Kreis Olpe. Kardiologe und Chefarzt Dr. Frank van Buuren kennt die Branche wie kein Zweiter. Warum er sich mehr Kardiologen in der Region wünscht.

Die Kardiologie ist eines der wichtigsten medizinischen Fachgebiete, denn es geht sozusagen um den Motor, im wahrsten Sinn des Wortes um das Herzstück des Menschen. Deshalb verwundert es nicht, dass Privatdozent Dr. Frank van Buuren, Kardiologe, Chefarzt und ärztlicher Direktor im Olper Martinus-Hospital bei aller Wertschätzung für die kardiologische Versorgung im Kreis Olpe auch kritische Worte findet: „Die Wartezeiten für Termine bei den Kardiologien auch hier bei uns in der Region sind einfach zu lang.“

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Van Buuren ist weit davon entfernt, die Lage schlecht zu reden. Was seine Abteilung im St. Martinus-Hospital betrifft, skizziert er eher das Gegenteil: „Die Kardiologie im Martinus-Hospital in Olpe hat durch ihre dynamische Entwicklung in den letzten Jahren ein extrem hohes Niveau erreicht. Zudem haben wir eine gut funktionierende Kooperation mit der Uni Köln, wo wir unsere operationspflichtigen Patienten vorstellen. Für Behandlungen von Herzklappen, die bei unseren eigenen Patienten durchgeführt werden, sind wir häufig auch selbst vor Ort und nehmen den Eingriff gemeinsam mit den Kölner Kollegen vor. Auch mit dem Herzzentrum des Landes NRW, Bad Oeynhausen, eine Klinik von internationalem Rang, pflegen wir durch meine langjährige Tätigkeit dort ein exzellentes Verhältnis.“

14 Oberärzte, acht Kardiologen

Van Buuren, der sich seit fast sechs Jahren im Martinus-Hospital um die Herzen der Olper kümmert, nachdem er vorher 20 Jahre im Herzzentrum Bad Oeynhausen tätig war, stellt die Schlagkraft im Martinus-Hospital heraus: „Wir haben hier in der Inneren Klinik in Olpe 14 Oberärzte, die neben ihrer internistischen Ausbildung alle auch Spezialgebiete besetzen, acht davon sind Kardiologen. Wir sind also schon eine starke Truppe und legen großen Wert auf menschlichen Umgang. Und darauf, den Patienten nur die Dinge zukommen zu lassen, von denen sie auch profitieren.“

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Aber auch fachlich arbeite sich das Team Stück für Stück nach ganz oben: „Wir haben 2022 beispielsweise 37 mal Herzpumpen eingesetzt. Dieses meist im Rahmen von Schockzuständen bei Herzinfarkten. Früher wären solche Patienten verstorben. Heutzutage können wir viele von ihnen retten. Das macht kaum eine Uni-Klinik in dieser Häufigkeit, ist in der Branche sozusagen erste Bundesliga.“

Gefäßsystem eines Herzens: Oberarzt Ahmed Sharafeldin schaut auf dem Monitor mitten ins Herz.
Gefäßsystem eines Herzens: Oberarzt Ahmed Sharafeldin schaut auf dem Monitor mitten ins Herz. © WP | Josef Schmidt

Die acht Oberärzte in der Martinus-Kardiologie spielten auch perspektivisch eine Rolle. „Denn vom Gesetzgeber wird absehbar scharf gestellt, dass ein Krankenhaus mindestens fünf Kardiologen haben muss, um überhaupt eine kardiologische Klinik betreiben zu dürfen.“

Pumpen, bohren, lasern

Das Martinus-Hospital werde sich weiter intensiv dem Gebiet der invasiven Kardiologie widmen, einfach ausgedrückt, Eingriffe vornehmen, ohne den Menschen den Brustkorb zu öffnen. „Wir machen in dem Bereich fast die gesamte Bandbreite. Mit unseren neuen, hochmodernen Katheterlaboren sind wir in der Lage, Koronararterien auf die technisch individuell beste Art zu behandeln. So können wir die Gefäße des Herzens mit Ultraschall und Laser innerhalb des Gefäßes untersuchen, um dann entweder das Gefäß zu dehnen oder im Bedarfsfall auch den Kalk zum Beispiel mit einem kleinen Bohrer oder mit Stoßwellen zu entfernen. In die Technik unserer Herzkatheter-Labore ist eine siebenstellige Summe investiert worden. Bei den Ballon-Aufdehnungen der arteriellen Gefäße haben wir unsere Leistungszahlen in den vergangenen fünf Jahren mehr als verdoppelt.“ Diese Zahlen untermauerten die Vermutung, dass die Menschen der Region „ihrem Krankenhaus in Olpe“ vertrauten: „Wir stehen dafür, den Menschen, die zu uns kommen, nur das anzubieten, was ihnen hilft, nicht das, was dem Krankenhaus ökonomisch förderlich ist. Und dennoch steigen die Zahlen.“ Dieser Grundsatz, weiß der 55-Jährige aus seiner langjährigen Erfahrung, gelte nicht überall in der Branche so: „Angesichts der Pläne von Karl Lauterbach stehen die Krankenhäuser vor dramatischen Herausforderungen, und die Krankenhausversorgung in Deutschland wird sich sicherlich absehbar dramatisch verändern.“

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Die Zahl der niedergelassenen Kardiologen im Kreis Olpe sei überschaubar, was unter anderem zu den bereits erwähnten viel zu langen Wartezeiten führe: „Einer unserer Oberärzte, Dr. Gerd Müller, ein sehr erfahrener Kardiologe, der hier in der Klinik arbeitet, praktiziert nur mittwochs und freitags im MVZ. Auch dort ist es schwer, einen zeitnahen Termin zu bekommen. In Attendorn gibt es die Praxis Dr. Tassilo Rustemeier, mit der wir ebenfalls hervorragend zusammenarbeiten, dann noch die Kardiologie in der Helios-Klinik. Das ist es dann aber auch schon.“

118 Prozent

Zur kardiologischen Versorgungslage im Kreis Olpe teilt die Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe mit, dass die Kardiologen in der Gruppe der Fachinternisten abgebildet sei. Die Planung der fachärztlichen Versorgung erfolge in Raumordnungsregionen.

In der Raumordnungsregion Siegen seien derzeit 32 Fachinternisten tätig. Damit betrage der Versorgungsgrad in diesem Planungsbereich aktuell 118 Prozent. Der Niederlassungsbereich sei deshalb gesperrt.

Die Terminservicestelle (TSS) für Ärzte ist erreichbar unter Tel.: 116 117. Zudem gibt es die Service-Seite www.kvwl.de/arztsuche und www.patientenberatung.nrw.

Trotz der durchgehend langen Wartezeiten sei nicht damit zu rechnen, dass im Kreis Olpe weitere Kardiologen zugelassen würden: „Das ist bedauerlich und darf auch nicht verschwiegen werden. Nehmen wir das Beispiel eines Patienten, der über ein Stolpern des Herzens klagt oder erhöhten Blutdruck gemessen hat. Er muss im Schnitt ein dreiviertel Jahr warten, wenn er nicht als Notfall eingestuft wird. Das ist viel zu lang. Zu lange Wartezeiten in der Kardiologie können dramatisch verlaufen. Wir sehen deshalb in der weiteren Öffnung der Krankenhäuser zur Erbringung von ambulanten Leistungen durchaus einen positiven Aspekt in der anstehenden Krankenhausreform, um die Menschen im Kreis Olpe noch besser versorgen zu können.“