Hagen. Zwei Generationen von Amphibien sind in Hagen zu 100 Prozent eingegangen. In den trockenen Sommern 2019 und 2020 ging der Nachwuchs ein.

Die beiden heißen Sommer 2019 und 2020 haben verheerende Auswirkungen auf den Amphibienbestand in Hagen gehabt: In beiden Jahren sind zahlreiche Kleingewässer frühzeitig ausgetrocknet, so dass die Jungtiere von Fröschen, Kröten und Lurchen keine Überlebenschance hatten. Einen „Totalverlust der Reproduktion“ bei den Amphibien nennt das die Biologische Station Hagen, deren Leiter Ralf Blauscheck Alarm schlägt: „Die Nachwuchsgenerationen von Laubfröschen und Erdkröten aus zwei Jahren fehlen komplett.“

Anders als in diesem Jahr mit einem relativ kühlen und regenreichen Frühling waren 2019 und 2020 die meisten der rund 700 auf Hagener Stadtgebiet kartierten Pfützen, Tümpel, Gruben und Teiche Ende Mai bereits ausgetrocknet.

Mit dramatischen Folgen für Kaulquappe und Co.: Der Amphibiennachwuchs, der zur Entwicklung auf flache Gewässer angewiesen ist, saß im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Trockenen und ging ein. „Ich will hier gar nicht den Klimawandel bemühen, aber es gibt nichts schönzureden, wenn die komplette Generation einer Art zu 100 Prozent ausfällt – und das in zwei Jahren hintereinander“, so Blauscheck: „Es wird lange dauern, bis sich die Natur davon erholt und sich neue Lebensgemeinschaften bilden.“

Die dauerhafte Sicherung des Wasserstandes wichtiger Fortpflanzungsgewässer hat deshalb für die Biologische Station oberste Priorität. In den kommenden Jahren sollen mehrere Kleingewässer optimiert oder auch neue angelegt werden.

So geschehen bereits am Rande eines beliebten Wanderwegs im Wald auf dem Tücking, wo zwei beachtliche Tümpel mit Baggern vertieft und verbreitert wurden. Derzeit tummeln sich zahlreiche Kaulquappen in den beiden Gewässern, deren lehmiger Untergrund kaum Wasser versickern lässt. Die Larven ernähren sich von Algen und dem Grünzeug der Äste, die im Waser liegen.

Infolge der anhaltenden Trockenheit sind die beiden Mini-Teiche in den Vorjahren allein durch die enorme Verdunstung ausgetrocknet – und das, obwohl die Feuerwehr mehrmals frisches Wasser in die Becken pumpte. Den anhaltend ausbleibenden Niederschlag konnten aber auch solche Aktionen letztlich nicht kompensieren.

Und dennoch ist es der Mensch, ohne den den Amphibien in Hagen auf Dauer eventuell keine Zukunft beschieden ist. Niemand kann in die Zukunft schauen, doch wenn sich in den kommenden Jahren die Trockenperioden häufen, droht den Amphibien in unserer Region das Aussterben: „Es ist wohl leider so, dass wir solche künstlichen Quartiere schaffen oder zumindest erhalten müssen, um den Tieren ihren Lebensraum zu bewahren“, sagt Blauscheck. Die Natur regeneriert sich nicht immer allein.