Drolshagen/Ingemertermühle. Die Schinderhannesmühle bei Scheda ist ein gastronomisches Kleinod. Eine Mischung aus Kneipe und Heimatmuseum. Mit einer unglaublichen Geschichte.

Die Anekdote, die Kneipenwirt Wilfried Turk (63) mit breitem Lächeln zum Besten gibt, ist bezeichnend für das, was der staunende Gast denkt, wenn er es sich in der Schinderhannesmühle gerade gemütlich gemacht hat: „Wir hatten hier bei uns eine Hochzeitsfeier, und zu der Gesellschaft gehörte ein Aldi-Einkaufsleiter, der gar nicht mehr von der Theke weg wollte. Er hat Bauklötze gestaunt und immer wieder gesagt: ,So etwas gibt es in diesem Land doch eigentlich gar nicht mehr.“

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Die Schinderhannesmühle - die schönsten Bilder

Wilfried und Anja Turk führen mit ihrer Jause Schinderhannes-Mühle eine urige Kneipe, die auch das Zeug für ein Heimatmuseum hätte.
Wilfried und Anja Turk führen mit ihrer Jause Schinderhannes-Mühle eine urige Kneipe, die auch das Zeug für ein Heimatmuseum hätte. © WP | Josef Schmidt
Wilfried und Anja Turk führen mit ihrer Jause Schinderhannes-Mühle eine urige Kneipe, die auch das Zeug für ein Heimatmuseum hätte.
Wilfried und Anja Turk führen mit ihrer Jause Schinderhannes-Mühle eine urige Kneipe, die auch das Zeug für ein Heimatmuseum hätte. © WP | Josef Schmidt
Wilfried und Anja Turk führen mit ihrer Jause Schinderhannes-Mühle eine urige Kneipe, die auch das Zeug für ein Heimatmuseum hätte.
Wilfried und Anja Turk führen mit ihrer Jause Schinderhannes-Mühle eine urige Kneipe, die auch das Zeug für ein Heimatmuseum hätte. © WP | Josef Schmidt
Wilfried und Anja Turk führen mit ihrer Jause Schinderhannes-Mühle eine urige Kneipe, die auch das Zeug für ein Heimatmuseum hätte.
Wilfried und Anja Turk führen mit ihrer Jause Schinderhannes-Mühle eine urige Kneipe, die auch das Zeug für ein Heimatmuseum hätte. © WP | Josef Schmidt
Wilfried und Anja Turk führen mit ihrer Jause Schinderhannes-Mühle eine urige Kneipe, die auch das Zeug für ein Heimatmuseum hätte.
Wilfried und Anja Turk führen mit ihrer Jause Schinderhannes-Mühle eine urige Kneipe, die auch das Zeug für ein Heimatmuseum hätte. © WP | Josef Schmidt
Wilfried und Anja Turk führen mit ihrer Jause Schinderhannes-Mühle eine urige Kneipe, die auch das Zeug für ein Heimatmuseum hätte.
Wilfried und Anja Turk führen mit ihrer Jause Schinderhannes-Mühle eine urige Kneipe, die auch das Zeug für ein Heimatmuseum hätte. © WP | Josef Schmidt
Wilfried und Anja Turk führen mit ihrer Jause Schinderhannes-Mühle eine urige Kneipe, die auch das Zeug für ein Heimatmuseum hätte.
Wilfried und Anja Turk führen mit ihrer Jause Schinderhannes-Mühle eine urige Kneipe, die auch das Zeug für ein Heimatmuseum hätte. © WP | Josef Schmidt
Wilfried und Anja Turk führen mit ihrer Jause Schinderhannes-Mühle eine urige Kneipe, die auch das Zeug für ein Heimatmuseum hätte.
Wilfried und Anja Turk führen mit ihrer Jause Schinderhannes-Mühle eine urige Kneipe, die auch das Zeug für ein Heimatmuseum hätte. © WP | Josef Schmidt
Wilfried und Anja Turk führen mit ihrer Jause Schinderhannes-Mühle eine urige Kneipe, die auch das Zeug für ein Heimatmuseum hätte.
Wilfried und Anja Turk führen mit ihrer Jause Schinderhannes-Mühle eine urige Kneipe, die auch das Zeug für ein Heimatmuseum hätte. © WP | Josef Schmidt
Wilfried und Anja Turk führen mit ihrer Jause Schinderhannes-Mühle eine urige Kneipe, die auch das Zeug für ein Heimatmuseum hätte.
Wilfried und Anja Turk führen mit ihrer Jause Schinderhannes-Mühle eine urige Kneipe, die auch das Zeug für ein Heimatmuseum hätte. © WP | Josef Schmidt
Wilfried und Anja Turk führen mit ihrer Jause Schinderhannes-Mühle eine urige Kneipe, die auch das Zeug für ein Heimatmuseum hätte.
Wilfried und Anja Turk führen mit ihrer Jause Schinderhannes-Mühle eine urige Kneipe, die auch das Zeug für ein Heimatmuseum hätte. © WP | Josef Schmidt
Wilfried und Anja Turk führen mit ihrer Jause Schinderhannes-Mühle eine urige Kneipe, die auch das Zeug für ein Heimatmuseum hätte.
Wilfried und Anja Turk führen mit ihrer Jause Schinderhannes-Mühle eine urige Kneipe, die auch das Zeug für ein Heimatmuseum hätte. © WP | Josef Schmidt
Wilfried und Anja Turk führen mit ihrer Jause Schinderhannes-Mühle eine urige Kneipe, die auch das Zeug für ein Heimatmuseum hätte.
Wilfried und Anja Turk führen mit ihrer Jause Schinderhannes-Mühle eine urige Kneipe, die auch das Zeug für ein Heimatmuseum hätte. © WP | Josef Schmidt
Wilfried und Anja Turk führen mit ihrer Jause Schinderhannes-Mühle eine urige Kneipe, die auch das Zeug für ein Heimatmuseum hätte.
Wilfried und Anja Turk führen mit ihrer Jause Schinderhannes-Mühle eine urige Kneipe, die auch das Zeug für ein Heimatmuseum hätte. © WP | Josef Schmidt
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Was er damit meinte, ist leicht nachzuvollziehen: Nach Jahrzehnten des Kneipensterbens gerade auf dem Lande trifft man immer seltener auf das, was früher zu einem Sauerländer Dorf dazugehörte wie die Kirche und der Schützenverein: Die urige Gastwirtschaft um die Ecke, in der der Wirt nicht nur am Tresen stand und kühles Bier zapfte, sondern sich auch mal zu den Gästen setzte für ein Dönekes. Dazu meist ein Innenleben mit viel Holz, oft Fachwerk, einem Ofen, in dem die Scheite prasselten und ältere Herrschaften am Tisch in der Ecke Skat droschen. Land, lang ist’s her, und mit jeder zugeschlossenen Kneipe verliert auch das Sauerland ein Stückchen dörfliche Identität.

