Menden. „Sehr lokal, sehr kurz – und unglaublich heftig“: So beschreibt Mendens Bürgermeister Roland Schröder den Starkregen vom Montagabend.

„Es war sehr lokal, sehr kurz und unglaublich heftig“: Auf diese Formel bringt Mendens Bürgermeister Dr. Roland Schröder den Starkregen im Mendener Süden, wo am Tag danach in Lendringsen und Hüingsen an vielen Stellen die Aufräum- und Sicherungsarbeiten weitergingen. Die vorläufige Bilanz: Es gibt Sachschäden, die am Ende in die Millionen gehen dürften – aber Stand jetzt gibt es weiterhin keine Meldungen über Verletzte.

Am Tag danach nicht nur schlechte Nachrichten für Menden

Das ist auch für Bürgermeister Roland Schröder und Ordnungsamtsleiterin Manuela Schmidt nach den sintflutartigen Regenfällen die allerwichtigste Nachricht. Und sie ist angesichts der Bilder von Mendener Autofahrern, die aus halb überschwemmten Fahrzeugen fliehen, keineswegs selbstverständlich. Die Lage am Tag danach hält viele schlechte Neuigkeiten, aber auch einige Lichtblicke bereit. So wird die Pfingstkirmes am kommenden Samstag wohl planmäßig eröffnet werden können.

Feuerwehrleute nehmen sich nachts nacheinander Bieberkamp-Gebäude vor

Schröder hebt hervor, dass sich das Starkregenereignis diesmal anders abgespielt habe als in den letzten Jahren: „Damals stieg bei uns das Wasser über die Hönne und die Bieber in die Häuser. Diesmal stand die Gewitterzelle lange über Lendringsen, und enorme Wassermassen schossen von allen Seiten die Abhänge herunter.“ Zahlreiche Anlieger hatten deshalb ihre Keller voller Wasser stehen, das auch wieder aus den Kanälen in die Häuser drückte. Das betraf viele Privathaushalte in Lendringsen und Hüingsen, aber auch Unternehmen entlang des Bieberkamps, wo sich die Feuerwehrleute aus Menden, Plettenberg und Iserlohn bis Dienstag um 1 Uhr nachts ein Gebäude nach dem anderen vornahmen. So geschehen etwa bei Delbrouck, dem Lendringser Hersteller von Transportverpackungen aus Kunststoff.

Freizeitzentrum Biebertal von Überschwemmung schwer getroffen

Schwer getroffen zeigt sich das Freizeitzentrum Biebertal, für das sich im Förderverein auch Ehrenamtliche engagieren. Das Flüsschen, das der Anlage ihren Namen gibt, hat viele der sandigen Gehwege in der Anlage dermaßen ausgespült und zerstört, dass die beliebte Spiel- und Spaßfläche in Lendringsen derzeit für Besucher gesperrt bleiben muss. Die für Mittwoch vorgesehene Eröffnung des neuen Wasserspielplatzes wurde am Dienstag abgesagt. Wie teuer und arbeitsreich es für die Stadt und den Verein wird, die Wege wieder herzurichten, steht noch in den Sternen.

Steinhauser Weg in Oberrödinghausen von Sturzflut regelrecht aufgerissen

Plattgedrücktes Gras zeigt, wie hoch die Bieber am Montagabend stand.
Plattgedrücktes Gras zeigt, wie hoch die Bieber am Montagabend stand. © WP | Thomas Hagemann

Von herabschießendem Wasser gänzlich zerstört zeigt sich auch der Steinhauser Weg in Oberrödinghausen. Der Asphalt ist auf der Hälfte der Fahrbahn regelrecht aufgerissen. Auch die Bundesstraße 515 ist in der Einmündung leicht in Mitleidenschaft gezogen worden.

Tiefgarage am Rathaus unter Wasser

Die Tiefgarage am Mendener Rathaus musste am Dienstag ebenfalls von einer Spezialfirma gereinigt werden. Dort hatte das Wasser mehrere Zentimeter hoch gestanden, und in einer Tiefgarage gehe es dann auch um die mögliche Kontaminierung mit Ölen und Reifenabrieben, sagte Schröder.


Kita Zeisigstraße: Beherzter Vater sorgt dafür, dass der Betrieb weiterläuft

Auch Kinder retten die Kluse

In der Jugendbildungsstätte Kluse drückte das Wasser die Türen des Disco-Raums und der Werkstatt ein: „Wir haben den Strom abgestellt und dann das Wasser herausgeschöpft – mit allem, was da war: Schüsseln, Eimer, Kannen“, berichtet Leiterin Natalie Ossowski.

Tatkräftige Hilfe erhielten die Kluse-Mitarbeiter dabei von den Zweitkässlern der Josefschule Menden, die hier gerade eine Freizeit verbringen: „Die Kinder schöpften alle mit.“

Im Kindergarten Zeisigstraße in Lendringsen schoss am Montag das Wasser hoch aus den Toiletten, weil der knallvolle Kanal es hochdrückte. Als das Kita-Team, das den Strom abgestellt hatte, am Abend die Hiobsbotschaft einer vorläufigen Schließung an die Eltern losschickte, reagierte ein beherzter Vater: Er wuchtete eine große Pumpe ins Auto, fuhr in die Kita und schaffte es damit, das Wasser wieder aus dem Gebäude zu bekommen. Auch die ausgefallene Fäkalien-Hebeanlage konnte er reparieren. Als der Strom dann wieder eingeschaltet war, gab es eine frohe Botschaft der stellvertretenden Kita-Leiterin Nadine Flachmann für die Eltern: Der Kita-Betrieb konnte am Dienstagmorgen nun doch wieder anlaufen wie gewohnt. Tatsächlich waren auch fast alle Kinder wieder da.

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Hierzu machte Bürgermeister Schröder aber eine wichtige Einschränkung: „Die Feuerwehr hat am Montag wieder viele gut gemeinte Hilfsangebote von Privatleuten bekommen, die beim Abpumpen des Wassers helfen wollten. So etwas wird aber in den allermeisten Fällen abgelehnt. Denn wenn das unsachgemäß passiert, kann es in den betreffenden Räumen enorme Stromschläge geben.“

Auch erste gute Nachrichten: Die Pfingstkirmes kann stattfinden

Gute Nachrichten gibt es am Dienstag unterdessen auch: So machte man sich im Rathaus neben allem anderen auch große Sorgen darüber, ob die Pfingstkirmes würde stattfinden können, die immerhin am kommenden Samstag starten soll. Laut Ordnungsamtschefin Manuela Schmidt steht dem aber nach ersten Erkenntnissen nichts im Wege: „Wir haben als erstes die Nordwall-Baustelle stromlos gelegt, damit da nichts mehr passieren kann, und dabei die Enten am Nordwall schwimmen sehen.“

+++ Hier zu sehen: Das Unwetter im Video +++

Auch Kirmes-Schausteller auf Battenfelds Wiese haben den großen Regen überstanden

Weitere Überprüfungen in der Mendener Innenstadt hätten dann ergeben, dass es hier offenbar keine größeren Wasserschäden gegeben hat. Auch die Schausteller, die bereits in großer Zahl in Menden angekommen sind, haben den Starkregen in den Wohnwagen auf Battenfelds Wiese offenbar heil überstanden. Die Pfingstkirmes kann also steigen. Und die Wetterprognose sagt Sonnenschein voraus.