Dellwig. Im Freibad Dellwig ist man nun energieautark. Warum das Modell deutschlandweiten Vorbildcharakter hat.

Im Bürgerbad Dellwig ist alles für die anstehenden Sommerferien vorbereitet. Und auch der Start in die neue Saison hätte nicht besser laufen können. Obendrein hat Dirk Weise einen Erfolg zu vermelden: das Bürgerbad ist energieautark. Wie die Ehrenamtler das geschafft haben – und warum das Freibad nun deutschlandweit Vorbildcharakter hat.

Ein Ohr an den Freibad-Besuchern

Das Thermometer zeigt es schon seit Tagen nur noch in eine Richtung – nach oben. Mit den steigenden Temperaturen hoffen auch die Fröndenberger Freibadbetreiber auf einen guten Start in die anstehenden Sommerferien. Im Freibad Dellwig ist das Personal für die kommenden Wochen bereits aufgestockt worden. „Wir haben das Pfund, dass wir 27 Rettungsschwimmer in unseren Reihen haben“, erklärt Bürgerbad-Geschäftsführer Dirk Weise. Der Haken: Auch die Rettungsschwimmer sind durchweg ehrenamtlich tätig – wie die Unterstützer der gemeinnützigen Bürgerbad-GmbH und des Fördervereins. „Aber wir haben uns da ganz gut aufgestellt“, so Weise. Nicht zuletzt an den besucherstarken Tagen am Wochenende hilft auch die DLRG-Ortsgruppe am Beckenrand aus. Gleichwohl: Aufgrund der Temperaturen sind auch normalerweise durchschnittlich gut besuchte Tage deutlich stärker als im Vorjahr.

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Damit auch abseits des Beckenrandes alles mit rechten Dingen zugeht, ist seit einiger Zeit zudem ein „SEK-Wiesendienst“ im Einsatz. Die rund 25 Mitglieder des Fördervereins – unter ihnen auch Polizeibeamte, und Anwälte – sorgen dafür, dass etwa das Rauchverbot aufgrund der erhöhten Waldbrandgefahr eingehalten wird; aber ebenso haben sie ein offenes Ohr für Kritik und Verbesserungsvorschläge. „Das hat sich seit Corona bewährt“, resümiert Dirk Weise. Zudem habe man so auch ein Ohr am Publikum. Das Kinderbecken, das einigen Besucherinnen und Besuchern zunächst zu kalt war, ist dadurch nun mit einer zusätzlichen Wärmepumpe ausgestattet. Die Temperatur liegt nun bei 26 bis 28 Grad. „Da konnten wir direkt reagieren“, freut sich der Bürgerbad-Geschäftsführer.

Ein viel entscheidender Faktor ist im Freibad seit dem vergangenen Jahr das Thema Energie. Steigende Strom- und Gaskosten haben die Ehrenamtler zum Handeln gezwungen. Mittlerweile sind mehrere Wärmepumpen, neue Umwälzpumpen sowie PV-Anlagen eingebaut. „Wir haben das Freibad in der Winterpause sozusagen am offenen Herzen operiert, um erdgasfrei zu werden“, sagt Weise. Und genau das habe man nun geschafft. Eine erste Bilanz fällt bereits positiv aus: Alleine im Mai 2023 habe man – mitten in der energieintensiven Aufheizphase des Beckens – im Vergleich zum Vorjahr bereits 1400 Euro gespart „und eine Gasrechnung gibt es gar nicht mehr“. Doch dabei bleibt es nicht. Die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Hauptgebäudes ist inzwischen ausgebaut. Die Anlage, die zuvor auf 30 Kilowattstunden Leistung kam, schafft nun 80. „An guten Tagen laufen wir damit vollkommen autark“, erklärt Dirk Weise. Das ehrgeizige Ziel, das sich der Förderverein im vergangenen Jahr gesetzt hat, ist damit auf ganzer Linie ein Erfolg.

Eintrittspreise bleiben stabil

Und längst ein Musterbeispiel für andere Bäder in ganz Deutschland. Die Betreiber anderer Bäder stehen regelrecht Schlange, um zu erfahren, wie die Ehrenamtler diesen Kraftakt gemeistert haben. In den kommenden Tagen hat sich gar eine Rats-Delegation aus Paderborn angekündigt. Dabei wird Weise nicht müde zu betonen, dass es vor allem einer Teamleistung zu verdanken ist, dass das Bürgerbad nun autark ist. Ein Großteil der Umbaumaßnahmen ist mit öffentlichen Geldern gefördert worden – die eigentlich für eine neue Heizung gedacht waren. Im Zuge der Energiekrise konnten diese Fördermittel aber kurzfristig umgewidmet werden: für eine energieautarke Umrüstung. „Das war der Schlüssel, sonst wäre das nicht zu stemmen gewesen“, erklärt der Bürgerbad-Geschäftsführer.

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Ein bisschen Bammel hatte Weise vor dem Schritt allerdings schon. „Wir sind schon ein bisschen belächelt worden. Und ich habe die Firma mehrfach gefragt, ob die Gasheizung auch wirklich raus kann“, sagt er mit einem Schmuzeln.

An den Eintrittspreisen hat sich folglich – im Vergleich zum Vorjahr – nichts geändert. Damals schon konnte der Förderverein auf die Unterstützung von Gönnern zählen, die in eine Art Freibad-Fonds investierten, mit dem die Eintrittspreise schlussendlich subventioniert wurden. Das alles ist nun nicht mehr nötig, Energieautarkie sei Dank. Für das Freibadteam zählt nun daher nur ein Leitspruch: „Tasche packen, Badehose an – und ab nach Dellwig.“