Hohenlimburg.
Große Erleichterung bei den Mitgliedern des Eine-Welt-Kreises der Sankt-Bonifatius-Gemeinde in´ Osten von Hagen. Denn sie waren in den zurückliegenden Tagen und Wochen besorgt. Sehr besorgt um Pastor Dr. Chudi, zu dem einige Gemeindeglieder seit mehr als 25 Jahren ein freundschaftliches Verhältnis pflegen und den heute 74-Jährigen bei seiner schwierigen Arbeit als Seelsorger im Vielvölkerstaat Nigeria finanziell unterstützen.
Denn Dr. Chudi, der eigentlich korrekt Dr. Chudi Peter Akaenyi heißt, hatte sich seit Wochen nicht mehr gemeldet. Weder per Whatsapp noch per E-Mail. „Das ist komisch“, sagte deshalb Hedwig Bieke, denn das letzte Lebenszeichens hatte sie am 4. Januar, vier Tage vor dem 74. Geburtstag des Pfarrers erhalten. Da schrieb dieser. „Ich werde mich melden, liebe Hedwig, ich muss Dir in diesem Januar noch schreiben. Ich verspreche es.“
Kein Strom in Nigeria
Doch dieses Versprechen hatte er bislang nicht eingelöst, war auch telefonisch nicht zu erreichen. Bis zum späten Donnerstagabend. Kurz vor 23 Uhr bekam Hedwig Bieke den ersehnten Kontakt. „Die Verhältnisse sind aktuell katastrophal. Wir haben keinen Strom. Ich sitze im Dunkeln“, begründete Dr. Chudi die zuletzt herrschende „Funkstille“.
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Denn das bevölkerungsreichste Land Afrikas versinkt in Gewalt, wie das Nachrichtenmagazin Der Spiegel im Januar aktuell berichtete. Verbunden mit religiösen Spannungen zwischen Christentum und dem Islam, die sich aktuell zugespitzt haben.
Enge Freundschaft seit 1995
Die Freundschaft zwischen den Mitgliedern der Sankt-Bonifatius-Gemeinde und Dr. Chudi begann im Herbst des Jahres 1995. Damals herrschte in der Gemeinde eine nicht unproblematische Vakanz. Pfarrer Schmitz war langfristig erkrankt, und Vikar Carolus van den Bogaert hatte aufgrund persönlicher Probleme „die Brocken hingeschmissen“, wie sich Hedwig Bieke erinnert.
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Deshalb hatte die Gemeinde einen Hilferuf an das Erzbistum in Paderborn gesendet, so dass die Verantwortlichen übergangsweise einen „Notfall“-Seelsorger schickten: Dr. Chudi Peter Akaenyi, der nach dem Studium mit anschließender Promotion in Rom zu diesem Zeitpunkt bereits in Enugu (Nigeria) in einem Priesterseminar tätig war, jedoch ein Sabbatjahr im Ausland verbringen wollte.
Stehende Ovationen zum Abschied
„Weil ich mich sehr für die deutsche Kirche interessiere, bin ich nach Deutschland und somit nach Hohenlimburg gekommen“, sagte er damals im Gespräch mit der WESTFALENPOST. „Außer Verwaltungsaufgaben mache ich alles: Gottesdienste, Taufen, Trauungen, Beerdigungen und Krankenbesuche. Ich will das Jahr nutzen, um ganz und gar Seelsorger zu sein.“
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Und das machte er so gut und so herzlich, dass er bei seiner Verabschiedung im Jahr 1996 stehende Ovationen erhielt. „Die Kirche war damals so voll wie ansonsten nur zu Weihnachten“, erinnert sich Stefan Welzel, der ebenfalls zum Eine-Welt-Kreis zählt und der ergänzt. „Dr. Chudi ist ein unglaublich herzlicher und integrer Mensch.“
Kollekte für Nigeria
Deshalb hat die Bonifatius-Gemeinde in all den Jahren dessen Arbeit in Afrika unterstützt und gefördert. Dreimal im Jahr wurde in den Gottesdiensten die Kollekte für den Freund aus Nigeria bestimmt. Und der dokumentierte der Gemeinde danach mustergültig, für wen und in welcher Form er das Geld eingesetzt hat.
So für den Aufbau einer Schule, die Stefan Welzel als Leuchtturmprojekt beschreibt. Parallel dazu unterstützte er Schulkinder der „Sankt Mary’s Bigard Primary School“ in Enugu, Schüler der Sekundarstufe oder Universitätsstudenten. Darüber hinaus bezahlte er, falls erforderlich, Krankenhausrechnungen. Und vieles mehr. Zuletzt war er bemüht, eine Krankenversicherung für die Armen in der Diözese Awka, in der er noch immer tätig ist, aufzubauen. Denn eine solche Krankenversicherung gibt es, so seine Darstellung, bislang in Nigeria nicht.
Hilferuf nach Hohenlimburg
Bedeutsame Aufgaben somit, die auch dank der Unterstützung aus Hohenlimburg angegangen oder auch gestemmt werden konnten. Und wenn die Not einmal besonders groß war, scheute er sich auch nicht, einen Hilferuf nach Hohenlimburg zu schicken. Mit Bitte um Spenden. So im Jahr 2016, als im Bistum Awka aufgrund einer Explosion von Gasflaschen mehr als 100 Frauen und Männer ihr Leben ließen und deshalb die Not besonders groß war.
Zuletzt war Dr. Chudi im Jahr 2019 in Deutschland. „Wenn er in Deutschland war, kam er auch immer für einen Tag nach Hohenlimburg und hat uns besucht und hat sich für die Unterstützung bedankt. Dann hat er bei mir, wie bei anderen Besuchen zuvor auch, an der Feldstraße in Oege übernachtet“, beschreibt Hedwig Bieke das ausgesprochen gute Verhältnis zu Peter, wie er vertrauensvoll von Freunden genannt wird.
Deshalb ist - bei aller Dramatik in Nigeria - jetzt die Freude groß, dass es dem sympathischen Pfarrer den Umständen entsprechend gut geht und er von seinem Engagement für die Armen der Armen noch nichts eingebüßt hat. „Somit“, so Hedwig Bieke, „können wir unsere Unterstützung fortsetzen.“