Lendringsen. „Lendringsen hilft“ freut sich über Stärkungspaktmittel. Damit können nun auch drei Kräfte für aufsuchende Arbeit finanziert werden.
Wer arm ist und/oder einsam, der zieht sich nicht selten zurück. Viele schämen sich für ihre Lage, obwohl sie in den seltensten Fällen selbst verursacht ist. Das Netzwerk „Lendringsen hilft“ will diesen Menschen helfen – und bekommt jetzt neue Möglichkeiten.
Vor gut einem Jahr gründete sich die Initiative. Der Anlass war ein trauriger – der Beginn des Krieges in der Ukraine und die Hilfe für Geflüchtete waren die Initialzündung. Doch von Beginn an stand auch fest: Die Partner wollen nicht nur den Menschen aus der Ukraine helfen, sondern allen, die Unterstützung gebrauchen können.
Dem Netzwerk „Lendringsen hilft“ gehören die evangelische und die katholische Kirche, „Aktiv für Lendringsen“, „Mendener in Not“ sowie die Stadt Menden mit dem Team Soziales und Integration sowie dem Bereich Kinder und Jugend an. „Wir sind aber nach allen Seiten offen. Ein Netzwerk lebt davon, sich zu erweitern“, sagt der evangelische Pfarrer Dr. Björn Corzilius. Zugleich betont er, dass das Netzwerk überkonfessionell ist.
Angebote des Netzwerks „Lendringsen hilft“
Café Eden: kostenloses Frühstück mit Ausgabe günstiger Lebensmittel, dienstags von 9 bis 11 Uhr, Ev. Kirche, Matthias-Claudius-Platz 2.
De-Cent-Laden: Sozialmarkt, jeden zweiten und vierten Dienstag im Monat ab 14 Uhr, Meierfrankenfeldstr. 8.
Edens Küche: günstiges Mittagessen mit Ausgabe günstiger Lebensmittel, mittwochs von 12 bis 13.30 Uhr, Ev. Kirche, Matthias-Claudius-Platz 2.
Fairkauf: Secondhand-Boutique, Dienstag 10 bis 13 Uhr, Mittwoch 16 bis 18 Uhr, Do. 10 bis 13 Uhr, jeden ersten Samstag im Monat 10 bis 13 Uhr, Bieberberg 6.
Stadtteiltreff Lendringsen: offene Kinder- und Jugendarbeit, montags bis donnerstags 15 bis 20 Uhr, Böingser Weg 5.
Netzwerk „Lendringsen hilft“: Sprechzeiten nach Vereinbarung, Lendringser Hauptstr. 47, 02373/84203.
„Mendener in Not“: Kontaktstunden im Fairkauf, jeden ersten Mittwoch im Monat von 16 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Bieberberg 6, 02373/390095 oder 0157/53665742.
Ev. Gottesdienste: jeden Sonntag um 10 Uhr, Ev. Kirche.
Kath. Gottesdienste: www.pv-menden.de.
Schon jetzt gibt es ein breites Hilfsangebot für die Menschen im Mendener Süden. Viele Menschen engagieren sich ehrenamtlich für die gute Sache – ob bei der Ausgabe von Lebensmitteltüten, bei Frühstücks- und Mittagessensangeboten oder in der „Fairkauf“-Boutique. Nun bekommen die Verantwortlichen eine neue Perspektive: Sie erhalten für ihre Arbeit Mittel aus dem Stärkungspakt des Landes NRW – das hat der Ausschuss für Soziale Teilhabe, Demografie und Gesundheit in seiner Sitzung am 24. Mai einstimmig beschlossen. „Darüber freuen wir uns sehr, denn das gibt uns die Chance, unsere Angebote zu verstetigen“, sagt Pfarrer Corzilius.
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Tatsächlich leben Initiativen wie „Lendringsen hilft“ oft von der sprichwörtlichen Hand in den Mund. Angesichts knapper und unberechenbarer Mittel ist eine mittel- oder langfristige Planung schwierig. Genau die ermöglichen die Stärkungspaktmittel. Und nicht nur das: Das Netzwerk „Lendringsen hilft“ kann seine aufsuchende Arbeit intensivieren. Mit Barbara Pössel, Monika Kraus und Jan Gawlik gibt es drei Hauptamtliche, die mit insgesamt 26,5 Wochenstunden und einem ehrenamtlichem Personenkreis um sie herum den direkten Kontakt zu bedürftigen und einsamen Menschen suchen. „Wir haben gelernt, wie wichtig es ist, Menschen direkt anzusprechen“, erklärt Corzilius.
Jan Gawlik bringt viel Erfahrung als Streetworker mit. Menschen auf der Straße ansprechen, das liegt ihm. „Man braucht Menschenkenntnis und Einfühlungsvermögen“, weiß er. Nur wenn sich so vermeintliche Schutzmauern einreißen lassen, steht der Weg ins Innere der Betroffenen offen. Die gelernte Krankenschwester Barbara Pössel hat schon erste Besuche durchgeführt. In die Netzwerk-Runde, die sich einmal pro Woche trifft, bringt sie konkrete Bedarfe mit. Diese sehr individuelle Hilfe strebt „Lendringsen hilft“ an. Monika Kraus hat einen pädagogischen Hintergrund. Auch sie berichtet von ersten positiven Erfahrungen.
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Aktuell sind die Folgen des Hochwassers infolge von Starkregen große Themen. Hier wird Hilfe gebraucht, weil zum Beispiel Möbel zerstört wurden. Lendringsen war besonders stark vom Starkregen betroffen. Was alle Netzwerker betonen, ist die erforderliche Stärkung von Nachbarschaften. „Es ist unbedingt erforderlich, einen Blick auf seine Nachbarn zu haben“, sagt Barbara Pössel. Björn Corzilius stimmt ihr zu: „Es geht darum, die Nachbarschaft zu aktivieren: Achtet bitte aufeinander.“
Wer Bedarfe erkennt, kann und sollte sich an das Netzwerk „Lendringsen hilft“ wenden. Das informiert demnächst mit Flyern und Plakaten über seine Arbeit und nennt auch Kontaktmöglichkeiten. Ähnliches praktiziert auch „Mendener in Not“, berichtet Maria-Cristina Gummert. Der verborgenen Armut auf die Spur zu kommen und dann zu helfen, ist ein schwieriges Unterfangen. Jeder kann sein Scherflein zum Gelingen beitragen.