ich uns zusammen. Unsere Lehrerin stellte sich vor und jede von uns musste ihren Namen nennen. Was genau wir in den ersten Schulstunden gemacht haben, daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Am Ende des Tages bekamen wir noch ein Rechen- und Lesebuch. Meine Schwester und ich mussten uns die Bücher teilen.
Auf dem Schulhof nahm unsere Mutter uns dann wieder in Empfang und es ging nach Hause. Eine Schultüte gab es für uns nicht, diese hatten nur ganz wenige Schülerinnen und Schüler. Am Nachmittag durften wir uns beim Bäcker ein Pudding-Hefeteilchen kaufen. Das war schon etwas ganz Besonderes für uns.“
Hier erzählt die 61-jährige Susanne Braun aus Essen, warum sie ihre Einschulung 1969 fast verpasst hätte:
Susanne Braun, Einschulung 1969, Albert-Schweitzer-Schule in Essen: „Mein erster Schultag war der 25. August 1969 – und fast hätte ich ihn verpasst. Ich war schon aufgeregt, bevor es überhaupt los ging zur Schule. Meine Patentante ,Hella‘ kam am Tag der Einschulung zu Besuch. Ich wollte ihr zeigen, wie groß ich geworden war. Also streckte ich mich in unserer Diele zu einem Bilderrahmen und konnte ihn tatsächlich mit den Fingerspitzen berühren. Toll!
Unglücklicherweise hatte ich vorher ein Bonbon bekommen, das beim ,Kopf in den Nacken legen‘ in meinen Rachen rutschte. Panik auf allen Seiten. Meine Mutter schnappte sich kurz entschlossen meine Füße und hielt mich kopfüber. Aber der Drops blieb da, wo er war – in meiner Speiseröhre.
„Kurz vor meiner Einschulung ist mein Vater gestorben“
Der Luftröhrenschnitt blieb mir dann aber doch zum Glück erspart – nun ging es schnell in die Aula der Albert-Schweitzer-Grundschule in der Brigittastraße. Meine Mutter trug Schwarz, weil mein Vater fünf Tage zuvor gestorben war. Sie konnte nur schwer ihre Tränen zurückhalten, beruhigte mich aber und sagte: ,Ich weine, weil ich mich so für Dich freue.‘
Von der Aula wurden wir in unsere Klassen begleitet. Von der Klassenlehrerin bekamen wir auch schon eine Hausaufgabe: ,eine Reihe e schreiben.‘ Von meiner Mutter habe ich auch eine Schultüte bekommen. Was genau darin war, weiß ich nicht mehr. Ich kann mich aber noch an einen Hüpfball erinnern, der damals total angesagt war. Die restlichen Bonbons hatte meine Mutter wahrscheinlich vorher herausgenommen, damit nicht noch ein Unfall passiert. Sie hat mich dann auch von der Schule abgeholt. Auf dem Nachhauseweg habe ich ihr gesagt: ,Mama, das war der schönste Tag meines Lebens.‘“
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