Hagen. Der Klimawandel macht Fröschen und Kröten in Hagen zu schaffen. Die Biologische Station hilft den Amphibien. Macht das Sinn?
Die Natur, so wie wir sie kennen, ist gefährdet. Das Klima wird wärmer und trockener, Fauna und Flora müssen sich auf die veränderten Bedingungen einstellen. Manche schaffen das nicht und sterben aus. „Die Entwicklung ist nichts anderes als dramatisch“, sagt Ralf Blauscheck, Leiter der Biologischen Station Hagen.
Deshalb muss der Mensch nachhelfen. In diesem Fall Blauscheck persönlich. Mit einem Mini-Bagger hat er im Fleyer Wald mehrere Mulden ausgehoben, damit sich dort Regenwasser sammeln und Teiche bilden können.
Das größte dieser neuen Gewässer umfasst eine Fläche von immerhin 15 mal 12 Metern. Blauscheck legte die Teiche in natürlichen Senken an – an Orten, an denen sich früher von allein Wasserstellen bildeten. „Doch infolge der Regenarmut in den letzten Jahren sind diese Kuhlen ausgetrocknet“, berichtet er.
Die Heimat von Amphibien
Große Pfützen und Teiche sind die Heimat von Amphibien, die sich im und am Wasser fortpflanzen. In Hagen kommen vor allem Erdkröte, Grasfrosch, Lurche und Salamander vor.
Blauscheck setzt darauf, dass die von ihm angelegten Becken sich mit Wasser füllen und die Trichter zumindest bis zum Ende der Laichzeit gut gefüllt bleiben. Die Voraussetzungen sind vielversprechend, im Untergrund befindet sich eine wasserundurchlässige Tonschicht. „Wenn es optimal läuft, dann führen die Teiche sogar das ganze Jahr über Wasser“, sagt der Naturschützer.
Trockenheit und Hitze haben verheerende Auswirkungen
Die beiden heißen Sommer 2019 und 2020 hatten verheerende Auswirkungen auf den Amphibienbestand in Hagen: In beiden Jahren sind zahlreiche Kleingewässer frühzeitig ausgetrocknet, so dass die Jungtiere von Fröschen, Kröten und Lurchen keine Überlebenschance hatten. Einen „Totalverlust der Reproduktion“ bei den Amphibien nennt das Blauscheck: „Die Nachwuchsgenerationen von Laubfröschen und Erdkröten aus zwei Jahren fehlen komplett.
Während 2021 ein relativ kühler und regenreicher Frühling folgte, gab es in diesem Jahr erneut zu wenig Niederschlag, so dass die meisten der rund 700 auf Hagener Stadtgebiet kartierten Pfützen, Tümpel, Gruben und Teiche früher oder später austrocknen.
Den Kaulquappen und Larven der Amphibien hilft dann bisweilen die Hagener Feuerwehr, indem sie – von Anwohnern und Spaziergängern alarmiert – frisches Wasser in die trocken fallenden Tümpel pumpt. Das rettet zwar das Leben des amphibischen Nachwuchses, den anhaltend ausbleibenden Niederschlag können aber auch solche Aktionen letztlich nicht kompensieren.
Der Mensch muss eingreifen
Also muss der Mensch in den von ihm selbst aus dem Gleichgewicht gebrachten natürlichen Haushalt eingreifen. Ihn plage kein schlechtes Gewissen, die Natur in diesem Falle nicht sich selbst zu überlassen, betont Ralf Blauscheck: „Erstens machen wir hier nichts kaputt, zweitens stellen wir nur einen jahrzehntelang etablierten Zustand wieder her.“ Die Natur sei nicht mehr in der Lage sich selbst zu helfen, es gebe keine mäandernden Bäche mehr, die Schleifen abschnüren und natürliche Teiche bilden. „Diese natürliche Dynamik ist nicht mehr gegeben.“
Vielleicht rette er mit seiner Aktion nur einen verloren gegangenen Teil Natur in eine neue Zeit hinüber, vielleicht sei er eine Art Nachlassverwalter, sinniert der Leiter der Biologischen Station: „Ich hoffe nicht, dass es irgendwann auf der Erde so weit kommt, dass selbst motivierte Naturschützer sagen, es macht keinen Sinn mehr sich einzusetzen.“
Im Frühjahr 2023 wird sich zeigen, ob das Wiederherstellen von Teichen und Tümpeln von Erfolg gekrönt ist. Dann kommen Kröten und Frösche aus ihren Winterquartieren und werden die neuen Wasserstellen, wenn alles gut geht, mit neuem Leben füllen.