Finnentrop. Noch sind die Wartezeiten für Termine erträglich. In der Gemeinde Finnentrop gibt es zehn Allgemeinmediziner. Aber wie lange noch?
Relativ kurzfristige Terminvergabe, annehmbare Wartezeiten und eine gute Behandlung: Prinzipiell sind die Finnentroper zufrieden mit ihrer hausärztlichen Versorgung. Die Auswertung unseres großen Medizinchecks hat unter anderem ergeben, dass 82 Prozent aller teilnehmenden Patienten innerhalb von spätestens zwei Wochen einen Termin in ihrer Hausarztpraxis bekommen. Ein erfreulicher Wert.
„Es gibt noch genügend Hausärzte in der Gemeinde Finnentrop“, kommentiert ein Teilnehmer. Die Betonung liegt auf „noch“. Denn eines geht aus den Ergebnissen des Medizinchecks ebenfalls sehr deutlich hervor: Viele sorgen sich um die hausärztliche Versorgung in der Zukunft.
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Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) gibt es insgesamt zehn niedergelassene Hausärzte in Finnentrop. Fünf davon sind älter als 60 Jahre. Dementsprechend werden in den kommenden Jahren die Hälfte der Finnentroper Hausärzte in Rente gehen. Auch Thomas Mertens (66), der mit Hedwig Hamers in der Gemeinschaftspraxis in Heggen praktiziert, wird davon betroffen sein. Schon jetzt ist Hedwig Hamers (58) für einen Tag in der Woche allein in der Praxis. „Das funktioniert ganz gut“, sagt sie und ist optimistisch, dass der Standort auch in Zukunft gesichert sein wird.
Aber: Dafür sind auch politische Entscheidungen notwendig. „Heggen als eines der größten Dörfer der Gemeinde Finnentrop braucht eine hausärztliche Versorgung. Mir ist das auch ein persönliches Anliegen, weil wir hier schon in der zweiten Generation praktizieren“, so Hamers.
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Die Allgemeinmedizinerin hat durchaus eine konkrete Vorstellung davon, wie eine Lösung aussehen könnte. „Wir würden uns auf dem Gelände der Jugendherberge eine Art interdisziplinäres Zentrum wünschen. Vielleicht ein Konzept mit Betreutem Wohnen, wo Hausärzte, Therapeuten und andere Dienstleister mit eingebunden sind. Die Kommunen müssten aber auch erkennen lassen, dass ihnen so etwas wichtig ist, weil es eine Daseinsvorsorge für unsere Bürger ist.“
Gleichzeitig, davon ist Hamers überzeugt, würde ein derartiges Projekt ein starkes Signal an junge Ärzte senden. Die Botschaft, dass Heggen ein guter und zukunftssicherer Standort für sie sei. Genauso wie für die medizinischen Fachangestellten, die zum Teil schon seit Jahrzehnten in der Heggener Gemeinschaftspraxis arbeiten.
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Die baulichen Voraussetzungen zu schaffen ist jedoch nur ein Aspekt, der perspektivisch wichtig ist. Ausschlaggebend ist vor allem die Nachwuchsförderung. „Es ist wirklich wichtig, dass die Hausarzt-Medizin in der Ausbildung gestärkt wird. Dass die Allgemeinmedizin ein besseres Image bekommt“, meint Hamers. Schließlich seien die Hausärzte für die Basis-, aber auch Langzeitversorgung vieler Patienten mit chronischen Erkrankungen verantwortlich. In der Regel erfüllten die Hausärzte eine Lotsenfunktion im Gesundheitssystem. Viele Kampagnen, darüber ist sich Hamers bewusst, knüpften bereits an einer Imageverbesserung an.
Aber es sei eben auch entscheidend, jungen, angehenden Ärzten klarzumachen, dass die Arbeit auf dem Land durchaus attraktiv sei. „Wir haben hier eine gute Lebensqualität und durchaus auch Freiheiten, zum Beispiel in Form von Job-Sharing-Modellen.“ Hausärzte auf dem Land müssten längst nicht mehr rund um die Uhr erreichbar sein. Ein gut organisierter zentraler Notdienst sorge für Entlastung, zumal mit der zunehmenden Digitalisierung einige Prozesse weiter erleichtert und dadurch Zeitaufwände reduziert werden würden. Familie und Beruf ließen sich inzwischen gut vereinbaren. „Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Der Job lässt sich auch als Frau mit Familie gut ausüben“, meint Hamers. Sie wünscht sich auch weiterhin zufriedene Kollegen – und natürlich Patienten.