Hohenlimburg. Ein Ehepaar aus Elsey kämpft mit braunen Sprenkeln am Haus und hatte Flugzeug-Abwässer in Verdacht. Nun gibt es neue Hinweise auf die Herkunft:
Leeren Flugzeuge ihre Toiletten-Tanks über Elsey? Zumindest vermutet hatte dies ein Ehepaar, das seit Jahren mit braunen Flecken auf ihrem Wintergarten und ihrem Auto zu kämpfen hat und in der Flugschneise des Dortmunder Flughafens lebt. Eine Berichterstattung dieser Zeitung über den Fall hatte zu zahlreichen Reaktionen aus der Leserschaft geführt. Manche beklagten ähnliche braune Flecken, andere wussten mehr über die mögliche Herkunft zu berichten. Und diese wiederum hat zwar was mit einer Flugschneise zu tun, jedoch nicht jener von Flugzeugen – sondern von Bienen.
Biene auf Reinigungsflug
Denn gerade im Frühjahr und Sommer sind Bienen zu ihren Reinigungsflügen unterwegs und lassen dabei Kotbeutel ab, die sich in den langen Wintermonaten angesammelt haben. Um sicher zu sein, müsse man eine Probe unter dem Mikroskop untersuchen, sagt Ulrich Schmieds. „Aber bei dem geschilderten Fall deutet viel darauf hin, dass es sich um einen biologischen Ursprung handelt.“ Schmieds weiß, wovon er spricht. Lange Jahre hat der Berchumer als Biologe im Bereich der Gewässerökologie gearbeitet. Nebenbei leistete er aber auch oft Amtshilfe für die Bezirksregierung Münster und das Lanuv, das Umweltministerium des Landes NRW, wenn es darum ging, ob Industriebetriebe in Wohngebieten ihre Spuren hinterlassen haben.
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Biologischer Ursprung
Etwa, ob ein ausgeblasener Hochofen für Niederschlag auf Autos gesorgt hat. „Wir sind dann rausgefahren, haben Proben entnommen und analysiert. Häufig stellten wir fest, dass sie biologischen Ursprungs waren.“ Eine Lösung, die er auch im Falle der vermeintlichen Fäkalien aus Flugzeug-Toiletten vermutet. „Es gibt noch viele andere Möglichkeiten, aber bei der geschilderten Färbung und Art deutet vieles auf Bienenkot hin.“
Braune Flecken
Wenn es zur Frühlingszeit draußen wieder wärmer wird, schwärmen die Insekten verstärkt zu „Reinigungsflügen“ aus und lassen dabei im Flug ihre Exkremente fallen. Dabei handelt es sich um bräunliche Flatschen (zirka 3 bis 10 Millimeter groß), die mit der Zeit festtrocknen. Wer eine Probe befeuchtet und unter dem Mikroskop betrachtet, der sieht, dass diese Flecken aus tausenden kleinen Pollenkörnern bestehen.
Regelmäßige Fälle
„Wir haben regelmäßig im Frühjahr und Sommer solche Fälle gehabt“, berichtet Schmieds. Leichter zu erkennen und ebenfalls nicht selten im Garten anzutreffen: Lehmkügelchen von Wespen. Hierbei handelt es sich um kleine Bröckchen, die auch mal auf den Kaffeetisch im Garten klatschen können. „Häufig passiert das, wenn ein Wespennest im Einzugsgebiet liegt.“ Die Wespen nehmen Sandpartikel, speicheln diese ein, verkleben sie und fliegen sie zum Nestbau. „Das scheint mir im geschilderten Fall nicht so zu sein, lässt sich aber relativ schnell herausfinden.“
Lehmbrocken von Wespen
Dazu nimmt man einzelne Brocken und benetzt diese mit etwas Wasser. Sollte eine braune Lehmbrühe entstehen, ist das ein Hinweis, dass es sich um Lehmbrocken von Wespen handelt. Bei dem Fall aus Elsey deute aber mehr auf Bienenkot als Ursprung hin. Rückstände von Fäkalien aus Flugzeugtoiletten habe er in seinen Arbeitsjahren übrigens nie nachgewiesen, sagt Schmieds. Gehört habe er dagegen von Fällen, bei denen gefrorenes Eis in Gärten gelandet war, das aus Flugzeugen stammen sollte. Das ist allerdings schon zwanzig bis dreißig Jahre her. „Selbst erlebt habe ich so einen Fall nie.“
Bienenkot auf Autos, Glasdächern und ähnlichem sei dagegen harmlos. „Und weil es biologischen Ursprung hat, muss man damit leben.“
Intensive Reinigung
Mit verschiedenen Arten solcher Flecken haben auch immer Autowaschanlagen zu tun, wie ein Mitarbeiter der Wascharena in Reh zu berichten weiß. „Wir bekommen solche Autos jedes Jahr, manche Arten von Flecken sind schwierig zu säubern.“ Nicht immer genüge eine Fahrt durch die Waschanlage. Manchmal brauche es dann auch eine intensivere Reinigung.
Airlines weisen Vorwürfe zurück
Dass Flugzeuge im Flug ihre Toiletten-Tanks leeren, dieser Theorie haben auf Anfrage dieser Zeitung mehrere Airlines widersprochen. Neben Wizz Air betont auch Eurowings, die Toilettentanks ihrer Flugzeuge würden „selbstverständlich nicht im Flug entleert – schon gar nicht über Wohngebieten“. Das sei technisch ohne Weiteres auch gar nicht möglich, sagt Raquel Krüggeler, Sprecherin von Eurowings. „Stattdessen wird der Tank am Boden ausgepumpt und der Inhalt ordnungsgemäß entsorgt.“
Dieser kontrollierte Vorgang solle nicht mit dem Ablassen von Kerosin verwechselt werden, das bei Langstreckenflugzeugen in Notfallsituationen notwendig werden kann, die eine vorzeitige Landung erfordern (das zulässige Landegewicht ist aus Sicherheitsgründen genau definiert). „Als europäische Kurz- und Mittelstrecken Airline führt Eurowings jedoch keine Langstreckenflugzeuge in ihrer Flotte.“