Nostalgie pur: Altes Bakelittelefon

Altes Bakelittelefon.
Altes Bakelittelefon. © WP | Josef Schmidt

Kein Wunder also, dass der Aldi-Mann vermutlich vielen Gästen aus der Seele spricht, die zum ersten Mal über die Schwelle zur „Schinderhannesmühle“ treten. So fällt der erste Blick auf eine uralte Eichen-Kommode mit den typischen Eisenbeschlägen, links daneben versetzt eine alte Konservenmaschine den Betrachter in die 50-er oder 60-er Jahre. Eine antike Waage mit eisernen Gewichten, ein Hutspanner, Stiefelleisten fürs Schusterhandwerk und so weiter. Ein wunderschön erhaltenes Bakelittelefon lässt das Herz jedes Nostalgikers höher schlagen: „Alles, was die Leute loswerden und wegwerfen wollen, haben wir gesammelt“, sagt Wilfried Turk, dessen Ehefrau Anja (53) die offizielle Chefin in der Wirtschaft ist: „Kochen tue ich selbst“, sagt sie, Hausmannskost, versteht sich, darunter immer mal wieder Aktionen wie zuletzt Reibeplätzchen mit Schwarzbrot und Quark, Lachs, Rübenkraut oder Apfelmus. Da läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Ein halber Liter Krombacher dazu, bei schönem Wetter ein Plätzchen im geräumigen Biergarten. Auf der Speisekarte steht die normale Gulaschsuppe und Schnittchen, selbst gebackene Flammkuchen aus dem Pizza-Steinofen oder die guten alten Bratkartoffeln mit Spiegelei. Wie bei Muttern in der Küche.

Mehr als ein Geheimtipp

Freitags bis sonntags geöffnet

Die Jause „Schinderhannesmühle“ liegt an der Landesstraße 869 - zwischen Krummenerl und Scheda/Beul - unweit des Wesmecke- und Schoppenwassertales.

Die Turks sind spätberufene Gastronomen, führen die Jause erst im 7. Jahr.

Neben dem normalen Gastrobetrieb öffnen die Mühlenwirte ihre Pforten für größere Veranstaltungen wie Hochzeiten, Geburtstags- Firmen- und Weihnachtsfeiern. Seit 2017 findet jedes Jahr auch ein Oktoberfest mit bayerischem Schankbier statt.

Im Normalbetrieb hat die Jause geöffnet - immer freitags ab 18 Uhr, samstags von 14 bis 18 Uhr und sonntags von 12 bis 19 Uhr - mit selbstgebackenem Kuchen.

Wer Veranstaltungen buchen möchte, kann sich an Familie Turk wenden: 02358/8573 oder Handy: 0176/434492385. Oder unter anjaturk33@gmail.com per Email.

So urig wie das Mobiliar und die Speisekarte, so bodenständig sind in der Regel auch die Gäste: Ob nun der SGV, die CDU-Senioren oder umliegende Sportvereine und Stammtische - darüber hinaus aber auch Wanderer, Radfahrer und Biker. Die Jause ist mittlerweile schon mehr als ein Geheimtipp in der Region zwischen den Stadtgebieten Meinerzhagen und Drolshagen. „Die Kreisgrenze verläuft keine 300 Meter von uns“, sagt Turk. Einen Steinwurf entfernt plätschert der Hesbeckebach am Grundstück vorbei, „bei Krummenerl wird sie zur Krummenau, bevor sie dann in die Lister mündet“, klärt der Wirt auf. Er muss es wissen, seine Ahnen stammen seit Jahrhunderten von der Ingemertermühle, wie das Fleckchen Erde heißt. Turk: „Der Name kommt vom Bergrücken Ingemert, direkt hinter uns gelegen.“ Die Ursprungsfamilie habe den Namen Ihne getragen, sein Opa habe dann eine Clara Ihne geheiratet. Aber der habe auch nur aus einem Dorf keine sechs Kilometer weit weg her gestammt, aus Mühlhofe.

Gastro oder Heimatmuseum?
Gastro oder Heimatmuseum? © WP | Josef Schmidt

Stellt sich an dieser Stelle, in der wir in der weit zurückliegenden Vergangenheit stöbern, die Frage, die mir schon lange auf der Zunge liegt: „Wo kommt denn eigentlich der Name ,Schinderhannes’ her’?“ Denn der berühmte Räuberhauptmann stammte bekanntlich aus dem Taunus, also einige 100 Kilometer entfernt vom Sauerland. Wilfried Turk fackelt nicht lange und zieht ein mit altdeutscher Schrift bedrucktes Papier hervor: „Hier steht es geschrieben. 1793 überfiel die Bande des berüchtigten Johannes Bückler, genannt Schinderhannes, die Ingemerter Mühle, so die Legende.“ Mühlenbesitzer Johann Wilhelm Ihne habe jedoch kurzen Prozess gemacht und zwei anstürmende Räuber erschossen. Ein offensichtlich bleibender Eindruck, denn Schinderhannes habe noch kurz vor seiner Hinrichtung 1803 in Mainz gejammert,, nirgends sei es ihm so schlecht ergangen wie beim „dicken Müller“ im Sauerland. Die Mühle, die heute zur Stadt Meinerzhagen gehört, klärt Wilfried Turk des weiteren auf, sei im 15. Jahrhundert noch im Besitz des Klosters von Drolshagen gewesen.

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Was das Mobiliar, drinnen wie draußen, angeht, sind die Turks ihrer Grundauffassung, treu geblieben: „Unsere Tische und Stühle haben wir aus einer alten Wirtschaft in Lieberhausen, die schließen musste“, sagt Anja Turk, während Wilfried auf die urigen Holzmöbel im Biergarten zeigt: „Die habe ich selbst gezimmert. Aus alten Gerüstbohlen. So etwas mache ich ganz gerne.“

Dass das Kneipenleben vor allem bei viel Betrieb mit zwei Leuten nur schwer zu stemmen sei, nicken die Turks, sei kein Geheimnis. Wenn die insgesamt über 120 Plätze drinnen wie draußen aber mal fast voll belegt seien, packten die erwachsenen Kinder der Familie mit an. Und derer haben die Turks immerhin fünf. Fünf Enkelkinder sind auch schon auf der Welt, so dass die Hoffnung besteht, dass es die „Schinderhannesmühle“ vielleicht auch noch im nächsten Jahrhundert geben könnte.